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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Gedenktafel für Paul Claudel

Frankreich und Frankfurt verbindet eine intensive freundschaftliche Beziehung. Seit 1960 pflegt Frankfurt mit Lyon seine älteste Städtepartnerschaft. Und auch heute sind die diplomatischen Beziehungen bestens. Aber wer wusste schon, dass zwischen 1911 und 1913 der französische Dichter und Philosoph Paul Claudel auch schon einmal als Diplomat in Frankfurt tätig war? Und zwar in der Stiftsstr. 7-19 in einem prächtigen Bau.

Die französische Generalkonsulin Pascale Trimbach und OB Peter Feldmann beim Enthüllen der Gedenktafel in der Stiftstraße

Claudel war von 1893 bis 1934 im diplomatischen Dienst unter anderem in Japan, in den Vereinigten Staaten, in Dänemark und Deutschland. „Durch seinen Beruf hat Paul Claudel die ganze Welt bereist, was auch sein literarisches Wirken geprägt hat. Der Bruder der Bildhauerin Camille Claudel war ein Kosmopolit“ – das passe zu unserer internationalen Stadt mit den 177 Nationen und 200 Sprachen, so Feldmanns Kommentar.

Da sich in diesem Jahr der Geburtstag Paul Claudels (1868-1955) zum 150. Mal jährt, haben Oberbürgermeister Peter Feldmann und die französische Generalkonsulin Pascale Trimbach heute eine Gedenktafel zu Ehren des französischen Literaten und Diplomaten Paul Claudel in der Stiftstraße enthüllt.

Die Reden wurden an einem Rednerpult gehalten, das von der letztjährigen Buchmesse mit dem Schwerpunkt „Frankfort en Français“ ins Konsulat gewandert ist… 

Das vielfältige Werk des Mitgliedes der Académie Française besteht aus Theaterstücken, Romanen, Gedichten und Essays. Um den Literaten und Diplomaten zu ehren und erneut seine Verbindung zu Frankfurt zu dokumentieren, wurde die Gedenktafel am Ort des ehemaligen französischen Konsulates enthüllt. Die Enthüllungszeremonie soll die starken Bindungen zwischen der französischen Gemeinschaft und Frankfurt manifestieren.

Man denke nur an den Buchmesseschwerpunkt des letzten Jahres „Francfort en Français“, zu dem rund 450 französischschreibende Autorinnen und Autoren in die Mainmetropole gekommen waren. Vom Stand der Franzosen, dem Pavillon Français, stammte übrigens das von jungen Designern entworfene Rednerpult, das die pfiffige Generalkonsulin, die Claudel vor Ort nochmal würdigte, für diesen Anlass eigens mitgebracht hatte.

Ich freue mich, dass wir mit dieser Gedenktafel für Paul Claudel einen Schriftsteller und Diplomaten würdigen, der für die engen Beziehungen steht und die literarische Verbindung unserer Stadt zu Frankreich symbolisiert. Schriftsteller zu feiern und zu ehren, hat in der Buchmessestadt Frankfurt eine lange Tradition“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann.

OB Feldmann vor der Gedenktafel für Paul Claudel

„Diese Gedenktafel zu Erinnerung an Paul Claudel heute einzuweihen, ist eine der vielfältigen Veranstaltungen anlässlich Paul Claudels 150. Geburtstag, wozu das Generalkonsulat im Frühjahr auch eine Ausstellung in den eigenen Räumen organisiert hatte. Dank dieser Gedenktafel wird der Aufenthalt von Claudel in Frankfurt dauerhaft in Erinnerung wachgehalten. Die Neugier des Frankfurters wird zweifellos geweckt, wenn er die Inschrift ‚Dichter, Dramaturg und Diplomat‘ lesen wird. Er wird sich fragen, ,wie kann man all dies gleichzeitig sein?‘, falls er Claudel nicht kannte. Und falls Claudel ihm schon bekannt war, wird er sich umso mehr freuen, zu erfahren, dass er sich genau dort befindet, wo früher ein großer Geist arbeitete“, sagte Pascale Trimbach.    pk

↓ Kleines Detail am Rande: Wo einst der Dichter-Diplomat residierte, befindet sich heute ein wichtiges Amt der Stadt Frankfurt: das Referat für Mobilität und Verkehrsplanung… Claudels Leben war von äußerster Mobilität geprägt, zu Beginn des 20. Jahrhundert absolut keine Selbstverständlichkeit

Das Grußwort der Generalkonsulin von Frankreich in Frankfurt Pascale TRIMBACH

Aus Anlass der Enthüllung der Gedenktafel „Paul Claudel“ 9-17 Stiftstraße, Frankfurt-am-Main

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Sehr geehrte Kollegen des konsularischen Corps,

Lieber Bruder Paulus, lieber Bruder Michael,

Meine Damen und Herren,

Liebe Freunde,

Wir sind heute vor dem ehemaligen französischen Generalkonsulat versammelt, und es ist mir eine besondere Freude und Ehre, hier eine Gedenktafel zur Erinnerung an Paul Claudel, einem  meiner berühmtesten Vorgänger, zu enthüllen.

