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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Lumières D’Afriques – Afrika leuchtet. In Darmstadt

Ausstellung im Haus von EUMETSAT, der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten, in Darmstadt

Lumières d’Afriques – eine sowohl künstlerische als auch sozial-politisch wichtige Schau mit 54 afrikanischen Künstlern

Text und Fotos Renate Feyerbacher

von links: Nyaba Leon Ouedraogo „Generation C, /Burkina Faso // Helen Nabukenya Uganda, Gastineau Massamba  République du Kongo „673 A“

54 Länder gibt es insgesamt in Afrika. Jedes Land ist in Darmstadt durch eine Künstlerin oder einen Künstler vertreten, die Hälfte Frauen, die Hälfte Männer. Eine bislang einmalige Aktion. Initiiert wurde sie von der Stiftung African Artists for Development (AAD), die 2009 von den Franzosen Gervanne und Matthias Leridon gegründet wurde, um die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN) zu verwirklichen.

Der Fonds ist eine philanthropische Nichtregierungsorganisation (NGO), welche Entwicklungsprojekte in Afrika in Verbindung mit Werken zeitgenössischer afrikanischer Künstler unterstützt. „Die Gründung von AAD beruht auf der tiefen Überzeugung, dass das Engagement zeitgenössischer afrikanischer Künstler eine der besten Strategien in Afrika ist, um auf effiziente und erfolgreiche Weise  – Seite an Seite mit den Teams von Entwicklungsprojekten – für eine nachhaltige Zukunft zu sorgen, die dem ganzen Kontinent Bedeutung verleiht.“ Denn die AAD kümmert sich nicht allein um Bildende Künstler, sondern sie engagiert sich vor allem auch in den Flüchtlingslagern.

Flüchtlinge aus den Flüchtlingslagern des UNHCR im Tschad, der Zentralafrikanischen Republik, Burundi, Burkina Faso und der Demokratischen Republik Kongo nahmen an dem Programm „Flüchtlinge in Bewegung“ teil, bei dem zum Beispiel zeitgenössischer Tanz als Instrument zur psychologischen Genesung und zur sozialen und psychischen Rehabilitation eingesetzt wird. Mit anderen Worten: in den Lagern wird Kultur vermittelt und ausgeübt. So nahmen in südafrikanischen Townships benachteiligte Studenten am „Township Orchestra“ teil, einem Programm, das Musik als Mittel der Reintegration für Familien und akademische Leistungen für Studenten nutzt. Studenten in Cotonou in Benin können inzwischen auch täglich die erste schöne Bibliothek von Benin nutzen.

Und Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, die an AIDS leiden, werden unterstützt, akzeptiert und betreut. Rund 250.000 Exemplare des Comicbuchs / Präventionsinstruments „Les Diamants de Kamituga“ haben in der Provinz Süd-Kivu dazu geführt, dass  HIV-Tests zu 40% angestiegen sind.

Die Ausstellung Lumières d‘Afrique

Der Weltklimarat, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), sieht Afrika vor allem durch den Klimawandel bedroht, da die Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die wiederum stark vom Wetter abhängt, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht gravierend sind. Die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris motivierte daher die Künstler, Originalwerke zu schaffen, die sich mit der Thematik Gefahren des Klimawandels und Zugang zu Energiequellen befassen. Künstlerinnen und Künstler haben so ihre Visionen für die Zukunft des 21. Jahrhunderts, ihre Hoffnungen, ihre Träume und Ängste gestaltet.

Die Ausstellung „Lumières d’Afriques“ wurde 2015 im „Théâtre National de Chaillot“ zunächst in Paris präsentiert, wo 20 000 Menschen sie besuchten. Die Schau setzte ihre Reise um die Welt fort und machte Station in Abidjan, Dakar, Genf und Addis Abeba und nun in Darmstadt. Dort sind jetzt die vielfältigen Gemälde, Fotos, Skulpturen und Installationen zu sehen.

Gruppen-Bild der Beteiligten kamen zur Eröffnung der Ausstellung nach Darmstadt

Eröffnet wurde die Ausstellung in Darmstadt von EUMETSAT-Präsident Alain Ratier und von Matthias Leridon, dem Gründer und Präsidenten von AAD. Er will das Bewusstsein für zeitgenössische, afrikanische Kunst fördern. Die anwesenden Künstler wurden eingeladen, um über sich und ihre Kunst zu reden. Mitgekommen waren Franck Ludangi (Angola), Jamila Lamrani (Marokko), Berry Bickle (Simbabwe), Naziha Arebi (Libyen), Mouna Jemal Siala (Tunesien), Nyaba Ouedraogo (Burkina Faso), Teddy Mazina (Burundi), Nathalie Mba Bikoro (Gabun), Samson Kambalu (Malawi), Malala Andrialavidrazana (Madagaskar) sowie Rehema Chachage (Tansania). Das obligatorische Gruppenfoto (s.o.) zeigt sie vereint.

