Neues in der Frankfurter Westend Galerie
Von Erhard Metz
Die Frankfurter Westend Galerie – wer kennt es nicht, dieses im Herzen des Frankfurter Westends gelegene Forum abstrakter italienischer Malerei? Die Schritte in das Haus der Deutsch-Italienischen Vereinigung in der Arndtstrasse 12 zu lenken lohnt sich ein über das andere Mal!
Ihre neue, am 21. April 2007 in Anwesenheit der Künstler eröffnete Ausstellung widmet die Galerie Roberto Casiraghi, Alessandro Gamba und Arnaldo Ricciardi. Drei Künstler derselben Generation, Mitte der 50er Jahre geboren, gleichwohl Vertreter sehr unterschiedlicher Ausdrucksweisen, wie wir sehen werden:
Roberto Casiraghi kam 1957 in Mailand zur Welt. Der einstige Assistent von Gianni Colombo lehrt heute Malerei an der Nuova Accademia di Belle Arti di Milano. Im Jahre 2001 stellte die Frankfurter Westend Galerie seine Arbeiten zum ersten Mal der Frankfurter Öffentlichkeit vor.
Seine Werke machen dem Betrachter bewusst, dass das künstlerische Schaffen stets aus Entscheidungen zwischen Leere und Fülle besteht. Beeinflusst von der fernöstlichen Asthetik des Weglassens, bleibt ein grosser Teil der Bildfläche weiss. Darauf zeichnen sich asymmetrisch zur Mitte amorphe, verschwommene farbige Strukturen ab. Casiraghi nennt seine Arbeiten „Memori amnesie“ – was nur zunächst als ein Widerspruch erscheint: Sie schöpfen aus der Kraft der Einnerungen an Gesehenes, Erlebtes, dem sie einen neuen, poetischen, ja lyrischen Ausdruck geben.
Roberto Casiraghi, Memori amnesie, 2005
Ganz anders die in der toskanischen Tradition verwurzelte Malerei von Alessandro Gamba: 1955 in Pontedera geboren, studierte Gamba an der Accademia di Belle Arti in Florenz. Heute lebt und arbeitet er in Lavaiano/Pisa. Die Frankfurter Westend Galerie präsentierte seine Arbeiten erstmals im Jahr 2000 dem Frankfurter Publikum.
Die Begegnung von Fläche und Linie charakterisiert Gambas Malerei. Dabei neigt die Fläche zur Monochromie. Sie besteht aus einer Vielzahl von hell nach dunkel abgestufter Pinselstriche. Die Linien überziehen die malerisch beruhigte Fläche: Sie spannen Bögen, Trapeze oder andere geometrische Gebilde und scheinen sich ausserhalb des Bildes fortzusetzen. Mitunter erwecken sie die Vorstellung von Klangkörpern, von feinem Saitenspiel . . . eine dieser wunderschönen Arbeiten nennt der Künstler bezeichnender Weise „In attesa che suoni“ – In Erwartung des Klangs.
Alessandro Gamba, Incontro nell´azzurro, 2004
Zum ersten Mal in Frankfurt stellt Arnaldo Ricciardi aus. Der 1954 in Rapone/Basilikata geborene Künstler lebt heute am Züricher See. In seinen Werken dominieren Farbfelder, teils entgrenzte, teils frei im Raum schwebende Gebilde, die miteinander in einer intensiven Wechselbeziehung stehen. Die abgetönten Farben scheinen bisweilen wie unter einem Schleier zu liegen. Mitunter dominieren Erdfarben, entsprechend dem Titel eines seiner Bilder „Terra su grigio“ – Erde auf Grau.
Arnaldo Ricciardi, Evasioni 11, 2005
(Bildnachweis: Frankfurter Westend Galerie)
Die Frankfurter Westend Galerie präsentierte die Werke der drei Künstler bis zum 16. Juni 2007.