Auf den Spuren von Konrad Adenauer (1): Drei Tage in der Villa la Collina
Wir sind am Ziel: Nach wenigen Serpentinen bergan vom Ufer des Comer Sees halten wir vor dem mächtigen schwarzlackierten Tor der Villa La Collina in Cadenabbia. Hoch türmt sich ein üppig mediterran bewachsener Bergpark auf, dominiert von wuchtig aufragenden Zypressen sowie exotisch anmutenden Tannen- und Laubbäumen. Daneben und dazwischen Palmwedel. Wir stehen vor der berühmten Villa La Collina, in der Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, in den Jahren von 1959 bis 1966 fünfzehn Mal seinen Urlaub verbrachte.
Über 27.000 Quadratmeter Park, wie der Name besagt auf einem Hügel gelegen, ganz oben die 1899 erbaute „eigentliche“ Villa (in Italien heissen exklusive Gebäude samt dem umgebenden Park Villa).
In der beginnenden Dämmerung geht es hinauf, an der 1990 im unteren Teil des Parks errichteten Accademia und an den riesigen, uralten Zypressen vorbei zur Villa …
Am nächsten Morgen dann das Gebäude im Sonnenschein und der Blick über die Terrassen auf den Comer See …
Heute ist die Ausstattung des Hauses eine andere als zu Adenauers Zeiten, in denen es dort sehr spartanisch zuging. Die Villa war damals, nach wiederholtem Leerstand, schlecht zu beheizen, Mobiliar, Geschirr und sonst Nützliches bis Notwendiges mussten von einem Hotel in der Nähe herbeigeschafft werden, wenn der hohe Besuch eintraf.
1977 erwarb die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. das denkwürdige Anwesen und richtete dort ein internationales Begegnungszentrum für Politik, Wirtschaft und Kunst ein. Zusammen mit der genannten Accademia bietet das Anwesen bis zu 60 Übernachtungsgästen Platz. Rund 50 bis 60 Konferenzen, Seminaren und Tagungen jährlich gibt die Villa ein einzigartiges Ambiente und Gepräge.
In der Villa finden die Zusammenkünfte der Autorenwerkstatt der Stiftung statt; Künstler und Kunstmanager aller Sparten treffen sich regelmässig zum Gedankenaustausch beispielsweise über Fragen von Kunst, Macht und Politik.
Überall auf den Wegen und in den Räumen weht uns der Genius loci an. Konrad Adenauer fand hier, obwohl die Villa in den Wochen seiner Anwesenheit zu einer Art Aussenstelle des Bonner Kanzleramts hergerichtet werden musste, ein paar Stunden der Ruhe und Musse. Er liebte die alten Bäume, besonders die himmelwärts aufstrebenden Zypressen. Er traf an diesem Ort wichtige politische Entscheidungen und Weichenstellungen auch für den eigenen persönlichen Lebensweg: So entschied er sich hier in politisch brisant-bewegten Zeiten dafür, entgegen früheren Erwägungen doch nicht für das Amt des Bundespräsidenten zur Verfügung zu stehen, sondern die Kanzlerschaft fortzusetzen. Und nicht zuletzt: Hier verfasste er die ersten Bände seiner „Erinnerungen“.
Inzwischen steht die Villa La Collina bei rechtzeitiger Voranmeldung auch Gästen für einen kürzeren privaten Urlaub zur Verfügung. Einen entsprechenden Kontakt zur Leitung der Villa finden Sie unter www.kas.de.
(Fotos: FeuilletonFrankfurt)
→ Auf den Spuren von Konrad Adenauer (2): Der Bundeskanzler und Cadenabbia