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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

SINFONIA IN ROSSO – TENTAZIONE DEL ROSSO – Sandro Martini in der Frankfurter Westend Galerie

SINFONIA IN ROSSO – TENTAZIONE DEL ROSSO –

diese bemerkenswerte Ausstellung des renommierten italienischen Künstlers Sandro Martini in der Frankfurter Westend Galerie läuft – leider – nur noch bis zum 7. Juni 2008. Für diejenigen, die bislang noch keine Gelegenheit finden konnten, den Weg zur Galerie in der Arndtstrasse 12 einzuschlagen, ist es also an der Zeit, das Versäumte nachzuholen.

Von Erhard Metz

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Quantità Danda, 2007, 110 x 105 cm, Mischtechnik auf Leinwand

Die Ausstellung wurde Mitte April 2008 in Anwesenheit und unter der Schirmherrschaft des Italienischen Generalkonsuls in Frankfurt, Bernardo Carloni, sowie in Anwesenheit des Künstlers feierlich eröffnet. Die Werkschau fand beim Frankfurter Publikum und in Fachkreisen grossen Widerhall.

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Der Italienische Generalkonsul in Frankfurt, Bernardo Carloni, Sandro Martini und Salvatore A. Sanna, Leiter der Frankfurter Westend Galerie, (v.r.n.l.) bei der Eröffnung der Ausstellung am 19. April 2008

Der 1941 in Livorno geborene Sandro Martini hat sich während seiner künstlerischen Tätigkeit nicht nur mit der Malerei, sondern auch mit Bildhauerei und Installation auseinandergesetzt. In seinen Bildern, Collagen und Objekten bedient er sich – in der Tradition des amerikanischen Informel – einer dynamischen Sprache, die sich im abstrakten Gestus des Raums bemächtigt, in ihn farbintensiv und formenreich ausgreift. Und stets ist der Künstler bestrebt, die Intensität der Farben noch zu steigern: Besondere Bedeutung hat das Rot. Zahlreiche Installationen wurden in den USA als „work in progress“ gezeigt und zum Teil auf Dauer eingerichtet. „Martinis Arbeit ist immer mehr in einem Formkonzept verankert, das Sicherheiten und Gemeinplätze aufbricht und zerstört“ schreibt Domenico D’Oora in einem Beitrag anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Folini Arte Contemporanea 2007 in Chiasso. Mit seinen raumbezogenen Malereien wurde Martini in den 1970er Jahren zum Protagonisten eines erweiterten Kunstbegriffs.

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Quantità Sitio, 2007, 100 x 75 cm, Mischtechnik auf Leinwand

„Meine erste Begegnung mit dem Werk von Sandro Martini“, schreibt Salvatore A. Sanna, Vorsitzender des Vorstands der Deutsch-Italienischen Vereinigung und Leiter der Westend Galerie in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog, „fand beim Durchblättern eines Kataloges statt, den ein befreundeter Künstler uns geschickt hatte. Angesichts der Dynamik seiner Arbeiten wurde mir sofort klar, dass ich es mit einem Künstler zu tun hatte, der über die Grenzen seines Landes hinaus wirkt, und in der Tradition einer Kunstrichtung steht, die von Jackson Pollock bis zu Sam Francis reicht. Es wurde mir bewusst, dass es sich bei Martini um einen ‚volllkommenen‘ Künstler handelt, der Skulpturen fertigt, Installationen als ‚work in progress‘ gestaltet, eine neue Technik der Freskomalerei entwickelte und auf Leinwand malt. Eindrucksvoll erschienen mir die zentrifugalen Linien seiner Bilder und seiner Fresken, der Kontrast zwischen den Farben Rot und Schwarz, die angedeuteten Explosionen der Formen, die wogenden Segelkonstruktionen seiner Installationen. Die Annäherung an einen neuen Künstler, der sich in das malerische Programm einer Galerie einfügen soll, braucht immer etwas Zeit. Dennoch waren die Eindrücke so stark, dass es mich drängte, mit Sandro Martini Kontakt aufzunehmen. Bevor er mir eine Antwort gab, wollte er, sehr vorsorglich, dass wir uns kennenlernen, und er kam nach Frankfurt, um die Galerieräume zu sehen und herauszufinden, ob jenes feeling vorhanden war, das notwendig ist, um zusammenzuarbeiten. Mir schien seine zurückhaltende Art in einem Kontrast zu stehen zu der Spannung, die ich in seinem Werk wahrnahm. Es gefiel mir, dass er kein Mann vieler Worte war und nicht versuchte, mir die Botschaft seiner Kunst zu erklären. Indem wir sprachen, hatte ich das Gefühl, als ob er in der Kunst den ureigenen Zweck des Menschen sehe, nämlich, eine Spur von sich zu hinterlasssen, sei sie auch noch so leicht.

Diese persönlichen Beobachtungen scheinen mir dadurch gerechtfertigt, dass der Künstler selbst der Meinung ist, sein Werk sei nichts anderes als sein Selbstportrait. In ihm befreit sich Sandro Martini von der Kontingenz des Alltags, um seiner inneren Welt Ausdruck zu geben. Beim Lesen seiner Schriften fand ich die Bestätigung dafür und entdeckte seine literarische und poetische Ader: Sein nur scheinbar karger Stil ist originell und innovativ wie seine Kunst.“

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Cage 0017, 2006, 73 x 26 x 30 cm, Leinwand und graviertes und gefärbtes Glas

Sandro Martinis Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Italien sowie in Paris, New York, Los Angeles, San Francisco und Peking ausgestellt. Museen in aller Welt haben Werke des Künstlers für ihren Bestand erworben. Die derzeitige Werkschau in Frankfurt am Main ist Martinis erste Einzelausstellung in Deutschland.

Zur Präsentation in der Frankfurter Westend Galerie erschien ein hervorragend ausgestatteter Katalog mit einem Text des in Mailand lebenden Kunstwissenschaftlers und Kurators Volker W. Feierabend. Feierabend betrachtet Martini aufgrund der Dynamik seiner Werke und ihrer Einbindung in den Raum als einen Künstler, der die Ideen von Umberto Boccioni heute weiterentwickelt.

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstraße 12, 60325 Frankfurt am Main, Telefon (069) 746752; galerie@div-web.de
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, Samstag nach Vereinbarung

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Die Ausstellung Sandro Martini in der Westend Galerie

(Bildnachweis: Frankfurter Westend Galerie, © Sandro Martini)

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