home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Cornelia Klaus – Die diesjährige Präsidentin des International Women’s Club

Wandel, Risiken und Chancen als  Thema

Von Petra Kammann


Cornelia Klaus, IWC-Präsidentin 2018-2019, am Palmengarten, Foto: Petra Kammann

Ein sonniger Frühlingstag. Strahlend kommt Cornelia Klaus, die diesjährige Präsidentin des International Women’s Club und gebürtige Frankfurterin, ins Café Laumer, wo wir uns zum Gespräch verabredet haben. Die ausgebildete Bankkauffrau und Diplom-Betriebswirtin, die seit über 30 Jahren in der Finanzbranche arbeitet, wohnt heute im Taunus. Begeistert spricht sie über die Entwicklung der Mainmetropole, die sich in den letzten Jahren so sehr zum Positiven entwickelt habe, was sie auch von ihren ausländischen Freunden zurückgespielt bekomme.

Natürlich will ich von ihr wissen, was sie motiviert hat, überhaupt in den IWC einzutreten. Vielleicht, weil sie in einer Männerdomäne gearbeitet hat? Bei einem früheren Traineeprogramm, das sie nach dem Studium bei einer deutschen Großbank absolvierte, seien unter 18 Männern nur drei Frauen gewesen. Das sicher auch, vor allem aber sei es die herausfordernde generationenübergreifende und internationale Gemengelage des IWC gewesen, die sie angelockt habe, als sie 2014 dem Club beitrat. Bei um die 470 Mitgliedern verschiedenster Couleur, Weltanschauung, Religion und Alters seien dort immerhin 53 Nationen vertreten. Und das weite den Blick auf die Welt erheblich.

Kontakte und Freundschaften – darüber definiert sich der Club, und nicht über die Erweiterung beruflicher Beziehungsnetzwerke – seien in einer sich ständig wandelnden Welt von ganz besonderer Bedeutung. Die Lust, über den Tellerrand zu schauen, habe Cornelia Klaus aber schon in ihrer Schulzeit verspürt, wo ihr beim Abitur zunächst viele Wege offen standen, sei es als Juristin, Wirtschaftswissenschaftlerin oder als Biologin.

Engagement für Bio-Diversität

 Honigbiene auf Storchschnabelblüte, Foto: Lena Sistig

Da sie sich aber nicht entscheiden konnte, hat der Vater ihr geraten, zunächst einmal eine Banklehre zu absolvieren, was sie anfangs nur mäßig interessierte. Als sie dann nach einem familiären Kurzaufenthalt aus Kanada zurückkam, musste sie unmittelbar am nächsten Tag beginnen und hat in ihrer zweijährigen Ausbildung bei der Volksbank dann sehr schnell auch „Feuer“ für die Sache gefangen und ungeheuer viel gelernt.

Denn sie hatte begriffen, dass der Umgang mit dem „Geld, über das man nicht spricht“, eine wichtige Voraussetzung und ein wichtiges Werkzeug darstellt, um selbstbestimmt sein Leben in die Hand nehmen zu können. Es hat der Mutter von inzwischen zwei erwachsenen Söhnen nicht nur in ihrer beruflichen Vita geholfen, wo sie in einigen ausländischen Bankunternehmen gearbeitet hat, sondern ist natürlich auch sehr nützlich für ihre Arbeit im IWC, wo sie Spenden für „die gute Sache“ einsammeln muss.

Mit Sorge sieht sie die Diskussion um den Brexit, nicht allein, weil einer ihrer Söhne als Finanzexperte inzwischen in London lebt, und das sehr gern, sondern auch, weil sie am eigenen Leib gespürt hat, wie in Europa seit den 70er und 80er Jahren alles immer einfacher geworden ist, das Reisen ohne Pass, das nicht mehr Geldumtauschenmüssen, das Mitbringen von Waren und vieles andere mehr. Selbst hat sie bislang immer das Verbindendende als positiv erlebt. Aber sie hat auch Verständnis für die Ängste mancher Menschen.

Daher sei sie zu dem Schluss gekommen, ihr Jahresthema unter das janusköpfige Motto „Wandel. Risiken und Chancen“ zu stellen. Sie sieht, dass der ständig schneller werdende Wandel vielen Menschen auch Angst macht. Und sie will alles andere, als eine Vogel-Strauß-Politik betreiben. Auch in ihrer eigenen Branche sieht sie, wie sich die Welt verändert hat. Online-Banking betrifft alle. Wo früher in Bankfilialen manche Hürden noch in persönlichen Gesprächen überwunden werden konnten, müssen heute die finanziellen Dinge mit viel Eigeninitiative elektronisch von jedem allein gelöst werden. Viele Filialen wurden geschlossen.

