Viktor Naimark: Ein Architekt, der die Welt zum Schweben bringt
Viktor Naimark in der Galerie der Heussenstamm-Stiftung
Wieder einmal lohnten sich die Schritte in die Frankfurter Braubachstrasse zur Galerie der Heussenstamm-Stiftung: Viktor Naimark lehrte uns dort das Staunen!
Naimark, 1963 in St. Petersburg geboren, studierte an der dortigen loganson Kunstschule und der Repin-Kunstakademie Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur mit dem Abschluss als Architekt und Kunstmaler. Anfang der Neunziger Jahre zog er nach Frankfurt am Main, wo er als Architekt und Künstler arbeitet. Namhafte Galerien im In- und Ausland widmeten ihm zahlreiche Ausstellungen, in Estland, Frankreich, Griechenland, Österreich, der Ukraine und natürlich in Russland und in Deutschland. Viele seiner Arbeiten befinden sich in aller Welt in Privatbesitz.
Seine jüngste Ausstellung in der Galerie der Heussenstamm-Stiftung stand unter dem Titel „Zwischenwelten“ – er lässt sich auf vielerlei Weise deuten und erkennen: in der Beziehung zwischen Russland und Deutschland, zwischen St. Petersburg und Frankfurt am Main, dem Aufgegebenen und dem Neugefundenen, alter und neuer Heimat; im Spannungsverhältnis zwischen dem an Konstruktion und Statik orientierten Handwerk des Architekten und dem freien, inspirierten Schaffen des Künstlers; zwischen der Wehmut, der Hoffnung, den Phantasien und dem Geometrischen und Geordneten, wie es aus seinen Bildern und Zeichnungen beidermassen zu uns spricht.
Aus Naimarks Bildern klingt bei aller formal-konstruktiven Bewusstheit nicht selten zarte Trauer und Melancholie. Zuweilen werden Erinnerungen wach an Chagall, Hofer, Cézanne – Erinnerungen nur, die die Eigenständigkeit des Naimarkschen Oeuvres hervortreten lassen. Naimark erzählt in seinen Bildern, und im Erzählen nimmt er uns mit in seine Träume, in geheimnisvolle Welten. Wir verlassen die Konstruktionen der Häuser, Türme, Burgen, die eben noch so sicher gewähnte Ebene des gedeckten Tisches, um uns inmitten von Gauklern, Tänzern, Masken, seltsamen Fabelwesen wiederzufinden. Das kann auch auf einer Theaterbühne sein, von der aus wir in Ränge blicken, die uns wie Katakomben anmuten. Räder, eine Achse, darauf Gebäude, gedeckte Tische, Wein – Symbol des Unterwegs, des auf dem Wege Seins?
Und immer wieder begegnet uns ein Fisch – sollte man sagen, d e r Fisch? „Was ist mit dem Fisch?“ Naimark lächelt: „Ja, der Fisch. Er schweigt. Er ist geheimnisvoll“.
Geheimnisvoll auch die Beziehungen zwischen den Menschen, den Masken, den Fabelwesen in Naimarks Bildern. Der Zauber der Farben. Die Leichtigkeit, wie sich die Figuren bewegen. Die Anmut des Schwebens.
Bei allem: Nie hat man das Gefühl der Orientierungslosigkeit, der Einsamkeit. Man ist auf gutem Wege. Ist d a s das Geheimnis von Naimarks Kunst?
Die Ausstellung endete am 24. August 2007. Die hier gezeigten Abbildungen sind Katalogen früherer Ausstellungen entnommen. Ein aktueller Katalog ist unter www.viktor-naimark.com abrufbar.
(Bildnachweis: Galerie der Heussenstamm-Stiftung / Viktor Naimark)