Auf den Spuren von Konrad Adenauer (2): Der Bundeskanzler und Cadenabbia
1957 kam Konrad Adenauer erstmals zu einem Urlaub nach Cadenabbia, 1966 zu seinem achtzehnten und letzten Aufenthalt. Seit 1959 verbrachte er seine Ferientage in aller Regel in der Villa La Collina.
Am Ufer des Comer Sees wurde dem Altbundeskanzler und leidenschaftlichen Bocciaspieler ein Denkmal gesetzt:
Das Bocciaspiel entdeckte Adenauer in seinen Urlaubstagen in Cadenabbia, er pflegte es besonders vor dem Abendessen. Allerdings benutzte er eine Bocciabahn auf einem benachbarten Grundstück; die heute in der Villa La Collina neben der Accademia befindlichen Bahnen wurden erst in jüngerer Zeit eingerichtet. Adenauer erwies sich im Spiel als äusserst geschickt, war aber, wie überliefert ist, kein guter Verlierer. Mitspieler und Mitarbeiter liessen deshalb den alten Herrn, um ihn bei Stimmung zu halten, zumeist gewinnen.
„Politik ist“, wird der Altkanzler zitiert, „wie Boccia, man wird immer wieder mit Überraschungen konfrontiert und muss sich was Neues ausdenken.“
Vom Seeufer mit seinen Villen und Hotels geht es steil bergauf, an Adenauers Urlaubssitz, der Villa La Collina vorbei, in das Dorf,
vorbei an kleinen Bürgerhäusern und Plätzen, auf denen zur Siesta-Zeit die Arbeitsgeräte in der Sonne dösen,
nach rechts in das Centro storico, wo wie so oft in Italien gemauerte Bögen die schmalen Gassen überwölben und die Häuser gegen einen Einsturz bei Erdbeben bewahren sollen.
In der Mittagshitze schützen die dunklen, engen Gassen vor der Sonne und öffnen um eine Ecke herum manch überraschenden Anblick.
Zur linken Seite geht es die „Passeggiata Adenauer“ weiter hinauf zur Kirche Santi Nabori e Felice, die der Kanzler unter grosser Anteilnahme der Dorfbewohner allsonntäglich besuchte. Trotz seines hohen Alters nahm Adenauer den ansteigenden Weg in aller Regel zu Fuss.
Adenauer erfreute sich bei den Bürgern Cadenabbias grosser Beliebtheit und Verehrung. Bereits bei seinem ersten Besuch in dem 800-Einwohner-Dorf erhielt er die Ehrenbürgerschaft. Nicht nur über das Bocciaspiel war er mit vielen Bürgern des Ortes freundschaftlich verbunden. Nach Adenauers Tod reisten derart viele Einwohnerinnen und Einwohner von Cadenabbia zur Trauerfeier im Kölner Dom, dass der Bürgermeister dafür eigens einen grossen Reisebus chartern musste.
Konrad Adenauer, Büste in der Villa La Collina, Cadenabbia
(Fotos: FeuilletonFrankfurt)
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