Der Ausstellungsort EUMETSAT in Darmstadt ist zwar nicht ohne Weiteres für Interessenten zugänglich, weil es strenge Sicherheitsauflagen gibt, er hat aber für das Thema Klimawandel eine mehr als nur symbolische Bedeutung, denn EUMETSAT ist die europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten, die präzise Satelliten-Beobachtungen, genaue Wettervorhersagen und Unwetterwarnungen für afrikanische Länder zur Verfügung stellt.

v.l.n.r.: Matthias Leridon vor dem Foto von den Unruhen mit dem Künstler Teddy Mazina aus Burundi

Der Fotograf und Journalist Teddy Mazina aus Burundi erzählt, dass er das Foto „Résistance Romantique“ während der Unruhen 2015 (Putschversuch 13. Mai 2015) machte. Es handelte sich um eine Demonstration der jungen Leute gegen die 3. Amtszeit des aktuellen Präsidenten Burundis.  Amnesty International und Human Rights Watch beklagen heute noch die Missachtung der Menschenrechte.

Frank Lundangi ist in Angola geboren, lebt und arbeitet heute aber in Frankreich. Er ist international anerkannt. Mit seinem Werk möchte er zeigen, dass es ohne Zugang zur Energie in Afrika weder Bildung, noch Gesundheit, Landwirtschaft oder gar einen Austausch mit der übrigen Welt gibt.

Nathalie Mba Bikoro, Future Monuments, 2015, Photographie sur Light Box, 120 x 81,5 cm

Nathalie Mba Bikoro aus Gabun studierte Bildende Kunst und politische Philosophie in ihrem Geburtsland, in England und Deutschland, in Berlin. Sie nennt ihre Fotografie „Future Monuments. 2015″. Das Werk soll auf das vergessene deutsche  Massaker in Namibia verweisen. Im kleinen Ausstellungskatalog heißt es über sie: „Son but est avant tout de parler de la condition humaine. L‘ oeuvre témoigne des holocaustes d‘un passé perdu et d’un présent muet. Une commémoration d’un futur vu des yeux d‘ une nouvelle génération célebrant le passé et le future.” (übers.: Ihr Ziel ist vor allem, über die Condition humaine, unseren menschlichen Zustand, zu sprechen. Das Werk ist Zeuge der verschiedenen Holocausts einer verlorenen Vergangenheit. Eine mahnende Erinnerung für die Zukunft aus der Sicht einer neuen Generation, welche die Vergangenheit wie auch die Zukunft zelebriert“.)

Aus Süd-Sudan kommt  der Maler und Illustrator Deng Majid Chol. Er gestaltete Michelle D’Arcy’s Kinderbuch What will you do for our new nation? Symbolisch, farbenprächtig ist sein Werk “Happy People” in der Darmstädter Ausstellung womit er die Schönheit Afrikas, seine Kultur, seine Religionen, seine Ethnien in seiner Vielfalt zeigen will.

Deng Majid Chol, Happy People, Acrylic on canvas, 120 x 120 cm

Die im äthiopischen Addis-Abeba geborene und dort arbeitende Aida Muluneh, ist Fotografin und Cineastin. Sie erhielt schon internationale Auszeichnungen. Ihr Werk wurde von einem Gedicht ihres Landsmannes Debebe Seifu (1950-2000) inspiriert “[..] selon lequel l’éducation est l ’outil qui nous sort de l’obscurité. Les générations futures ont besoin aussi bien de lumière physiques que d’illumination mentale. L’un permet l’autre et réciproquement“. („wonach die Ausbildung das Werkzeug ist, das aus der Dunkelheit herausführt. Die künftigen Generationen bedürfen sowohl des physischen Lichts wie auch der geistigen Erleuchtung“).

Ein wirklich eindrucksvolles Werk. Es sind vielfach die Gesichter, welche die Künstlerin gekonnt und großartig in Szene setzt.

Aïda Muluneh, Éthiopie, Darkness Give Way to Light
 (Chelema le berhane botawen seelek), 2015,
Tirage sur Hahnemühle photorag baryta, 120 x 120 cm

“Light at the end of the Tunnel” (Licht am Ende des Tunnels) hat Goncalo Mabunda aus Mozambique seinen Beitrag genannt. Der Autodidakt prangert die Absurdität des Krieges an. „Son approche consiste á détourner les armes de leur fonction d‘ origine pour en faire des trônes, des masques et des totems.“ (Sein Zugang besteht darin, die Waffen von ihrer ursprünglichen Funktion umzulenken, um daraus Throne, Masken und Totems zu gestalten.“)

Gonçalo Mabunda, Light at the End of the Tunnel, 2015, Métal et armes recyclées,
120 x 120 cm

Nyaba Leon Ouedraogo aus Burkina Faso wiederum hat sich der Fotografie gewidmet: „Génération C“ nennt er sein Werk. Er sieht Chancen und Perspektiven für eine bessere Zukunft der afrikanischen Jugend.

 

Zum Eröffnungsabend hat EUMETSAT einen Wettbewerb zum Thema Klimawandel ausgelobt. Das Werk des Gewinners soll 2021/22 die Trägerrakete eines Wettersatelliten schmücken.

Lumières d’Afrique ist  sowohl künstlerisch als auch sozial-politisch eine wichtige und hoch interessante Ausstellung, für die man sich viel Zeit nehmen muss, wenn man von Afrika und den afrikanischen Ländern etwas verstanden haben will. Klar, dass mit 54 Künstlern nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden kann.

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Mai 2018 bei EUMETSAT in der Eumetsat Allee 1, 64295 Darmstadt zu sehen. Eintrittskarten gibt es ausschließlich über die Stadt Darmstadt unter 06151-13 45 11, bei darmstadt-tourismus.de oder per Mail unter: tcb@darmstadt.de.

 

 

 

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