Einige Monate zuvor wurde die Ausstellung „Paul Claudel, Wie kann man Dichter und Diplomat sein?“ im Generalkonsulat präsentiert, bevor sie im Institut français in Mainz und dann in Paris eingeweiht wurde. So entdeckte das Frankfurter Publikum eine einzigartige Persönlichkeit der französischen Kulturwelt und feierte Paul Claudels 150. Geburtstag. Paul Claudel ist eine schwer einzuordnende Figur. Ein einziges Substantiv würde nicht ausreichen, sein Leben und sein Werk zu charakterisieren. Auf der Gedenktafel sind daher folgende Wörter zu lesen: „Dichter, Dramaturg und Diplomat“.

Paul Claudel hat nämlich ein vielfältiges, lyrisches und vom christlichen Glauben geprägtes Theaterwerk geschrieben. Sein Glaube war besonders stark: Claudel zögerte tatsächlich,  Mönch zu werden, und wurde 1905 bei den Oblaten zum Laienbruder. Der seidene Schuhgilt als sein Hauptwerk, und dauert 11 Stunden, wenn es inszeniert wird! Claudels Dichtung ist weniger bekannt aber auch bemerkenswert. Seine Aufnahme 1946 in die Académie Française belohnt sein schriftstellerisches Werk. Parallel zu seiner Tätigkeit als Schriftsteller war Claudel ein talentierter Diplomat und wurde 1951 zum Träger des großen Kreuzes der Ehrenlegion. Er studierte nämlich Politikwissenschaft und errang 1890 bei der Aufnahmeprüfung des Auswärtigen Amts den ersten Platz. Seine konsularische Karriere begann dann in New-York, wo er erster Vizekonsul war.

Frankfurt ist das letzte Amt, das Claudel als Generalkonsul inne hatte. Wegen des Einbruchs des Ersten Weltkriegs musste er Deutschland verlassen, nachdem er noch kurz in Hamburg geblieben war. Seine Karriere als Diplomat gewann ab 1921 an Bedeutung, als er zum Botschafter Frankreichs wurde: Zuerst in Japan bis 1927, dann in den Vereinigten Staaten, und schließlich von 1933 bis 1935 in Belgien. Es war also eine lange und erfahrungsreiche Berufslaufbahn im Dienst des „Département“, wie die Diplomaten sagen.

Paul Claudel war in Frankfurt am 22. September 1911 ernannt worden und trat sein Amt Anfang Oktober an. Ende Oktober war er dann in Frankfurt angekommen. Zwei Jahre lang, und zwar von 1911 bis 1913, war er dort französischer Generalkonsul. Das Generalkonsulat befand sich damals hier, in diesem Gebäude, während Claudel privat in der Bockenheimer Landstraße 82 wohnte, das heißt, nicht weit vom heutigen französischen Konsulat entfernt.

Nach seiner Ehe 1906 ist er mit Marie, Pierre und Reine nach Frankfurt angekommen. Henri wurde 1912 in Frankfurt geboren. Renée dann 1917 in Brasilien. Als junger Vater schrieb er während seines durch das Familienleben geprägten Aufenthalts in Frankfurt die erste Fassung der Mariä Verkündigung nieder. In seinem Amt als Generalkonsul interessierte er sich besonders für die Wirtschaftsdiplomatie und beschrieb mit großer Genauigkeit die Frankfurter Unternehmen. Damals war das Interesse der Diplomaten für die wirtschaftliche Welt noch sehr begrenzt. Claudel war eine Ausnahme und somit ein Wegbereiter.

Diese Gedenktafel zur Erinnerung an Paul Claudel heute einzuweihen, findet im Rahmen der vielfältigen Veranstaltungen anlässlich des 150. Geburtstags Paul Claudels statt. Dank dieser Gedenktafel wird der Aufenthalt von Claudel in Frankfurt dauerhaft in Erinnerung wachgehalten. Die Neugier des Frankfurters wird zweifellos geweckt, wenn er die Inschrift „Dichter, Dramaturg und Diplomat“ lesen wird. Er wird sich fragen, „wie kann man dass alles gleichzeitig sein?“, wenn er Claudel nicht kennt. Und wenn Claudel ihm schon vertraut ist, wird er sich umso mehr freuen, zu erfahren, dass er sich genau an der Stelle  befindet, wo früher ein großer Geist arbeitete.

Darüber hinaus wird diese Gedenktafel in Frankfurt, wo ungefähr 50 000 Franzosen wohnen, als Zeichen der französischen Anwesenheit ihre Wirkung entfalten, ebenso in unserem konsularischen Kreis und nicht zuletzt als Zeichen der dauerhaften diplomatischen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. So wird diese Gedenktafel dazu beitragen, einer bedeutenden Figur der französischen Diplomatie und Literatur zu gedenken, und sie wird die deutsch-französischen Verbindungen wiederbeleben. Die kollektive Erinnerung muss nämlich wachgehalten werden, wenn sie der Ausdruck der kulturellen Bezüge eines Volkes ist.

