home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

St. Leonhard – 800-jähriges Kleinod in der Frankfurter Innenstadt vor der Wiedereröffnung

2019 feiert die Leonhardkirche ihr 800-jähriges Jubiläum. Sowohl Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Beckerals auch  Baudezernent Jan Schneider informierten über die Sanierungsarbeiten von Leonhardskirche und Dom.

von  Renate Feyerbacher (Text und Fotos)

Kirchenschiff in der Donationskirche St. Leonhard, von oben

In wenigen Tagen, am 18. August, soll die feierliche Einweihung der Kirche St. Leonhard, die seit 2011 renoviert wird, stattfinden. Noch sind Hauptaltar, Heiligenfiguren unter dicken Folien verborgen, polierte Kronleuchter stehen in Kisten, ja, Kisten noch überall und Handwerker, die geschäftig ihrer Arbeit nachgehen.

„Ist das bis zum 18. August zu schaffen ?“ frage ich angesichts der vielfältigen Arbeiten, die noch anstehen. Die zuversichtliche Antwort:“Ja!“

Die Außenrenovierung der Innenstadtkirche aus dem 13. Jahrhundert mit romanischer und gotischer Bausubstanz, wurde vor 11 Jahren abgeschlossen. Die Innenrestaurierung, die letzte war in den 1960 Jahren, war nach fast 60 Jahren dringend notwendig geworden.

Vor dem Sanierungsbeginn haben Architekten, Restauratoren, Statiker, Bauphysiker, Fachingenieure für Kirchenheizungen den Zustand der Baustelle exakt erfassen müssen. Auch die Schäden an den Wänden, an den Wandmalereien, an den Altären, Portalen wurden genau registriert.

Vor allem musste der Baugrund gründlich analysiert werden. Bei diesen Vorbereitungen gingen schon vier Jahre ins Land und danach acht Jahre Innenrenovierung. Warum so lange?


Blick auf die restaurierte Walker-Orgel aus den 50er Jahren

Alle festen und beweglichen Ausstattungsgegenstände wurden ausgebaut, eingelagert und restauriert, die mittelalterlichen Glasfenster im Chor grundüberholt, die Walcker-Orgel mit etwa 4000 Pfeifen aus den 1950er Jahren ausgebaut, technisch überarbeitet und wieder aufgebaut.

Die grundüberholten mittelalterlichen Fenster

Feuchtigkeit, Pilzbefall, die Nässe vom nahen Main und brüchige Fundamente zwangen immer wieder zu Unterbrechungen und neuen Überlegungen bzw. Planungen.

Die archäologischen Grabungsarbeiten, fachlich betreut vom Denkmalamt der Stadt Frankfurt, erfolgten in Handarbeit. So konnten Kostbarkeiten unter dem Fußboden gefunden werden. Dessen Niveau aus dem 16. Jahrhundert wurde wiederhergestellt und so die Basen der Pfeiler und die Wandsockel freigelegt. Entdeckt wurden Gräber und Grabplatten, die nun in den Fußboden integriert wurden. Die wertvolle Weihnachtskrippe fand schon lange Asyl im Dommuseum.

Die nördliche Vorhalle ist übrigens statisch noch nicht gefestigt.

Die Kosten werden bei 11,5 Millionen Euro liegen. Die Stadt Frankfurt verpflichtet sich seit 1830, acht sogenannte Donationskirchen zu hegen und zu pflegen. Die Kostenaufteilung zwischen Stadt und Diözese Limburg steht noch bevor.

Im Juni 2019 war die Innenrenovierung der Liebfrauenkirche des „Cityklosters der Kapuziner“ nach zwei Jahren abgeschlossen. Deren zu erwartende Brutto-Gesamtkosten liegen bei etwa 1,7, Millionen Euro.

Ab September kann die älteste und schönste Kirche Frankfurts, die im 2. Weltkrieg kaum zerstört wurde, wieder an vier Tagen in der Woche besucht werden.

Die voraussichtlich im Oktober beendeten Dach-und Fassadensanierungsarbeiten am Dom St.Bartholomäus fordern etwa 9,7 Millionen Euro. Mit dem Journalistentross geht es weiter zur Baustelle Dom.

v.l.n.r.: Baudezernent Jan Schneider und Bürgermeister Uwe Becker

Wie dringend nötig die Arbeiten am Dom St. Bartolomäus sind, erläutern Bürgermeister Becker und Baudezernent Schneider sowie der ehemalige Bauleiter für St.Leonhard und Dom, Robert Sommer, und Burkhard Margraf vom Amt für Bau und Immobilien, der seit 2018 zusammen mit Dr.Julia Lienemeyer die Projektleitung inne hat.

Robert Sommer, und Burkhard Margraf vom Amt für Bau und Immobilien

2000 war trotz Blitzableiter in die Kreuzblume der Blitz eingeschlagen, und seitdem wird immer wieder an der Bausubstanz des Doms gearbeitet.

Margraf fährt mit dem Journalistentross, ich natürlich dabei, per Arbeitsaufzug hoch.

Arbeitsaufzug am Dom

Die großen Fenster am südlichen Querhaus mussten ausgebaut werden, weil der Kitt brüchig war und Nässe eindrang. Einige sind schon wieder neu verbleit, wieder drin. Große Planen schützen die Wände. Die berühmte Orgel der Firma Klais aus Bonn, war gefährdet, und musste abgebaut werden.

Die erneuerte Bleiverglasung

Der Austausch der Schieferziegel ist eine Hauptaufgabe und auf den 75 Grad steilen Dächern kompliziert. Die Lösung: es wurden spezielle Arbeitsbühnen, die unter dem Dachfirst flexibel in Ketten eingehängt werden, konstruiert. So besteht Sicherheit für die Dachdecker.

Die neuen Schieferziegel für das Dach

Die Wahlkapelle, in der die Kaiser und Könige gewählt wurden, wird länger nicht zugänglich sein.

Drei große Sanierungs-Projekte von alten Innenstadtkirchen werden bald abgeschlossen sein und nicht nur Katholiken begeistern.

Herausragende Grabungsfunde, die bei der archäologischen Grabung während der Sanierung der Kirche St. Leonhard gemacht wurden sowie restaurierte Kunstschätze zeigt ab dem 16. August die Ausstellung „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St .Leonhard“ das Dommuseum zusammen mit dem Archäologischen Museum und der städtischen und staatlichen Denkmalpflege. Zum ersten Mal sind die Skulpturen und Glasfragmente, Pilgermuscheln und Alltagsgegenstände zu sehen und erzählen aus der Geschichte von St. Leonhard – einer der schönsten Kirchen Frankfurts.

Comments are closed.