Botticelli-Weihnacht im Städel Museum / 2
Sandro Botticelli (1444/45-1510), Madonna mit Kind („Madonna Guidi“), Pappelholz, 73 x 40 cm, Paris, Musée du Louvre, Foto: bpk / RMN / Paris, Musée du Louvre / Hervé Lewandowski
Auch diese Madonna mit Kind, nach ihrem Vorbesitzer „Madonna Guidi“ benamt, wurde erst in der jüngeren Kunstgeschichte unmittelbar der Hand des Meisters Sandro Botticelli – als eines seiner herausragenden Frühwerke – zugeschrieben.
Die Darstellung ist wegen ihrer fein austarierten Komposition – Maria, ihren Körper schräg nach rückwärts gelehnt, hält auf diese Weise die Balance mit dem lediglich auf ihrem linken Bein sitzenden, ausserordentlich korpulenten und gewichtigen Kind – von einem besonderen Reiz. Die Trennlinie zwischen Marias rotem Untergewand und dem dunkelblauen Mantel in etwa der Bildmitte bildet eine Diagonale, die in der Blickachse der Augen von Mutter und Kind eine parallele Entsprechung findet.
Im Hintergrund eine sich in die Ferne öffnende, diagonal zur Bildmitte hin abfallende felsige Landschaft, zur Rechten von einem überkuppelten Gebäude gekrönt, für das unschwer das oktogonale Florentiner Baptisterium als Vorlage vermutet werden kann, welches in seiner Form wiederum an die seinerzeit auf dem Golgatha-Felsen in Jerusalem errichtete Grabeskirche erinnern mag. Eine Passions- und Todesvision kann auch in dem – für die Malerei Botticellis allerdings typischen – durchaus melancholischen Ausdruck der Gesichter von Mutter und Kind erkannt werden.
Die Ausstellung „Botticelli“ im Städel Museum Frankfurt – sie ist die erste dieser Art im deutschsprachigen Raum und zeigt eine Auswahl von weltlichen Bildnissen, mythologischen Allegorien und religiösen Darstellungen – wird bis zum 28. Februar 2010 zu sehen sein.