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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hunger in der Welt – Spekulation mit Getreide

Die Spekulationsprotagonisten der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung befinden sich wohl in der Defensive: Unlängst besorgten sie sich Verstärkung und professoralen Beistand – siehe Ausgabe vom 20. Juli 2008, Seite 47:

„Der Hunger und das Geld – Spekulieren mit Nahrungsmitteln“ titelt auf dieser Seite Nadine Oberhuber. „Ist es moralisch vertretbar, Geld mit dem Hunger anderer zu verdienen?“ fragt sie. Für einen Menschen christlich-abendländischer Werteorientierung ist die Antwort klar. Aber welche Antwort erhält der Leser? Die Autorin – und/oder die FAS – beziehen sich undistanziert auf ein dort wiedergegebenes Interwiew:

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„Spekulation ist nötig“ meint da Karl Homann, ein Professor für Philosophie und Ökonomik in München, wohl einer der rigorosesten Vertreter einer totalitären Marktideologie und eines neoliberalistischen „Turbokapitalismus“ à la „Friss, Vogel, oder stirb“: Auf die FAS-Frage, ob das Spekulieren auf steigende Nahrungsmittelpreise moralisch vertretbar sei, antwortet er: „Natürlich ist es das.“ Und weiter macht er keinen Hehl aus seiner sattsam bekannten Gedankenwelt: „Die Spekulation zeigt uns an, wo künftig Knappheit herrschen wird. Und wenn jetzt in diesem Umfang auf Nahrungsmittel spekuliert wird, dann können wir uns darauf einstellen, dass auch künftig die Menge an Nahrung knapp bleiben wird.“ Na prima! Noch mehr Homann gefällig? Hier ein Interwiew – und zugleich ein Hohelied auf das vorbildliche Verhalten von Nokia in Bochum – in der Süddeutschen Zeitung:

Ja, wenn das so ist, dann sollten wir den ehrenwerten Damen und Herren Getreidespekulanten nicht mehr mit sozialromantischen und gutmenschentümlichen Spenden und Hilfsmassnahmen für die rund 900 Millionen Hungernden auf unserem Erdball in ihr hochwertiges und hochmoralisches Handwerk pfuschen! Denn: Wir stören auch damit ja das freie Marktgeschehen!

Kirchenvertreter, Ethiker, Moralphilosophen, Humanisten, Mitarbeiter der Hilfswerke in aller Welt, an irgendwelchen Werten noch Orientierte: wo bleibt der Protest? Oder werden derlei professorale Hervorbringungen in diesen Kreisen nicht wahrgenommen?

Unsere klare Meinung: Spekulation mit Nahrungsmitteln halten wir für unethisch, unanständig und unmoralisch!

Ein Kommentar zu “Hunger in der Welt – Spekulation mit Getreide”

  1. Ursula Günther
    31. Juli 2008 17:48
    1

    Danke lieber Herr Metz fürs Weitersagen und fürs In-Sprache-bringen überhaupt.