home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurt leuchtet – Der Eiserne Steg, das Frankfurter Wahrzeichen, wird 150

Die Brücke am Fluss

Der Eiserne Steg war schon immer mehr als nur eine Brücke: Wahrzeichen, Künstlermodell und Abbild bürgerschaftlicher Initiative. Vor 150 Jahren wurde der Eiserne Steg erstmals für den Verkehr freigegeben.

Von Petra Kammann

Zum 150-jährigen Jubiläum wurde die Beleuchtung an der elegant geschwungenen Brücke erneuert, Foto: Petra Kammann

↑ Eiserner Steg, 1869, Foto: Carl Friedrich Mylius, S7A Nr. 1998-17.400

Dass Brücken verbinden, hat die Künstler immer schon fasziniert. Max Beckmann, der ganz in der Nähe am Sachsenhäuser Ufer wohnte und arbeitete, ließ sich von dieser industriellen Ikone inspirieren. Ausdrucksstark hat er den Schwung der Brücke gleich mehrfach porträtiert. Wie wenige andere Bauwerke war der Eiserne Steg nach kürzester Zeit zu einem Wahrzeichen der Mainmetropole geworden, das neben der praktischen Verbindung der beiden Mainufer eben auch noch ästhetische Qualitäten zu bieten hatte. Die gelungene Kombination aus technischer Modernität und eleganter Form inspirierte auch Maler wie Ernst Ludwig Kirchner zu Zeichnungen und Gemälden. Und gerade hat die Deutsche Post eine von Beckmanns Brückendarstellungen in ihrem Jubiläumssatz von Sondermarken verewigt.

Oberbürgermeister Peter Feldmann mit den Sonderbriefmarken anlässlich der 150 Jahre Eiserner Steg Gedenkfeier, Foto: Holger Menzel/Stadt

Heute schätzen sowohl „eingeplaggte Frankfurder“ wie auch Gäste aus aller Herren Länder den Blick von dort über den Main und auf die Skyline. Er dient inzwischen auch tausendfachen Selfies als Background. Beim Großen Stadtgeläut und den Festtagsfeuerwerken am Flussufer garantiert der Stand auf der Brücke einen geeigneten Platz zum Zuhören und Zuschauen. Nicht nur bei einer solchen Gelegenheit wird der Eiserne Steg heute häufig von Pärchen genutzt, welche die Dauer ihrer Liebe und Verbundenheit damit zum Ausdruck bringen wollen, indem sie an den Geländern Schlösser befestigen, deren Schlüssel tief unten im Fluss liegen. Einige Tausend Liebesschlösser hängen inzwischen an den Geländern. Ob die Brücke darunter zusammenbricht? Als der Brauch aufkam, hat das städtische Verkehrsdezernat vorsichtshalber deren Gewicht nachmessen lassen und Entwarnung gegeben: Der Eiserne Steg wird auch das überstehen…

Liebesschlösser an den Geländern und ein Odyssee-Zitat, Foto: Petra Kammann

In der erfolgreichen Filmkomödie „What a Man“ hat Matthias Schweighöfer dem Eisernen Steg 2011 eine tragende Rolle zugewiesen, der Songwriter Philipp Poisel steuerte für die Filmmusik eine ebenso erfolgreiche Ballade bei, und das Theaterstück „Die goldene Brücke“ des Dramatikers Ernst-Jürgen Dreyer stellt ihn in den Mittelpunkt. Zum Goethejahr 1999 ließ der Künstler Hagen Bonifer das griechische Zitat aus der Odyssee auf den Pfeilern anbringen, was übersetzt soviel heißt wie: „Segelnd auf weindunklem Meer hin zu Menschen anderer Sprache“. Tatsächlich nimmt man beim Gang über die Brücke etliche fremde Sprachen wahr.

Lichtspektakel am Eisernen Steg bei der Eröffnung der neuen Altstadt 2018, Foto: Petra Kammann

Die Geschichte

Vor 150 Jahren hatten die selbstbewussten Frankfurter Bürger als Ergebnis eines Bürgerbegehrens erreicht, dass die Brücke gegen alle Widerstände entstehen konnte. Es war nämlich dringend nötig geworden, war doch im 19. Jahrhundert durch die fortschreitende Industrialisierung die Bevölkerung der Mainmetropole explosionsartig angewachsen: Zwischen 1810 und Mitte der 1860er Jahre hatte sich die Bevölkerungszahl nahezu verdoppelt, weswegen auch die Verkehrswege mitwachsen mussten. Da reichte die im Mittelalter grundgelegte „Alte Brücke“ über den Main, die vom Fußgänger-, Fuhr- und überregionalen Handelsverkehr vollkommen überlastet war, schlicht nicht mehr aus. Und die 1848 eröffnete Main-Neckar-Brücke lag viel zu weit außerhalb des Stadtgebietes, sie diente ohnehin ausschließlich dem Eisenbahnverkehr. Wie also konnte man schnell den Main überqueren?

