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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zwei Frankfurter in Düsseldorf

Neuausrichtung zweier Museumskomplexe

von Angelika Campbell

Vom Main gingen sie an den Rhein, sondierten die (Kunst)lage in und um Düsseldorf und starten nach knapp einem Jahr voll durch: Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, ehemals Direktorin am MKK Frankfurt und jetzt Direktorin der Kunstsammlung NRW, und Dr. Felix Krämer, nach seiner Tätigkeit als Sammlungsleiter der Kunst der Moderne am Städel Museum, Frankfurt am Main – inzwischen Generaldirektor des Museums Kunstpalast. Sie bringen noch frischeren Wind in die lebhafte rheinische Kulturszene. Die sachliche Art der beiden „Neuen“ wird vielleicht nicht von allen Düsseldorfern geschätzt, denn die sind ja für ihren Hang zu Glanz und  Glamour bekannt. Doch der voraussehbare Erfolg dürfte eventuelle Kritiker zum Schweigen bringen…

Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, früher Leiterin des MMK in Frankfurt, heute Kunstsammlung NRW, Foto: Petra Kammann

 

Ständehaus K21, Foto: © Kunstsammlung NRW – K21 Ständehaus

K21 mit neuem Konzept

Die Präsentationen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen verteilen sich auf zwei Hauptstandpunkte. Das K20 am Grabbeplatz widmet sich der prägenden Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts, während das K21 im Ständehaus internationale Kunst seit den 1980er Jahren zeigt. Die Wiedereröffnung dieses spektakulär schönen Museumsbaus mit Teich und Park vor der Tür, einst Sitz des nordrhein-westfälischen Landtags, wurde am 6. September gefeiert. Unter der großen Kuppel mit Tomás Saracenos Netzinstallation “In Orbit“ , einem echten Publikumsmagneten, hat Susanne Gaensheimer mit ihrem Team kräftig renoviert und aufgeräumt. „Ich will das Haus stärker beleben“, sagt sie, „und ein lebendiges Programm machen. Dabei sollen nicht nur internationale, sondern auch Düsseldorfer Künstler berücksichtigt werden.“

Mit diesem Ziel vor Augen wird die Sammlung neu und attraktiv präsentiert. Vor allem die seit den späten 1980er Jahren entstandenen Arbeiten aus eigenem Beständen – Fotos und Videos, Gemälde, Skulpturen und Installationen – sind auf zwei Etagen ausgestellt.  Darunter befinden sich Arbeiten von Marina Abramovic, Thomas Schütte, Paul McCarthy, Jeff Wall und Katharina Fritsch sowie Fotokunst von Thomas Ruff oder Thomas Struth. Reinhard Muchas Schlüsselwerk „Das Deutschlandgerät“ wurde aufwendig restauriert. Der Rundgang durch das „neue K21“ folgt keiner vorgegebenen Reihenfolge: „Raum für Raum wartet die Vielfalt der Kunst aus den vergangenen drei Jahrzehnten in unterschiedlichsten Konstellationen auf die Entdeckung durch unsere Besucher“, erklärt Prof. Gaensheimer.

Die chinesische Künstlerin Cao Fei (*1978),  Pionierin einer Künstlergeneration, für die digitale Medien und Netzwerktechnologien zum Alltag gehört, im MMK in Frankfurt, ab 6.Oktober auch im K21 zu sehen; Foto: Petra Kammann

Die drei Säle der Bel Etage und das weitläufige Untergeschoss stehen für Wechselausstellungen zur Verfügung. Aktuell lädt dort die Schau „What‘s Love Got to Do With it“ zur Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt von Lutz Bacher ein. Unter diesem Männernamen verbirgt sich eine geheimnisvolle US-Künstlerin, die für ihre Arbeiten Materialien aus der Populärkultur, Auszüge aus diversen Drucksachen, Paparazzi-Fotos und ausrangierte Konsumgüter benutzt. Unübersehbar sind in ihrer Installation im K20 die Bezüge zur amerikanischen Gegenwart – durch riesenhaft vergrößerte Signaturen von Donald Trump und mit Stroh ausgestopften Hosen aus Las Vegas. Auf Lutz Bachers eigenwillige Kunst bereiten beim Betreten des Museums gewaltige Orgelklänge vor, die sie mit dem Handy in einer New Yorker Kirche aufgenommen hat.

