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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

12. Lichter Filmfest Frankfurt International Es gibt viel zu entdecken. Streifzug durchs Programm

von Renate Feyerbacher

Heute Abend ist Eröffnungsfeier im Mousonturm mit der Filmvorführung des außergewöhnlichen, schwedischen  Films „Gräns – Border“, der auf John Ajvide Lindqvists Geschichtensammlung „Gräns“ basiert. Border ist eine davon. Das Buch erschien hierzulande 2017 unter dem Titel „Die Grenze“.“Gräns“ ist einer der Internationalen Filme zum Schewrpunkt-Thema„Natur“.

Britta Knöller und David Nawrath beim Berlinale-Empfang der hessischen Landesregierung, jetzt beim Lichter Filmfest, Foto: Renate Feyerbacher

In den wenigen Tagen des Festivals können sich Frankfurter Filmfreunde auf mehr als 100 Filme, Gesprächsrunden unter anderem über die Zukunft des deutschen Films und Begleitveranstaltungen freuen. Gezeigt wird zum Thema unter anderem „Free Solo“,der beste mit dem Oscar ausgezeichnete Dokumentarfilm oder „Erde“, der auf der Berlinale den Preis der Ökumenischen Jury erhielt.

Zweifelsfrei wird der Erstlings-Spielfilm „Atlas“ von David Nawrath, der sich mit  einem anderen wichtigen Thema, der Wohnungsnot, beschäftigt, ein Höhepunkt des Festivals sein.. Noch im Kinosessel sitzend, werden Regisseur, Hauptdarsteller Rainer Bock, die Produzenten Britta Knöller und Hans- Christian Schmid mit Vertretern des Planungsderzernats der Stadt Frankfurt und dem Publikum diskutieren.

Der Film, der teilweise im Frankfurter Nordend gedreht wurde, zum Hessischen Film- und Kinopreis nominiert war, und nun auf den Deutschen Filmpreis hofft (Lola at Berlinale), ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Vertreibung von Mietern. Erst nach und nach erschließt sich dem Zuschauer die Tragweite des Problems, dadurch bleibt das Werk bis zum Ende spannend und driftet nicht in inhaltslose oberflächliche Argumente ab. Ständig kommt die Frage auf, wieso lässt der Staat solche Machenschaften zu?

Einfach großartig das Spiel von Rainer Bock, den man bisher hauptsächlich in Nebenrollen wahrgenommen hat. Er, der ehemalige Gewichtheber, ist der Möbelpacker Walter, der zusammen mit seinen Kollegen, eine Wohnung räumen soll. Hier wohnt Jan mit Frau und Kind. Sie sind die letzten im Haus und weigern sich auszuziehen. Die Räumung, bei der er in dem Familienvater, seinen Sohn, zu erkennen glaubt, scheitert. Es kommt zu massiven Handgreiflichkeiten, verursacht durch den neuen, arabischen Möbelpacker Mussa (Übersetzt Sohn). Walter durfte seinen Sohn im Kindesalter nicht sehen. Die Mutter, sie hatte das Sorgerecht, rief die Polizei als er den kleinen Jan einmal aus der Kita abgeholt hatte. Walter machte sich bei dem Einsatz strafbar. „Jeder lädt sich seine Last auf und muss sie selbst tragen“, so Walter, der sich in seinem Leben nicht nur als Möbelpacker schwere Last auflud.

Walter arbeitet seit Jahrzehnten bei der Möbelfirma. Sein Chef Roland Grone nennt ihn den Einzigen auf den er sich verlassen kann. Und ahnt nicht, was er mit der Aussage, er solle froh sein, keine Familie zu haben, in Walters Innern mobilisiert. Vorsichtig versucht sich Walter seinem Sohn Jan und seiner Familie zu nähern und sie vor der Immobilien-Mafia zu schützen. Es darf nicht verraten werden, wie die  eindringliche Vater-Sohn-Geschichte ausgeht.

Filmstill: Rainer Bock als Walter

Wie Rainer Bock die Rolle anlegt, fasziniert. Walter redet kaum, aber aus seinem Gesicht sind seine Gedanken immer zu ergründen. Selten sind seine tiefen Gesichtsfurchen ein wenig geglättet. Bis zur Hässlichkeit  ist seine Physiognomie manchmal entstellt. Der Regisseur gibt Rainer Bock viel Zeit, sich zu entfalten. Keine hektischen Einstellungen.

(Arthouse Kino Harmonie am Freitag 29.4.um 18 Uhr)

In Zukunft Deutscher Film werden zum Beispiel „Oray“ von Mehmet Akif Büyükatalay,  der auf der Berlinale den Preis für den Besten Erstlingsfilm bekam, oder „Wintermärchen“ von Jan Bonney, oder „Dreissig“von Regisseurin Simona Kostova, oder „Kahlschlag“ von Max Gleschinski, zu sehen sein, der bei den Hofer Filnmtagen mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet wurde. Regisseur und Regisseurin dieser drei Streifen sind beim Festival dabei.

In „Kahlschlag“ spielt der Frankfurter Bub Florian Bartholomäi eine der Hauptrollen, der nicht kommt, weil er vielleicht in Berlin Theater spielt oder irgendwo dreht, und eine Nebenrolle hat Jan „Monchi“ Gorkow, Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet Macht Lust.

Florian Bartholomäi beim Berlinale-Empfang der Hessischen Landesregierung, Foto: Renate Feyerbacher

Auch Kurzfilme hat das 12. Lichter Filmfestival zu bieten. Wieder gibt es den Lichter VR Storytelling Award 2019, den Lichter Art Award und sogar einen Murnau-Stummfilm mit Live-Vertonung. Insgesamt winken fünf Preise.

 

Festivalzentrum ist TOR Art Space in der Allerheiligenstraße 2. Die Filmvorführungen sind auf fünf Kinos verteilt: Naxoshalle, Kino im Deutschen Filminstitut& Filmmuseum, Mal Seh’n Kino, Harmonie Kino und Pupille.

Informationen über das Gesamtprogramm unter:

www.lichter-filmfest.de

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