Frankfurter Kunstverein: „Bilder vom Künstler“ (2) – Paule Hammer
„Bilder vom Künstler“ – so lautet die derzeitige, noch bis zum 17. Januar 2010 laufende Ausstellung, mit der der Frankfurter Kunstverein sieben sehr unterschiedliche Positionen zu dem Thema Selbstverständnis des Künstlers und Rollenbilder der Gesellschaft zur Diskussion stellt. Seinen Grossen Ausstellungssaal in der zweiten Etage widmet er einer raumgreifenden Inszenierung aus Malerei, Sound und Video „Weltenzyklopädie III“ des Leipziger Künstlers Paule Hammer.
Paule Hammer vor: „Sun Ra Music und das All-Sturm-System“, 2009, Acryl, Tusche und Papier auf Leinwand, 300 x 250 cm, Courtesy the artist und Laden für Nichts
In der Mitte des Raums steht eine dreistufige, nach innen begehbare Pyramide, darinnen eine Video- und Klanginstallation. Grossformatige Darstellungen hängen an den Wänden oder stehen an die Wand angelehnt auf dem Boden. Weisse skulpturale Objekte in der Art menschlicher Beine tragen, ähnlich einer Staffelei, kleinere Bildtafeln. Grossflächige, in gebrochenem Weiss ausgeführte Schriftzüge auf den anthrazitdunklen Wänden ergänzen die Installation.
Ausstellungsansicht, Unwohlsein, 2009, Acryl und Tusche auf Leinwand, 120 x 100 cm, Courtesy Sexauer Collection, Berlin
Ausstellungsansicht, Übersicht, 2009, 2-teilig, Acryl, Lackstift, Papier auf Leinwand, jeweils 300 x 250 cm, Courtesy the artist und Laden für Nichts
Hammers Bilder durchziehen akribisch geschriebene Textschlangen und Textinseln. Will man den Intentionen des Künstlers gerecht werden, muss man sich Zeit nehmen, diese Texte näher zu untersuchen. Wir treffen auf Erzählungen und Pamphlete, Philosophisches und Banales, Reales und Träumerisches, Fragmentarisches und Abgeschlossenes. Alle Bild-/Schrifttafeln stehen miteinander in einer Beziehung, formal verbunden auch durch die Wandmalereien. Hammer schreibt bewusst aus einer Perspektive des Ich inmitten von Skepsis und Zweifel, von Suche, Analyse und Finden.
Ausstellungsansicht, Nemesis Führungspersönlichkeit, 2009, Acryl, Tusche und Papier auf Leinwand, 290 x 240 cm, Courtesy the artist und Laden für Nichts
„Ausgangspunkt sind Selbstbefragungen des Künstlers: Wer bist Du, was denkst Du, wie sollst Du dich entscheiden? In einem Strudel von Einflüssen, Umständen und Wirklichkeiten, vermeintlichen Tatsachen und Wissensbeständen, sucht Paule Hammer nach stabilen Inseln … Was ist wahr und was ist falsch, was ist wichtig und was nebensächlich, wo ist ein Zentrum?“ – so der Frankfurter Kunstverein zu Hammers Inszenierung.
Ausstellungsansicht, All-Sturm-Pyramide, 2009, verschiedene Medien: Holz, Acryl auf Textil, Video und Sound, Courtesy the artist
Wer die kleine, orientalisch anmutende Kammer im Inneren der Pyramide betritt, begegnet einer Video- und Klanginstallation, Ergebnis des von Hammer entwickelten „All-Sturm-Systems“, mit dem der Künstler Buchstaben in einen Bezug zu bestimmten Klängen bringt. Das entsprechende tabellarisch dargestellte Schema finden wir im unteren Bereich seiner Arbeit „Sun Ra Music und das All-Sturm-System“.
All-Sturm-Pyramide, Innenansicht
Paule Hammer, 1975 in Leipzig geboren, studierte von 1997 bis 2002 an der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst in der Fachklasse Malerei bei Professor Sighard Gille. Neben der Malerei befasst er sich mit Bildhauerei und Rauminstallationen. Er stellte in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Leipzig und München sowie in Los Angeles aus. Hammer lebt und arbeitet in Leipzig.
Ausstellungsansicht, Weltbild, 2009, 2-teilig, Acryl, Lackstift, Papier auf Leinwand, jeweils 300 x 250 cm, Courtesy the artist und Laden für Nichts
Für den 13. Januar 2010, 19 Uhr, lädt der Frankfurter Kunstverein zu einem Künstlergespräch mit Paule Hammer ein – es verspricht, ein spannender Abend zu werden (freier Eintritt).
( Installation und Objekte © Paule Hammer; Fotos: FeuilletonFrankfurt)