Als Mittel gegen Schwellenangst hat die Kunstsammlungs-Direktorin zudem eine Besucheretage bei freiem Eintritt eingerichtet, um die Rolle des Museums als offenen Ort der Begegnung zu unterstreichen, der für Vorträge oder zum Lesen zur Verfügung steht. Dort können sich die Besucher in einem roten Salon mit W-LAN ganz entspannt auf die Kunst des 21. Jahrhunderts einstimmen.

Kunstpalast hoch drei

Felix Krämer –  vom Städel in den Kunstpalast, Foto: Petra Kammann

Mit einem überarbeiteten Markenauftritt und drei aktuellen Ausstellungen stellt sich der Kunstpalast, das städtische Museum im Ehrenhof am Düsseldorfer Rheinufer, neu auf. Kurz vor Felix Krämers ein­jährigem Dienstjubiläum als Generaldirektor und und künstlerischer Leiter der Stiftung Museum Kunstpalast werden die neuen Akzente im Programm und im veränderten Erscheinungsbild sichtbar.

Die wichtigste Neuerung betrifft den Namen der Institution. Ab September firmiert der schon bisher häufig so genannte „Kunstpalast“ auch offiziell unter diesem Namen. Das überarbeitete Erscheinungsbild und ein interdisziplinäres Kommunikationskonzept wurde in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Agentur Rookie entwickelt. „Ziel des neuen Markenauftritts ist zu zeigen, dass wir einen breiten Kunstbegriff ver­folgen, der uns und den Besuchern ungewohnte Perspektiven eröffnet“, hebt Krämer hervor.

Ausstellungshalle Kunstpalast

Tony Cragg im Ehrenhof


Ehrenhof und Kunstpalast unter neuen Vorzeichen, Foto: Petra Kammann

Auch im Ausstellungsprogramm spiegelt sich die Neuausrichtung des Kunst­palastes wider. Den Auftakt macht die Skulpturenpräsentation „Anthony Cragg im Ehrenhof“, die den frei zugänglichen Außenraum zwischen den Museumsflügeln als Bühne nutzt. Die Düsseldorfer sind begeistert von den organischen, bis zu 6,50 Meter hohen Plastiken, mit denen Tony Cragg, weltbekannter Bildhauer, Grafiker und ehemaliger Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, eindrucksvolle Blickpunkte setzt! Eine Kabinettausstellung im Kunstpalast widmet sich überdies Craggs Arbeiten auf Papier.

Walter Ophey, „Farbe bekennen!“

Walter Ophey (1882-1930), „Stellwerk im Sauerland“ (Öl auf Leinwandwand, um 1923, Kraus G 525), Leihgabe aus einer Privatsammlung, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung in FeuilletonFrankfurt vom Leihgeber

Unter Felix Krämers Regie wurde inzwischen eine Werkschau von Gemälden und Zeichnungen des rheinischen Expressionisten Walter Ophey unter dem sprechenden Titel „Farbe bekennen!“, eröffnet – eine Sensation! Das Projekt lenkt endlich wieder den Blick auf einen zu Unrecht vergessenen Künstler, dessen Nachlass sich seit 1954 in der Sammlung des Kunstpalastes befindet. Der herausragende Vertreter des Jungen Rheinlands zu Beginn des Jahrhunderts gehört in das Expresssionisten-Alphabet zwischen Macke, Nauen, Nolde und Pechstein!!

Sportwagen-Klassiker der 1950er bis 1970er Jahre

Publikumsmagnet der Herbstausstellungen ist schließlich die Schau „PS: Ich liebe Dich“. Sie präsentiert seit Ende September 29 Sportwagen der 1950er bis 1970er Jahre als Ikonen der Design- und Technikgeschichte. Mit der ersten Autoausstellung, die in einem europäischen Kunst­museum gezeigt wird, rückt der Kunstpalast-Sammlungsbereich der Angewandten Kunst in den Fokus. Nicht nur für Kunstfreunde, sondern auch für Autofans lohnt sich demnächst also die Fahrt nach Düsseldorf – hin zu Felix Krämers neuer Wirkungsstätte Kunstpalast…

Kunstpalast Düsseldorf:

„Anthony Cragg im Ehrenhof“, bis 10.2.2019

„Walter Ophey, Farbe bekennen“, bis 13.1.2019

„PS – Ich liebe dich“, Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre, bis 10.2.2019

 

 

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