„Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ im Städel Museum Frankfurt / 2
Stellten wir im 1. Abschnitt unseres Beitrags zur gemeinsamen Ausstellung von Städel Museum und Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin die „Madonna an der Rasenbank“ vor, so wenden wir uns heute einer Madonnendarstellung aus der Werkstatt Rogiers van der Weyden zu, die als ein Teil eines Diptychons oder eines Triptychons verstanden wird.
Die bekrönte Madonna steht in einer von zwei goldenen Löwen geschmückten Thronnische. Der Realismus der Darstellung geht mit deren – für die damalige Zeit ungewohnten – Freizügigkeit einher: Das Jesuskind ist nackt, nur spärlich mit einer Windel verhüllt, Maria stillt es mit entblösster Brust. Die Kunstkritik würdigt den emailartigen Schmelz und die pralle Rundheit der unbekleideten Körperpartien. Phantastisch der Faltenwurf und das Blau des Madonnengewandes vor dem goldbrokatenen Ehrentuch im Hintergrund, umrahmt von der steinernen Umrandung der Thronnische.
Wieder faszinieren der Detailreichtum – Krone und Haar der Madonna, die Ornamentik des Ehrentuchs oder der gekachelte Fussboden – und die auf das Sorgfältigste ausgeführte malerische Arbeit.
Rogier van der Weyden (Werkstatt), Madonna (Flügel eines Diptychons); Eichenholz, 18,9 mal 12,1 cm,
Kunsthistorisches Museum, Wien
Foto: Kunsthistorisches Museum
Das kleinformatige Gemälde wurde zunächst den frühesten Arbeiten Rogier van der Weydens (1399/1400 bis 1464) zugerechnet, wird aber heute als eine Werkstattarbeit aus der Mitte des 15. Jahrhunderts angesehen.
Ausstellung im Städel Museum Frankfurt am Main.
(zu Folge 3)