WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 5
“LIEGENDE” von Wanda Pratschke
Von Erhard Metz
Abschied von der „1A“:
Am 26. Februar 2009 verliess Wanda Pratschkes grosse „Liegende“ ihr Domizil, in welchem sie in den letzten drei Monaten sozusagen aufgezogen worden war. Sie machte der Folgeausstellung Platz.
Abschiedsbild vor dem Auszug aus der Halle: die Bildhauerin Wanda Pratschke am 70. Geburtstag mit ihrem Geschöpf
Drei Monate sind für ein derartiges Werk eine knappe Zeit – viel zu knapp für ein zum Bronzeguss fertig vorbereitetes Modell dieser Dimension. Wir erinnern uns für ein Beispiel an Hans Josephsohn: Mitunter arbeitete er mehrere Jahre an einer Skulptur, manches Mal schlug er seinen Skulpturen den Gips nach vielen Monaten wieder herunter bis auf die Grundstruktur und setzte anschliessend mit seiner Arbeits aufs Neue an. Und immer wieder stand auch Wanda Pratschke vor der Frage: Wann ist sie fertig, die „Liegende“? Für viele Künstlerinnen und Künstler ist dies eine entscheidende und oft genug quälende Frage, sie zu beantworten ein schwieriger Entschluss.
Nun ist die „Liegende“ aus der Halle ausgezogen, und das hat noch einen weiteren guten Grund: Wanda Pratschke konnte in den vergangenen drei Monaten weitgehend nur bei Kunstlicht arbeiten – eine nicht unerhebliche Einschränkung, ist die AusstellungsHalle 1A doch nicht als Atelier konstruiert. Die Künstlerin benötigt jetzt für den weiteren Schaffensprozess Tageslicht – in den Wintermonaten ein rares Gut. Sie wird, sobald es die Temperatur- und Lichtverhältnisse erlauben, ihre Arbeit an der grossen Skulptur „plein air“ fortsetzen. FeuilletonFrankfurt wird das „work in progress“ weiter verfolgen. Zwischenzeitlich ruht die „Liegende“ gut eingepackt in pittoresker Umgebung, bis die Frühlingsluft sie zu neuem Leben erweckt – wo? Das verraten wir nicht.
Die grosse „Liegende“ – eine Installation? Ein Happening? Arbeitet Wanda Pratschke neuerdings mit Christo und Jeanne-Claude zusammen?
(Fotos: Erhard Metz; Skulptur © VG Bild-Kunst, Bonn)