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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Kultur verträgt keine Zahlenspiele

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(Eingang zur Schirn, © PIA Stadt Frankfurt am Main, Foto: Tanja Schäfer)

Frankfurt kann sich freuen – und wir freuen uns natürlich mit: Die Museen der Stadt verzeichneten im ersten Halbjahr 2008 zusammen rund 270.000 Besucherinnen und Besucher mehr als im entsprechenden Zeitraum des vergangenen Jahres. Nehmen wir die fünf wichtigsten Häuser im Bereich der bildenden Künste für sich allein, so entfällt der Löwenanteil des Zuwachses auf die SCHIRN Kunsthalle mit ihren – man darf das in diesem Zusammenhang durchaus sagen – oft massenattraktiven Ausstellungen, allen voran „Die Impressionistinnen“. Als ein vergleichbarer Publikumsmagnet erwies sich, was nicht jeder erwartet hätte, die Schau des graphischen Werkes von Lucas Cranach dem Älteren im Städel Museum.

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(© Städel Museum)

Nach der Quantität führt die SCHIRN Kunsthalle mit 257.000 verkauften Eintrittskarten, gefolgt von dem Städel Museum mit 212.000, dem Museum für Moderne Kunst mit 61.000, der (allerdings erst im März dieses Jahres wiedereröffneten) Liebieghaus Skulpturensammlung mit 26.000 und dem Portikus mit 11.000. (Wir sprechen – wie eingangs bemerkt – von Halbjahres-Zahlen.)

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(Museum für Moderne Kunst, Foto: Axel Schneider © MMK)

Nun hüte man sich davor, aus dieser „Rangfolge“ falsche Schlüsse zu ziehen, denn Quantität hat zunächst einmal nichts oder jedenfalls nicht viel mit Qualität zu tun. Dass das Alt-Ehrwürdige und Figurativ-Eingängige gerade von einem breiteren Publikum leichter rezipiert wird als das Sperrig-Kontemporäre, ist schlicht eine Tatsache, die nicht verwundert. Vor diesem Hintergrund verwundert es vielmehr, dass die Besucherschaft des MMK weit mehr als ein Viertel derjenigen des Städel ausmacht. Und MMK-Direktor Udo Kittelmann konnte einen Zuwachs von 19.000 Besuchern vermelden, was sogar bereits knapp einem Drittel des entsprechenden Zuwachses des Städel entspricht. Erstaunlich und erfreulich auch der Erfolg der der Staatlichen Hochschule für bildende Künste angeschlossenen Ausstellungshalle Portikus mit ihrem gegenwartsbezogenen, oft in das Experimentelle reichenden Ausstellungskonzept.

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(Bildnachweis: Liebieghaus; Foto: © Norbert Miguletz)

Und noch eines ist zu berücksichtigen: Namentlich die SCHIRN Kunsthalle kann einen gewissen „Kultur-Tourismus“, also etwa einen verstärkten Besuch unterschiedlichster Reisegruppen, für sich verbuchen. Nun ist es grundsätzlich erfreulich, auch Kultur und Kunst nicht unmittelbar Nahestehende in Museen und Ausstellungshallen zu führen.  Auf der anderen Seite stellt sich – mit Verlaub und bei aller gebotenen Vorsicht – jedoch die Frage der Intensität und damit Qualität der entsprechenden Publikumsrezeption. Auch Letzteres muss jedenfalls bei der Betrachtung und Bewertung des quantitativen Zuspruchs oder gar des „Erfolgs“ eines Museums in Betracht gezogen werden.

 

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