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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der herausragende Tag: Der 6. Januar

Die drei Magier und ein besonderer Brauch: Die Galette des rois

Der 6. Januar – 12 Tage nach Weihnachten – ist ein ganz besonderer Tag, Dreikönigstag für die einen, „Epiphanias“ für die anderen, für die Russen ist es zum Beispiel der Neujahrstag und Weihnachtsfest für die Ukrainer, Väterlichen Frost inklusive. In anderen Landstrichen In Deutschland wiederum sind die Sternsinger unterwegs.

Von Petra Kammann

Selbst die Feinbäckereien in Frankreich werben mit dem Fest der Epiphanie

Am 6. Januar feiert die Kirche das Hochfest „Epiphanias“ („Erscheinung des Herrn“ oder auch „Dreikönigsfest“), an dem die Göttlichkeit Jesu in der Anbetung durch die Magier, in der Taufe im Jordan und im Wunder von Kana sichtbar wird. An diesem Tag wird in vielen Familien der Weihnachtsbaum zum letzten Mal angezündet und anschließend abgeräumt. Außerdem gehen mit dem Dreikönigstag auch die 12 Rauhnächte (zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar) zu Ende…

Ein sehr alter Brauch am Dreikönigstag ist es auch, die Häuser zu segnen. Die drei Weisen (oder Magier) aus dem Morgenland, Caspar, Melchior und Balthasar, liefern den Hintergrund für diese Tradition. Mit Kreide werden die Buchstaben C+M+B („Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus – oder für Caspar, Melchior und Balthasar) an die Haustür geschrieben, weil man hofft, auf diese Weise wieder für ein Jahr alles Übel fernhalten zu können. Die heiligen drei Könige, wie sie auch häufig genannt werden, sind nämlich auch die Patrone der Reisenden, Pilger, Kürschner, Kaufleute, Gastwirte und Spielkartenhersteller. Außerdem gelten sie als Helfer gegen Unwetter und Epilepsie.

Der „Weise aus dem Morgenland“ und ein Wünschebaum in einer Kapelle in San Colomban

Die verschiedenen Länder begehen diesen Tag auf unterschiedliche Weise und nehmen dabei meist Bezug auf religiöse Traditionen. Doch kann der Ursprung dieser Feiern sowohl auf religiöse als auch auf heidnische Bräuche zurückgehen, wie es auch viel andere christliche Feiertage tun…

Die Krone gehört in Frankreich zur „Galette des Rois“

So feierten etwa an diesem Tag die Römer ein saturnalisches Fest zur Wintersonnenwende, bei dem für einen Tag lang durch eine in einem Kuchen versteckte weiße oder schwarze Bohne ein König oder eine Königin bestimmt wurde. In Abwandlung kann man beispielsweise solche Bräuche heute noch in Frankreich finden. Traditionsgemäß versammelt man sich dort zum Beispiel zum Anschnitt der famosen Galette „en famille“. Dabei setzt sich das jüngste Kind unter den Tisch, um ,blind‘ auf die Frage zu antworten: „Roudoudou, pour qui est ce morceau-là ?“ – „Für wen ist dieses Stück?“

Dann nennt es die Namen der Anwesenden, damit jeder die gleichen Chancen hat und ein Stück vom Kuchen abbekommt. Wer dann dabei auf einen harten Widerstand in dem köstlichen Kuchen stößt, freut sich: Denn er ist der „Roi pour un jour“. Da mit dem Dreikönigskuchen außerdem auch eine Papierkrone mitgeliefert wird, wird derjenige, der das Figürchen findet, gekrönt und darf sich seine Königin oder seinen König aussuchen, was dem oder der Auserwählten außerdem Glück fürs ganze Jahr verspricht…

Wie sieht nun diese „Galette des rois“ selbst aus? Dieser Dreikönigskuchen, verziert mit sich kreuzenden Einschnitten, besteht aus einem Blätterteig, trägt die schon erwähnte verzierte kleine Figur aus Porzellan eingebacken in sich. Häufig ist er mit einer Creme aus süßen Mandeln, Butter, Eiern und Zucker gefüllt – mit Frangipane. Besonders beliebt ist bei den Franzosen die Galette mit eben dieser Mandelcremefüllung, die einer Sage nach, im 14. Jahrhundert  von einem Florentiner Adligen, dem legendären Marquis von Frangipani, erfunden worden sein soll.