Der Magistrat scheute vor den möglichen Kosten eines neuen Brückenbaus zurück, und so nahmen Frankfurts Bürger die Sache einmal mehr in die eigenen Hände. Also gründete sich 1867 die „Actiengesellschaft zur Errichtung der Eisernen Brücke am Fahrtor“ mit dem Ziel, eine aus privaten Mitteln finanzierte Fußgängerbrücke über den Main zu errichten. Dank dieser Privatinitiative ging es dann auch mit dem Bau flott voran. Die Baumaßnahmen begannen 1868 und ein gutes Jahr später schon, am 29. September 1869, konnte der damalige Oberbürgermeister Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein den Eisernen Steg eröffnen. Mit der Refinanzierung der Kosten ging es fast genauso schnell, zunächst über die Brückenmaut. Wegen des großen Zuspruchs konnte der Eiserne Steg, wie in den Statuten der Gesellschaft vorgesehen, nach Tilgung von Bausumme und Verzinsung sogar früher als nach den veranschlagten 20 Jahre der Stadt übertragen werden. Und so war vom Neujahrstag 1886 an die Überquerung für die Bürger gratis.

Eiserner Steg, 1895, Foto: Urheber unbekannt/S7A Nr. 1998-17.408

Seinem Konstrukteur Peter Wilhelm Schmick trug der erstmalige Bau einer derartigen aus Schmiedeeisen gefertigten, versteiften Hängebrücke auf der Weltausstellung 1873 in Wien sogar einen Fortschrittspreis ein. Politisch war dieses Projekt  zudem ein Signal, dass der Frankfurter Bürgersinn in der demütigenden Eingliederung der vormals freien Stadt in das Königreich Preußen nicht untergegangen war…

Frankfurts Verkehrsprobleme konnte jedoch auf Dauer der Eiserne Steg nicht allein bewältigen, weswegen der Tiefbauingenieur Schmick in den 1870er Jahren auch mit dem Bau der Ober- und Untermainbrücken beauftragt wurde. „Keine Brick ohne Schmick“ kommentierten das die Frankfurter Lästermäuler. Anfang des 20. Jahrhunderts sollte der Eiserne Steg dann durch eine weitere Straßenbrücke ersetzt werden, weil die für die größeren Flussschiffe zu geringe Durchfahrtshöhe nicht mehr ausreichte. Das machte eine Anhebung der Hängekonstruktion notwendig, bei der auch zugleich eine Verbreiterung vorgenommen wurde.

So konnte zwar das vertraute Erscheinungsbild der Brücke, an dem die Frankfurter hingen, weitgehend erhalten bleiben, technisch war indes ein komplett neues Bauwerk entstanden. Die Hängebrücke wurde durch eine Auslegerberücke ersetzt.

Blick vom Untermainkai nach Südosten auf den zerstörten Eisernen Steg und die Dreikönigskirche 1945, Landesbildstelle/ S7B Nr. 1998-341

Eine echte Zäsur gab es dann gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 25. März 1945 wurde der Eiserne Steg mit den übrigen Frankfurter Brücken von der deutschen Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der US-Truppen aufzuhalten. Stattdessen wurde ein Fährverkehr eingerichtet. Später errichteten die Amerikaner ungefähr auf Höhe des Kaiserdoms einen Holzsteg. Dabei lagen die herausgesprengten Metallkomponenten des Eisernen Stegs noch fast unversehrt im Fluss, aber sie behinderten die Schifffahrt. Sie waren jedoch soweit intakt geblieben, dass sie nach Bergung und Überholung, abermals unter Beteiligung der Erbauerfirma Fries, wieder eingesetzt werden konnten. So konnte der damalige Oberbürgermeister Walter Kolb am 2. November 1946 die offizielle Wiedereröffnung vornehmen.

Da auch die Schifffahrt immer mehr zunahm, musste 1969 die Höhe abermals um 40 Zentimeter auf nunmehr acht Meter aufgestockt werden. Und da die fortschreitende Korrosion besonders den Nieten der Stahlkonstruktion zugesetzt hatte, wurde 1993 eine grundlegende kostspielige Erneuerung notwendig (16 Millionen). Während der Zeit der Restaurierung und Bauzeit sollte aber auch die Fußgänger-Verbindung zwischen „Hibbedebach“ und „Dribbdebach“ weiter aufrecht erhalten werden. In dieser Zeit entstand der Holbeinsteg, der zudem eine gute Verbindung zum Museumsufer herstellt.

Um nun den 150-jährigen Geburtstag des Eisernen Stegs zu feiern, hatte die Stadt die Brücke am 27. September ab 21 Uhr illuminiert und damit auch die neue Beleuchtung der Brücke eingeweiht. Das sich im Fluss spiegelnde Lichtspiel lässt nicht nur die alte Handelsmetropole in einem neuen magischen Licht erscheinen. Die Beleuchtung betont die besondere Frankfurter Ikone. Und…diesmal war es Frankfurt, das leuchtet. Und das aus seiner Mitte heraus.

Farbige Festbeleuchtung zum Jubiläum 

Anlässlich des 150. Geburtstages des Eisernen Steges beleuchtet am Sonntag, dem 29. September 2019, der Architekt und Stadtplaner Prof. Christoph Mäckler in einem Festvortrag die Geschichte von Frankfurts berühmtester Mainbrücke. 

Die historischen Fotos wurden vom Institut für Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt.

Comments are closed.