WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 3
„LIEGENDE“ von Wanda Pratschke
Von Erhard Metz
Vor wenig mehr als einem Monat hatten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, zum zweiten Mal in die Frankfurter AusstellungsHalle 1A eingeladen, um Sie an einem in seiner Transparenz derzeit einzigartigen künstlerischen Prozess teilnehmen zu lassen: Wir beobachten dort die Bildhauerin Wanda Pratschke, wie sie ihre überlebensgrosse „Liegende“ modelliert. Und Sie erinnern sich: In einem „work in progress“ (wie es auf Neudeutsch heisst) entsteht zunächst das Modell in Gips, bevor es später seinen Weg in die Bronzegiesserei nehmen kann.
Gegenüber unseren Besuchen am 12. und am 20. Dezember 2008 sind die Fortschritte, die die grosse „Liegende“ nimmt, nicht mehr so spektakulär auf den ersten Blick erkennbar, wir müssen genauer hinschauen. Wanda Pratschke hat in einem ausserordentlich arbeitsamen Prozess die Oberflächen gestaltet. Ihr Werkzeug nimmt sich für Laien grausam aus: es ist das Beil. Immer wieder schlägt sie zentimeterweise Material von der Gipsgestalt ab, anschliessend setzt sie neues in Gestalt kleiner Gipsplättchen – wir haben in der letzten Folge beschrieben, wie sie diese zubereitet – auf den Oberflächen an. Viele der kleinen Fugen glättet sie, schmiert sie mit Gipsbrei aus.
Überhaupt die Oberflächen: Sie haben es der Künstlerin angetan. Sie müssen im kleinsten Detail „stimmen“, die Skulptur umfangen, gleichsam einer Haut, aber diese Haut muss „leben“. Und die kleinsten Flächen müssen zu einem harmonischen Ganzen in dem grossen „Fluss“ der Linien aufgehen, die die Gestalt der Liegenden und das ihre Blösse bedeckende Tuch charakterisieren.
Eine wichtige Rolle spielen die Proportionen. „Es muss glaubhaft sein“, sagt die Künstlerin. Sie arbeitet intensiv an dem Kopf der „Liegenden“, sie wird ihn behutsam vergrössern. Kleine Gipsbröckchen hat sie, Mass nehmend, auf ihn gelegt.
Mit kräftigen schwarzen Strichen kennzeichnet sie die Partien, auf die es ihr besonders ankommt. Sie ist sehr kritisch, gegenüber ihrem Geschöpf, gegenüber sich selbst. Und sie hat sich ein Ziel gesetzt, das ehrgeizig ist: Zur Eröffnung ihrer Werkschau in der AusstellungsHalle 1A am 5. Februar 2009 soll die „Liegende“ einem grossen Publikum vorgestellt werden.
Die AusstellungsHalle 1A und Wanda Pratschke laden ein zur Eröffnung der Werkschau
Donnerstag, 5. Februar 2009, 19 Uhr
Schulstrasse 1A, 60594 Frankfurt am Main
Begrüssung:
Susanne Kujer, Referentin für Bildende Kunst im Kulturamt Frankfurt am Main
Einführung:
Professor Anja Pratschke, São Paulo, Brasilien
(Fotos: Erhard Metz; © VG Bild-Kunst, Bonn)
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25. Januar 2009 15:09
Liebe Wanda,
toll, was Du wieder auf die Beine gestellt hast! Ich meine natürlich was Du an Liegender auf das Lager gebracht hast! Gratulation!
Schön, dass Herr Metz darüber im Netz berichtet!
Grüße
Brigitte Binzer