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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Botticelli-Weihnacht im Städel Museum / 3

Botticelli_Madonna_mit_Kind_und_Johannesknaben_Florenz-430

Sandro Botticelli (1444/45-1510), Madonna mit Kind und dem Johannesknaben, Leinwand, 134 x 92 cm, Florenz, Palazzo Pitti, Galleria Palatina; Foto: Florenz, Polo Museale, Gabinetto Fotografico, Galleria Palatina

Auch dieses Madonnenbildnis wurde erst nach seiner Restaurierung im Jahr 1976 als ein eigenhändiges Werk Sandro Botticellis anerkannt. Es gehört zu seinem Spätwerk, für welches unter anderem seine grossfigurigen Darstellungen kennzeichnend sind.

Ein Werk von erstaunlicher, ungewöhnlicher Bildkomposition und expressiver Kraft, ein Andachtsbild von verdichteter religiöser Aussage. Maria beugt ihren Oberkörper über das Jesuskind und den Johannesknaben fast bis in die Waagerechte. Selbst in dieser Haltung füllt sie zur Gänze das monumentale Bildformt von rund 130 Zentimeter Höhe. Sie reicht das parallel zu ihrem Oberkörper in der Waagerechten gehaltene Kind tief hinab, damit der Johannesknabe es umfassen kann. Wieder begegnen wir dem für die Jungfrauengeburt stehenden Rosenstrauch, der den Bildhintergrund etwa zu einem Drittel ausfüllt. Gewaltige, geradezu dramatisch gesteigerte Faltenwürfe und eine grosse Farbenpracht kennzeichnen Marias komplexe Gewandung in Rot, Blau und Grün. Kind und Knabe schmiegen ihre Köpfe aneinander und umarmen sich innig. Die Gesichter sind, über die von Botticellis Darstellungen bekannte melancholische Mimik hinaus, von tiefem Ernst gezeichnet – im Wissen um Passion und Kreuzestod.

Bemerkenswert der überlange, vom Maler durch die Umarmung von Kind und Knabe hindurchgeführte Kreuzesstab, der auf der rechten Schulter des Johannes ruht und zugleich die linke Schulter von Jesus berührt – Ausblick auf das Kreuz, welches dieser als Erwachsener zu tragen haben wird. Und: Botticelli erfasst in dieser Darstellung den Wendepunkt der biblischen Heilsgeschichte im Übergang des Geschehens von Johannes dem Täufer auf Jesus.

Die Ausstellung “Botticelli” im Städel Museum Frankfurt – sie ist die erste dieser Art im deutschsprachigen Raum und zeigt eine Auswahl von weltlichen Bildnissen, mythologischen Allegorien und religiösen Darstellungen – wird bis zum 28. Februar 2010 zu sehen sein.


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