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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Städelschule: Rundgang 2019 – eine Nachlese (1)

Unsterbliche Malerei

Von Erhard Metz

Zugegeben – wir halten die Malerei immer noch für die Königsdisziplin der bildenden – „der schönen“ – Künste, denn um die Bildhauerei ist es, zumindest in der quantitativen Betrachtung, so optimal nicht bestellt. Das mag an dem sehr viel schwerer handhabbaren künstlerischen Medium selbst liegen; man kann Bilder in die soundsovielte Etage ins Dachatelier tragen, mit dem Holz- oder Marmorblock gestaltet sich das schon ein bißchen schwieriger. Welcher Kunstliebhaber kann in seinem Wohnzimmer schon eine nach Raum verlangende Installation unterbringen; ein Videokunstwerk materialisiert sich letztlich in einem wenig ansehnlichen Monitor, von einer Performance mal ganz abgesehen. Und auch ein Privatverkauf ist ja schließlich immer noch eine attraktive Sache für Kunstschaffende.

Lydia Ericsson Wärn, Shields, 2018, Oil on canvas, 160 x 125 cm

Die Arbeit von Lydia Ericsson Wärn hing zum Rundgang an prominenter Stelle gegenüber der Mensa. Masken, Schutzschilde, der eine weist männliche, der andere weibliche Züge auf. Faschingsmaskeraden sind sie wohl kaum, eher könnten sie die Künstlerin schützen vor einem allzu tiefen Blick in ihr Ich. Oder Mann und Frau liegen im Bett, tragen nur noch hohle Masken und haben sich nichts mehr zu sagen.

Eine schöne Arbeit ist die „Leichtigkeit“ von Evan Jose, ein Hauch von Pastell liegt wie ein zarter Nebel über der Waldszene mit den fliegenden Büchern, wir denken natürlich sofort an die Büchermenschen in „Fahrenheit 451“, die vor Verfolgung geflohen im Wald leben und dort die noch nicht vernichteten Bücher auswendig lernen, um sie der Nachwelt zu überliefern.

Evan Jose, Levity, Oil on MDF, 2018

Arthur Stachurski präsentierte im Obergeschoß der Lichthalle unter Einsatz von neongrellen Farben drei Malereien unter dem Titel „Pink Smoke“ – ob Film, Songtext, Kult oder Parfüm: mannigfache Assoziationen sind erlaubt. Großartig vor allem die Arbeit „Alien Egg“. Und wer ist „Zell“, dieser ganz und gar abgefahrere Typ?

Arthur Stachurski
↑ FFVIII Pink Smoke Text, 2018 (oben); Alien Egg (Pink Smoke), 2018 (unten),
jeweils Acrylic on canvas, 120 x 160 cm
↓ Zell (Pink Smoke), 2018, Acrylic on canvas, 100 x 160 cm

Rudi Ninov, Untitled, 2019, Acrylic on canvas, 180 x 150 cm

Rudi Ninovs Malerei zeigt einen Rest an Figuration, wenn vielleicht zwei freundliche Aliens den oder die Raumfahrer begrüßen. Oder spielt sich doch alles auf der Erde ab, in seichtem Gewässer mit Fröschen und Kaulquappen etwa?

Ein großes malerisches Portfolio offenbart K-K. Ein Geheimnis können wir lüften, falls man uns richtig informiert hat: bei K-K. handelt sich um einen Studenten. Mehr wissen auch wir, Ehrenwort, selber nicht (und wollen es auch nicht). Ein jeder hat ein Recht auf seine Geheimnisse.

K-K.

K-K.,
↑ Insomnia, 2017-19, oil on board, 100 x 80 cm
↓ Untitled, 2018-19, oil on cardboard mounted on wood with aluminium frame

Fantasievolle, ja auch „schöne“ Arbeiten zum längeren Betrachten sehen wir von K-K., in denen durchaus auch Humor eine Rolle spielen darf – fein seine „Insomnia“, fein in Bildkonstruktion und -ausführung auch seine, na sagen wir mal, Hühner oder Gänse, jedenfalls im weitesten Sinne Vögel. Aber die üppigen Schleifen scheinen sie zu strangulieren, bis das Blut tropft.

Min Ahn, Practice 26, Oil, Acrylic on Canvas, 2019

Von Min Ahn sehen wir eine noch in der Figuration wurzelnde, bemerkenswerte Arbeit, auf uns wirkt sie martialisch, bedrohlich, als kämpfe sich ein soldatischer Jemand durch das Dickicht.

Viel zum Hinschauen, viel zum Nachsinnen, viel zum Öffnen aller Gedankenwelten. Wir möchten das hier Vorgestellte achtbare Kunst nennen.

Abgebildete Werke © jeweilige Künstlerinnen/Künstler; Fotos: Erhard Metz

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