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FeuilletonFrankfurt

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PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Percorsi del colore – Albano Morandi und Manlio Onorato

Leserinnen und Leser dieser Seite kennen seit langem die Frankfurter Westend Galerie im Haus der Deutsch-Italienischen Vereinigung. Freunden der Galerie sind Morandi und Onorato keine Unbekannten, stellten doch beide Künstler in den Jahren 2001 beziehungsweise 2002 dort aus. In die aktuelle Ausstellung führt Sie die Kunsthistorikerin und Italianistin Friederike Schroeder ein:

Percorsi del colore – Wege der Farbe

Text: Friederike Schroeder

Am 13. September 2008 eröffnete die Frankfurter Westend Galerie, ein Forum für italienische moderne und zeitgenössische Kunst, die Ausstellung Percorsi del colore – Wege der Farbe. Gezeigt werden Arbeiten von Albano Morandi und Manlio Onorato, zwei Künstlern, die sich auf ganz unterschiedliche, wenn nicht sogar konträre Art und Weise mit dem Thema Farbe und Malerei auseinandersetzen. Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober 2008 zu sehen.

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Albano Morandi und der Leiter der Galerie, Salvatore A. Sanna

Die Unterschiede zwischen zwei Künstlern könnten kaum größer sein. In starkem Kontrast stehen sich Morandis Collagen und Assemblagen aus Materialien, die er dem Alltag entnimmt und zweckentfremdet, eine Art farbenfrohe arte povera, und Onoratos zarte, den Werken Rothkos und den mosaikhaften Bildern Klees nahe stehende Farbfeldkompositionen gegenüber.

Morandi verwendet als Bildträger unter anderem Schachteln, Metallplatten oder auch die Platte eines Schulpults, auf diesen fixiert er bunte Klebebänder oder Stoffe (Matratzenstoffe oder Möbelbezüge) und organisiert sie in ästhetisch ausgewogenen Kompositionen. Zuletzt werden die Collagen oder Assemblagen mit einer Wachsschicht überzogen, so dass das Farb- und Materialspiel gedämpft wird und dabei eine Einheit entsteht.

Manlio Onorato bedient sich der Pastell- oder Ölmalerei. Bei näherem Ansehen der Bilder entsteht im Auge des Betrachters eine starke Tiefenwirkung, und sie scheinen aus dem atmosphärischen Bildraum heraus zu leuchten.

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Manlio Onorato, Arcipelago, 2008, Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm

Albano Morandi (geboren 1958 in Salò, lebt und arbeitet in Raffa del Garda) hat Bühnenbild studiert und ist heute Dozent für Bühnenbild an der Libera Accademia di Belle Arti di Brescia. Dieses die Künste vereinende Studium hat ihn geprägt, er setzt sich in der Kunst für einen Dialog zwischen darstellenden und bildenden Künsten ein und möchte sich auch selber auf keine der Künste festgelegen.

Manlio Onorato (geboren 1951 in Castel Morrone, Kampanien, lebt und arbeitet in Lonigo, Venezien) hat Mathematik und Physik studiert. Als Naturwissenschaftler hat er sich sehr intensiv mit der Wahrnehmung von Farbe auseinandergesetzt, dieses Wissen ist in seine Bilder eingegangen und erklärt die besondere optische Wirkung seiner Werke.

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Albano Morandi, Dittico Rubelli, 2008, Klebeband, Stoff und Wachs auf Spanplatte, 144 x 140 cm

Während Morandi Möglichkeiten erprobt, die Malerei von der Handschrift des Malers zu lösen, steht Onorato in der Tradition der venezianischen Malerei, die Zartheit seiner Bilder erinnert insbesondere an Tiepolo. Auch Morandis Kunst ist reich an Bezügen zur Kunstgeschichte, diese wird jedoch zumeist ironisch reflektiert. Seine Streifenbilder erinnern an den Neoplastizismus Mondrians (auch mancher Titel, zum Beispiel  Neo/Plastico, nimmt ausdrücklich auf ihn Bezug), doch malt Morandi die Streifen nicht, sondern er klebt sie oder verwendet gestreifte Matratzenstoffe zurück. Sein Ziel ist es, und er versteht es als Aufgabe des Künstlers heute, dem Betrachter neue Perspektiven zu eröffnen, daher stellt er alltägliche Gegenstände in der Auseinandersetzung mit künstlerischen Traditionen auf eine spielerische, dadaistische Art und Weise in neue Zusammenhänge.

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Manlio Onorato, Mediterraneo, 2008, Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm

Onorato hingegen hat es auf dem Gebiet der klassischen Malerei zu höchster technischer Virtuosität gebracht. Er ist sich der charakteristischen Wirkung der einzelnen Farben und Farbkontraste bewusst und weiss diese gezielt einzusetzen. Durch Komplementärkontraste entsteht das charakteristische Leuchten der Bilder. Auch schöpft er die Möglichkeiten der Pastell- und Ölmalerei voll aus. Durch die Verwendung des olio magro, eines stark mit Terpentin vermischten Öls, schafft er eine aquarellhafte Wirkung und so feine Übergänge, dass in seinen Bildern eine unendliche Tiefe entsteht. Diese Übergänge sind so zart, dass Reproduktionen keinen Eindruck von der Wirkung dieser Bilder vermitteln können. Der Ausdruck der Werke ist sehr unterschiedlich, manche sind energiegeladen, wie flirrende Farbteppiche, andere strahlen eine meditative Ruhe aus.

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Manlio Onorato und Friederike Schroeder

Die verschiedenen Wege der Farbe in den Werken dieser beiden gegensätzlichen Künstler nachzuvollziehen, lädt die Frankfurter Westend Galerie herzlich ein.

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(Bildnachweis: Frankfurter Westend Galerie; © Albano Morandi und Manlio Onorato)

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