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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„La Dame de Francfort“

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Gustave Courbet (1819 bis 1877), „La Dame de Francfort“ (oder: Dame auf der Terrasse), 1858, Öl auf Leinwand, 207 × 325 cm, Wallraf-Richartz-Museum Köln

Nicht allen Frankfurterinnen und Frankfurtern ist bewusst, dass Gustave Courbet, eine bedeutende Malerpersönlichkeit in der Zeit des Übergangs vom Realismus zum Naturalismus, im Jahr 1858 rund sechs Monate in Frankfurt am Main verbrachte. In Frankreich hatte er bereits manches Aufsehen erregt, sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich und politisch. Nach früheren Erfolgen im Pariser Salon sorgte er zur Weltausstellung 1855 in Paris für einen Eklat, als er sich weigerte, der Jury zunächst den Entwurf eines für die Ausstellung vorgesehenen grösseren Werkes vorzulegen. Zwar wurden zu dem Ereignis elf seiner Bilder präsentiert, doch errichtete der verärgerte Courbet in Konkurrenz einen eigenen „Pavillon du Réalisme“ mit vierzig Arbeiten.

In Frankfurt am Main stellte die Kunstakademie Courbet ein eigenes Atelier zur Verfügung. Während dieses Aufenthaltes schuf er zwölf Bilder, darunter die bekannte Ansicht „Blick auf Frankfurt“ (1858) sowie die besagte „Dame de Francfort“, unter deutschem Titel als „Dame auf der Terrasse“ eingeführt. Im Frühjahr 2007 war die besagte Madame vom kölnischen Rhein an den heimatlichen Frankfurter Main zurückgekehrt – im Rahmen der Ausstellung des Städel Museums „Gärten: Ordnung, Inspiration, Glück“.

Geheimnisvoll erscheint dieses Werk, gleichsam als eine „Frankfurter Mona Lisa“, wie Sabine Hock schreibt. Es ist nicht bekannt, wer das Gemälde in Auftrag gab und wen es darstellt. Zweifellos handelt es sich um eine Dame der „höheren“ Gesellschaft, zu der der auch in Frankfurt erfolgreiche Courbet Zutritt hatte. Bemerkenswert erscheinen Komposition und Proportionen des Bildes, die zu vielerlei Spekulationen Anlass geben. Sie gehen zum Teil dahin, so etwa die Kunsthistorikerin Bettina Erche, dass ursprünglich neben der Dame ein Herr mit am Tische dargestellt gewesen sein soll, den Courbet jedoch später – möglicherweise aus persönlichen, in der Intimshäre angesiedelten Gründen – übermalt haben soll, allerdings in einer Weise, die die einstige Gestalt durchaus noch erahnen lasse.

Uns mutete es hingegen eher geheimnisvoll, wenn nicht unverständlich an, wenn dieses Rätsel einer eventuellen Übermalung des ominösen Begleiters der Dame mittels der heute zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Analysemöglichkeiten nicht längst gelöst sein sollte. Aber, so Sabine Hock, „das Geheimnis um Courbets Dame lässt das Bild eigentlich nur noch interessanter scheinen“. Das mag richtig sein; denn ohne Geheimnisse wäre die Welt um einiges ärmer.

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