Und um den Marschall und Akademiemitglied Ferdinand Foch zu zitieren: „Genau wie ein Mensch ohne Gedächtnis ein Mensch ohne Leben ist, ist ein Volk ohne Gedächtnis ein Volk ohne Zukunft“. Ich hoffe also, dass diese Gedenktafel nicht nur eine schöne Erinnerung an Paul Claudel ist, sondern auch als Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft einerseits und zwischen Frankreich und Deutschland andererseits gesehen wird.

Schließlich möchte ich der Société Paul Claudel für ihre kontinuierliche Arbeit danken und insbesondere auch für ihre Unterstützung, welche die Einweihung dieser Gedenktafel möglich gemacht hat.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Monsieur le Maire,

Chers collègues du corps consulaire,

Cher Frère Paulus, cher Frère Michael,

Mesdames, Messieurs,

Chers amis,

Francfort fut le dernier poste que Paul Claudel occupa en tant que consul général, la guerre l’obligeant à rentrer en France après un bref séjour à Hambourg. Sa carrière de diplomate prit une nouvelle ampleur à partir de 1921, date à partir de laquelle il occupa trois postes d’ambassadeur : au Japon d’abord, jusqu’en 1927, puis aux Etats-Unis, et, enfin, de 1933 à 1935, en Belgique. Une longue et riche carrière de quarante-cinq ans au service du « Département » comme disent les diplomates.

Paul Claudel a appris sa nomination à Francfort le 22 septembre 1911 et, après avoir séjourné voyagé en Allemagne, est entré en fonction au début du mois d’octobre. La fin du mois d’octobre correspond ainsi à la période au cours de laquelle il arriva à Francfort, il y a cent sept ans (expression devenue familière dans le langage courant). Il y  fut consul général pendant deux ans, de 1911 à 1913. Le consulat général se trouvait alors ici, dans cet immeuble, tandis que Paul Claudel habitait au 82 Bockenheimer Landstraße, soit non loin de l’actuel consulat. Après son mariage en 1906, il arrive à Francfort avec Marie, Pierre et Reine. Henri naîtra à Francfort en 1912. Puis Renée au Brésil en 1917.

Lors de ce séjour marqué par sa vie de jeune père de famille, il écrira la première version de L’annonce faite à Marie, tandis que dans son métier de consul il portera un intérêt tout particulier à la diplomatie économique et décrira avec beaucoup d’intérêt les entreprises francfortoises. A l’époque, cet intérêt des diplomates pour le monde économique était encore très limité et Claudel faisait figure d’exception.

            Dévoiler aujourd’hui une plaque commémorative en mémoire de Paul Claudel s’inscrit dans le cadre des manifestations diverses et variées partout en France et dans le monde à l’occasion du 150èmeanniversaire de sa naissance. Dévoiler cette plaque, c’est inscrire dans la ville de Francfort une marque durable du séjour qu’y fit Claudel ; c’est donc rendre tangible une présence, et prolonger la mémoire d’un grand esprit. La curiosité du passant francfortois sera très probablement suscitée à la lecture de l’inscription « poète, dramaturge et diplomate » – comment un même homme peut-il être tout cela à la fois, se demandera-t-il ? – s’il ne connaissait pas déjà Claudel ; si celui-ci lui était en revanche familier, il n’en sera que  plus touché d’apprendre qu’il se trouve à l’endroit même où travaillait jadis un grand homme.

Cette plaque sera par ailleurs un signe de la présence française à Francfort et dans notre circonscription consulaire (environ 50 000 Français y sont établis) ainsi qu’un beau renvoi au caractère durable des relations diplomatiques et de l’amitié franco-allemandes. Ainsi, cette plaque permettra de raviver la mémoire d’une figure majeure de la littérature et de la diplomatie françaises, ainsi que celle des rapports pérennes entre la France et l’Allemagne. La mémoire collective doit en effet être entretenue, puisqu’elle est l’expression de références communes qui permettent de définir culturellement un peuple. Et, pour citer le maréchal et autre académicien Ferdinand Foch, « parce qu’un homme sans mémoire est un homme sans vie, un peuple sans mémoire est un peuple sans avenir ». J’espère ainsi que cette plaque, en plus d’être un bel hommage à la figure de Paul Claudel, servira, à sa manière, de pont entre le passé et l’avenir et entre la France et l’Allemagne.

Je tiens enfin à remercier très chaleureusement la Société Paul Claudel pour son action continue permettant de prolonger la mémoire de Paul Claudel et, plus particulièrement, pour son soutien ayant permis le dévoilement de cette plaque.

Je vous remercie pour votre attention.

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