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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Von Heuschrecken und Monstern

Diese Wahrheit gefällt nicht jedem – schon gar nicht den Protagonisten der internationalen Finanz- und Spekulationslobby.

Wir jedoch sind Franz Müntefering durchaus dankbar für seinedamalige Klartextsprache in den Jahren 2004 und 2005:

„Wir müssen denjenigen Unternehmern, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen und die Interessen ihrer Arbeitnehmer im Blick haben, helfen gegen die verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben. Kapitalismus ist keine Sache aus dem Museum, sondern brandaktuell.“ Und:Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten – sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir.“

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(Foto: Debivort wikimedia commons GFDL)

Auch freuen wir uns über die deutlichen Worte des Präsidenten des Deutschen Bundestages vom 23. März dieses Jahres.

Jetzt sind wir dem Bundespräsidenten dankbar für sein dem „stern“ (Ausgabe 21 vom 15. Mai 2008) gegebenes Interwiew:

„Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klargeworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss … Die Überkomplexität der Finanzprodukte und die Möglichkeit, mit geringstem eigenen Haftungskapital grosse Hebelgeschäfte in Gang zu setzen, haben das Monster wachsen lassen.“ Und: „Nur ein Kapitalismus, der bereit ist, sich in Verantwortung zu binden, hat Zukunft.“

Eine das menschliche Mass, die Moral und die christlichen Wertevorstellungen vermissen lassende Gier nach immer höheren Renditen und Gewinnen sowie die absolute Verantwortungslosigkeit der weitgehend anonym operierenden Finanzwelt gegenüber den Folgen ihres Handelns gefährden schon heute das Vertrauen in die demokratische Gesellschaftsordnung und eine diesen Namen rechtfertigende Soziale Marktwirtschaft, mittelfristig aber auch den sozialen Frieden. Wir brauchen deshalb mehr kritische Köpfe mit dem Mut, den erkennbaren Fehlentwicklungen entschieden entgegenzutreten.

Und es sollte ausgeschlossen sein: nach dem Motto „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ die Gesellschaft, also die Steuerzahler, für die Folgen verlustreicher Fehlspekulationen einer derartigen Finanzwelt einstehen zu lassen.

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(Foto: Justin McIntosh, wikimedia commons CC)


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