Cornelia Klaus hat sich vor vier Jahren mit Claudia Bernsau, einer weiteren Finanzexpertin, zusammengetan, um unter dem Motto „Rock your Money“ Oberstufenschülern „Finanzverstand fürs Leben“ mit auf den Weg zu geben. So etwas steht nämlich weder vor dem Abitur noch im Rahmen eines üblichen Studiums auf dem Lehrplan. In Frankfurt kann man solche Kurse an der Wöhlerschule und an der Ziehenschule belegen.

Da bieten die beiden Frauen nun Finanzseminare für Schüler und sogar auch für Erwachsene an, weil sie der Meinung sind, dass finanzielle Bildung ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung eines jeden ist. Und sie räumen mit dem Vorurteil auf, Beschäftigung mit Finanzfragen sei langweilig. Finanzielle Fragestellungen und Konzepte können aber durchaus spannend sein und Spaß machen. Sich mit Finanzen zu beschäftigen, sei kein Buch mit sieben Siegeln. Sich bewusst um seine Finanzen zu kümmern, erhöhe außerdem das Selbstbewusstsein, vor allem bei Frauen.

Da wir heute – selbst bei nur kurzer Berufsunterbrechung, wie sie es selbst u.a. durch die Pause nach der Geburt ihrer Kinder erlebt habe –, ständig neue „backups“ brauchen, wir uns andererseits ein gesamtes Leben bei nur einem Arbeitgeber kaum mehr vorstellen können, hält Cornelia Klaus lebenslange Bildung heute für eines der drängendsten Themen, die uns alle angehen. Ständig müssten wir uns den veränderten Lebensbedingungen anpassen, vor allem, wenn Künstliche Intelligenz immer stärker auch unseren Alltag bestimme.

 Schmetterling Kleiner Fuchs 

Foto: https://pixabay.de

Aber sie sieht auch die Veränderung in der Natur, weswegen sie ein ganz besonderes IWC-Thema auf die Agenda geschrieben hat. Da sie das Thema Biologie und Biodiversität nach wie vor umtreibt und sie selbst bereits seit zwei Jahren das Thema des „Insektensterbens“ verfolgt, hat sie sich als IWC-Präsidentin mit dem Senckenberg Naturmuseum zusammengetan und den Workshop „Insektenreich? – Bedrohte Vielfalt“ ausgedacht, an dem sich auf breiter Basis Schulklassen sämtlicher Schultypen der Stufen 5-7 ab dem Schuljahr 2019/2020 beteiligen und somit dazu beitragen können, Lebensräume für Insekten zu erhalten und zu schaffen.

← Streifenwanze

Foto:https://pixabay.de

Auf spielerische Weise sollen die Schüler in zweieinhalbstündigen Workshops Insekten erkennen und bestimmen und sie als einen wichtigen Bestandteil von Ökosystemen begreifen lernen. Und ihnen soll dabei klar werden, welche Auswirkungen der Verlust von Insekten auf die Lebenswelt der Menschen, auf Bäume und Pflanzen hat und was sie dagegen tun können. So wird bei den Schülern zunächst einmal theoretisch das Thema ins Bewusstsein gehoben. Ziel ist es aber auch, dass sie im Anschluss praktisch etwas „mit nach Hause“ nehmen können, was sie selbst hergestellt haben. Und das wird dann das sogenannte „Insektenhotel“ sein, eineauf der Basis einer einfachen mit Holzwolle ausstaffierte Blechdose, die man überall im Garten oder auf dem Balkon aufstellen kann.

Als fachliche Berater hat Cornelia Klaus für die Aktion von Senckenberg nicht nur Prof. Mulch sowie eine pädagogische Betreuerin gewonnen, sondern als „Botschafterin“ auch die Frankfurter Ehrenbürgerin und frühere OB Dr. h.c. Petra Roth.

In jeder Hinsicht Brücken zu bauen zwischen den Kulturen und Themen, gehört für die ausgewogene Teamplayerin zu den wichtigsten Aufgaben. Daher verwundert es auch nicht, dass Cornelia Klaus nochmals hervorhebt, auf welch hervorragende Strukturen sie im IWC gestoßen sei. Sie habe durch ihre bestens organisierte Vorgängerin Béatrice Portoff einen gleitenden Übergang erlebt; so sei es auch ihr eigener Wunsch, die Amtsgeschäfte gut vorbereitet an ihre Nachfolgerin zu übergeben. Die Satzung sieht vor, dass das Amt der Präsidentin dann am 1. Juli wieder von einer Ausländerin übernommen werden wird. Auch so werden alljährlich im IWC wechselnde Brücken gebaut und Themen aufbereitet, zwischen Ausländerinnen und Deutschen. Eine kluge Mischung, was außerdem jeweils eine neue Farbe in das Club-Geschehen bringt. Diversität eben.

→ Traditioneller Weihnachtstee des International Women’s Club of Frankfurt im Römer 

Internationales Freundschaftsfest des International Women’s Club (IWC)- zugunsten der „Lazarus Wohnsitzlosenhilfe e.V.“

 → Elisabeth-Norgall-Preis des Frankfurter International Women‘s Club für Chungja Agnes Kim

Comments are closed.