Greser & Lenz im caricatura museum frankfurt: Bedarf es noch der Worte?
(Nach der Pressekonferenz mal umgekehrt: Lenz & Greser)
Was sollen wir, um Himmels Willen, über Greser & Lenz schreiben?
Es bleibt nur eines: Gehet hin, sehet und leset! Wo?
caricatura
museum
frankfurt
„Hurra, die Krise ist vorbei“ lautet der Titel der dortigen Ausstellung. Sie läuft zwar bis zum 26. April 2009; da Sie, liebe Leserinnen und Leser, aber mehrmals das Museum aufsuchen werden, um sich alle 284 (!) Zeichnungen zu Gemüte führen zu können, sollten Sie schon bald Ihren ersten Besuch einplanen.
Achim Greser, 1961 im unterfränkischen Lohr geboren, und der 1958 geborene Schweinfurter Heribert Lenz sind das mit Abstand bekannteste und erfolgreichste deutsche Karikaturisten-Duo, eine Art „Doppeltes Lottchen“ dieses Genres. Beide studierten in Würzburg Grafik, beide hängen der Tradition der Neuen Frankfurter Schule an. Ihr gemeinsames Motto: „Jeder Krieg hat seine Opfer, das gleiche gilt für den guten Witz“ …
Im Gegensatz zu ihren Mainstream-Grafikerkollegen zog es sie nicht in die Werbung, sondern zur Titanic. „Immerhin hatten sie“, schreibt Julia Schaaf in der FAZ, „- rothaariger Brillenträger der eine, spindeliger Riese der andere – schon zu Schulzeiten als Klassenclowns Erfolge gefeiert“.
Seit langen Jahren zeichnen sie für die Titanic, den stern und für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wer also sollte die beiden scheinbar Unzertrennlichen nicht längst kennen und schätzen? Was nur wäre ein stern, eine morgendliche FAZ ohne dieses Paar? Kaum vorstellbar!
In der Pressekonferenz im caricatura museum am 27. Januar 2009 befriedigten Greser & Lenz die Neugierigen: Etwa täglich fertigten sie eine Zeichnung; wenn es zeitlichen Druck gebe, müsse ein Blatt auch schon mal in zwei Stunden fertig sein; nein, nur selten wiesen die Redaktionen des stern oder der FAZ mal eine Arbeit zurück; ja, manchmal forderten die Redaktionen eine Karikatur zu einem bestimmten Thema an, meist reichten sie jedoch selbst ihre aktuellen Blätter ein; ja, selbstverständlich könnten sie beide erkennen, wer von ihnen eine bestimmte Zeichnung gefertigt habe; woran sie das sehen könnten? – das sei ein Betriebsgeheimnis; wohin sie denn nach Feierabend in ihrem Aschaffenburger Atelier gingen? natürlich in den nahe gelegenen „Schlappeseppel“.
Und Julia Schaaf weiter: „Die Umsetzung mit Tuschefeder und Pinsel übernimmt jeweils nur einer. Die Linienführung, das Arrangement des Hintergrunds, der Stil ihrer Kneipeninterieurs und Wohnzimmer haben sich in den vergangenen zehn Jahren in einer Weise angenähert, dass selbst enge Freunde danebentippen, wenn sie den Zeichner raten sollen. Falls der eine in den Urlaub fährt, übernimmt der andere sozusagen die Vertretung.“
„Unsere Aufgabenstellung ist“, antwortete das Duo auf eine Frage von Dagmar Giersberg für eine Publikation des Goethe-Instituts, „das Zeitgeschehen mit heiteren gezeichneten Kommentaren zu begleiten, das heisst, wir müssen uns zunächst auf dem Laufenden halten, das tun wir täglich über alle verfügbaren papierenen und elektronischen Medien, quer durch alle Ressorts und Programmangebote. Als nächstes muss ein Witz her. Den kann man zwar nicht zwingen, aber im Duett schnappt man ihn leichter – das ist vergleichbar mit der Rudeljagd bei Löwen. Und mit wachsender Erfahrung und Routine glauben wir, mittlerweile unserer Idealvorstellung nahe gekommen zu sein, jederzeit über jedes Thema einen akzeptablen Witz zeichnen zu können. Schliesslich muss noch gezeichnet werden. Das tun wir beide und jeder arbeitet für sich an der Vervollkommnung seines Repertoires und jeder hat seine Lieblingssujets. Geeinigt haben wir uns auf eine gemeinsame Technik und die Texte sind zur optischen Vereinheitlichung meistens von der selben Hand getuscht“.
Greser & Lenz, schon wieder falschherum: Lenz ist der Linke, Greser der Rechte – das ist aber keinesfalls politisch gemünzt!
(2 Fotos: FeuilletonFrankfurt; Bildnachweis Karikaturen: caricatura museum frankfurt; © Greser & Lenz)