Doch gibt es auch delikate andere Kreationen: mit Schokolade, verschiedenen Cremefüllungen, mit Äpfeln, kandierten Früchten usw…..Landauf landab bieten sich die Bäckereien und Konditoreien mit den verschiedensten und köstlichsten Variationen von Füllungen einen kulinarischen Wettstreit. Die Galette ist in allen Patisserien und Feinbäckereien Frankreichs zu finden, wo sie mit großem Savoir-faire hergestellt wird. In manchen Familien wird sie aber auch selbst gebacken.

Früher wurde der Dreikönigskuchen in ebenso viele Stücke wie Gäste geteilt, plus eins. Dieses zusätzliche Stück, das sogenannte „Armenstück“, war für den ersten Armen gedacht, der das Haus besuchte. Das findet in der Provence sein Gegenstück in den 13 Desserts zu Weihnachten, wo das 13. Dessert ebenfalls für den ersten ankommenden Armen reserviert wurde.

Der Brauch, am Dreikönigsfest die Galette des Rois in Gemeinschaft anzuschneiden, existiert schon ziemlich lange und wurde sogar an der Tafel des mächtigen „Sonnenkönigs“ gepflegt. Fanden die Damen des Hofes die Bohne, wurden sie für einen Tag „Königinnen von Frankreich“. Aber nicht nur das. Sie hatten auch einen Wunsch beim König frei, die sogenannten „grâces et gentillesse“ (Gunst und Gnaden). Diesen Brauch schaffte Ludwig XIV. jedoch schon bald wieder ab.Über die Gründe kann man nur spekulieren.

Im 18. Jahrhundert dann wurde aus der „fève“ (einer trockenen Saubohne) ein Porzellanfigürchen, das die Geburt Christi und die Krippenfiguren darstellt. Inzwischen haben die Figürchen des Dreikönigskuchens alle möglichen Formen angenommen. In Frankreich sind sie so beliebt, dass manche sie sogar sammeln. Kinder sind da besonders eifrig….

Und das „gekrönte Haupt“ darf sich in Frankreich feiern lassen, vorzugsweise mit Champagner (ersatzweise passt auch ein Glas Cidre). „Le roi boit, le roi boit“ – „Der König trinkt“, jubeln dann die Anwesenden, wenn der „König“ oder die „Königin“ zum Trinken ansetzt: Und weil dieses Ritual soviel Spaß macht, wird dieses Fest der „convivialité“ (der harmonischen Geselligkeit) inzwischen nicht mehr nur am 6. Januar gefeiert, die beliebte Feier hat sich inzwischen vom 2. bis zum 15. Januar ausgedehnt…

Und noch eine kleine Besonderheit:

Wenn beim alljährlichen traditionellen Empfang im Elysée-Palast eine riesige Galette (mit 1,20 m Durchmesser für 150 Personen) für den Präsidenten der französischen Republik angefertigt wird, hat der mit der Herstellung beauftragte Pâtissier die Anweisung, in den Kuchen keine fève einzubacken, da „im Rahmen der Präsidentschaft der Republik ja kein König bestimmt werden“ kann. Daran kann auch Jupiter nichts ändern… Das Teamdenken sollte sich auf Dauer auch an diesem illustren Ort bewähren. Und Aufklärung verspricht auch das schon begonnene Jahr. Werden von nun an die Tage nicht wieder länger und heller?

Aufsicht: der goldgelbe Teig  mit den kreuzenden Einschnitten

Hier nun ein einfaches Rezept zum Selberbacken der Galette des Rois: 

Blätterteig, zwei Kreise, Ø 30cm

125 g Puderzucker

125 g fein geriebene Mandeln

100 g weiche Butter

2 Eier

1 Eigelb

2 EL dunkler Rum

Mandelaroma-Essenz

Zubereitung

Den ersten Blätterteigkreis in eine runde, gefettete oder mit Backpapier ausgelegte Backform legen. Puderzucker Mandeln, Butter, Eier Rum und Mandelaroma zu einer geschmeidigen Masse verarbeiten, auf dem Teig verteilen.

Achtung: Am Rand rund 1 cm frei lassen! Den Rand mit Wasser bestreichen, die zweite Blätterteigplatte auflegen, mit der Gabel den Rand eindrücken und so beide Platten gut verbinden.

Mit Eigelb bestreichen. Mit einer Messerspitze ein Muster in die obere Platte ritzen und an einige Stellen mit der Gabel einstechen, damit der Mandelfladen nicht zu sehr aufgeht.

Im vorgeheizten Ofen bei 200°C rund 25 Minuten goldgelb backen und möglichst noch warm servieren.

Bon apétit!

 

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