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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Was wäre wenn … Sie einen Giacometti hätten?

Auf alle Fälle wären Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein Multimillionär. Vorausgesetzt, der Giacometti wäre echt. Was bei den vielen in der Welt herumgeisternden Giacometti-Fälschungen nicht unbedingt als selbstverständlich angenommen werden könnte. Just im Sommer letzten Jahres wollte ein Gaunertrio weitere rund eintausend (!) Falsifikate unter die kunstgierige Kundschaft bringen.

Nun, der „L’Homme qui marche I“ („Schreitender Mann I“), der vor wenigen Tagen bei Sotheby’s London unter den Hammer kam, war sicherlich echt – echt wie seine fünf Brüder (gibt es doch sechs Bronzegüsse dieses Werkes). Einst kaufte der Dresdner Bank-Vorstand besagtes Stück für schlappe 1,4 Millionen DM zum Schmuck der Frankfurter Vorstandsetage im besonderen und vielleicht zum höheren Ruhme des Geldhauses im allgemeinen. Der Hammerpreis in London betrug jetzt 58 Millionen Pfund, plus Aufgeld 65 Millionen, also rund 75 Millionen Euro. Bislang das teuerste je auf einer Auktion versteigerte Kunstwerk.

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Bildnachweis: wikimedia commons

Dass Giacomettis so sehr geschätzte Werke etwas mit Banken zu tun haben, haben wir soeben gelernt. Auch die möglicherweise sich des Ruchs der Beihilfe zu deutscher Steuerhinterzieherei zu entledigen genötigt sehende Schweiz steht da nicht nach: ziert doch just dieser „Schreitende“ die 100 Franken-Note. So bleibt man in diesen finanziellen Regionen unter sich.

Vielleicht kramen Sie, liebe Leserinnen und Leser, doch sicherheitshalber noch einmal gründlich in Keller und Dachboden herum, ob Ihnen vielleicht unter mancherlei dürrem Metallgestänge etwas verdächtig Aussehendes in die Hände fällt – es könnte ja ein Giacometti sein. Auf alle Fälle wären Sie dann saniert. Und falls es ein gefälschter wäre – Sie müssten eine solche Panne ja nicht gleich unter die Leute bringen – die anderen tun es ja auch nicht.

Und wenn Sie keinen finden, trösten Sie sich: mit einer 100 Franken-Note, leicht gegen einen ohnehin durch griechisches Finanzgebaren krisengefährdeten Euro-Betrag einzutauschen, hätten Sie auch einen Giacometti – die Note würde ja wohl echt sein.

Ach ja, wir vergassen es fast: 75 Millionen Euro für eine (wenn auch lebensgrosse, dafür klapperdürre) Figur – ist das nicht ein bisschen zuviel? Zumal es sie in sechs Originalen gibt? Was für ein Umgang mit Geld ist das eigentlich? Wenn man demgegenüber so an das Gehalt etwa der Bundeskanzlerin denkt oder gar an Hartz IV? Gleicht unsere Welt nicht manchmal doch einem Irrenhaus?

→ Alberto Giacometti im bretonischen Landerneau

–  Vgl.  Irrenhaus Kunstmarkt: Paul Cézanne – Die Kartenspieler  –

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