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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Robert Gernhardts Wiedergeburt zu seinem 80ten

„Je toter, desto besser bei Stimm“

Robert Gernhardt an seinem Arbeitstisch um 2002, ganz bei sich: Foto von Petra Kammann

Es ist schon (fast) alles gesagt, natürlich noch nicht von allen. Muss auch nicht sein. Denn wer sollte denn schon den hinter-, neben- und vorsinnigen, 2006 verstorbenen Robert Gernhardt toppen? Der Schriftsteller, Lyriker, Maler, Zeichner, Redakteur der Satirezeitschrift Pardon und Mitbegründer des Satiremagazins Titanic hat schlafwandlerisch alles mitbedacht, pausenlos gedichtet, gezeichnet und nicht zuletzt antizipiert…
Gernhardt lebt (s.u.)! Und er hat vorgesorgt. Lassen wir ihn daher also lieber zu seinem achtzigsten Geburtstag selber sprechen und ihm für weitere Dezennien den ungetrübten Publikumszuspruch wünschen.

Zeichnung von Robert Gernhardt für die Literatur-Beilage der ZEIT

 

Der Alte und der junge Dichter

Betritt der alte Dichter den Raum
hat der junge Dichter den Traum:
So alt zu werden wie der!
So alt und berühmt wie er!

Liest der junge Dichter im Blatt,
daß der alte uns verlassen hat.
Neidet er ihm sein End,
weil ihn nun alle Welt nennt.

Liegt der alte Dichter im Grab,
denkt der junge Dichter: Nun hab
ich den alten vom Hals.
Merkt er bald: keinesfalls.

Tote Dichter sind schlimm.
Je toter, desto besser bei Stimm.
Wünscht sich der lebende, er
wär bald so tot wie der.

(aus: Robert Gernhardt. Lichte Gedichte. Haffmans Verlag, S.92)

Der durch sein „Frankfurter Kurorchester“ und das Neue Frankfurter Schulorchester bestens bekannte Cellist Frank Wolff war eigens aus Berlin angereist, um mit dem Pianisten Markus Neumeyer Robert Gernhardts Ausstellung im „weltschönsten caricatura-Museum“ (MuseumsleiterAchim Frenz hier am Rednerpult, die abwesende Kulturdezernentin beschreibend) zu eröffnen und das mit Gernhardts Texten und köstlich schrägen Kreislerianischen Tönen, sehr zum Vergnügen einiger Weggefährten (u.a. Bernd Eilert) der „Neuen Frankfurter Schule“ und natürlich auch etlicher Gernhardt-Liebhaber und -Kenner 

Weggefährte Pit Knorr (links) hielt eine köstliche Freundesrede, rechts daneben: der Direktor des Historischen Museums Jan Gerchow, die Witwe Almut Gehebe-Gernhardt und die stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain Julia Cloot, die eine Rede in Vertretung von Helmut Müller hielt, mussten schmunzeln

Was war, was bleibt von Alter und Apokalypse bis Zahnarzt, fand sich in seinen 675 (!) Brunnenheft-Notaten zwischen 1970 und 2006, aus denen der Verlag S. Fischer nun eine kleine Auswahl als Sammlung herausgebracht hat: „Der kleine Gernhardt“. Herausgefischt hat sie Andrea Stoll.

Die Ausstellung im caricatura Museum wird gesondert besprochen.

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