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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Die Arche des stillen Glücks : Kalender für 2018

Kalenderblätter fürs bald anrollende Jahr

Der Dezember hat begonnen. Und das neue Jahr liegt in nicht allzu weiter Ferne. Noch ist es Zeit, sich schon einmal mit dem kommenden zu beschäftigen, bevor es unvorbereitet über uns hereinbricht. Wer die unmittelbare Politik wegen ihrer Schnelllebigkeit einmal aussparen möchte, der kann sich entspannt und vergnügt auch nur mal seinen „Kulturlieblingen“ widmen, die uns Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat im kommenden Jahr begleiten sollen, die Dichter und Dichterinnen oder die Musiker und Musikerinnen. Oder wollen wir einfach nur unsere Kleinsten mit hintersinnigen, lustigen oder lehrreichen Versen und Reimen aus der ganzen Welt beglücken? Vielleicht folgen wir zunächst den Spannungsbögen von Ruhe und Bewegung, die sich dann an Beispielen wie ein roter Faden durch das Jahr ziehen und uns begleiten. Mit einem entsprechend angelegten Kalenderblatt können wir uns dann auf unsere ganz persönlich gefärbte „Arche“ zurückzuziehen. Hierzu ein paar Empfehlungen noch vor dem letzten Weihnachtsrummel

von Petra Kammann

Für Literatur-Liebhaber ein Muss!

Ja, der Arche Literatur Kalender, 1984 erstmals unter der Ägide der beiden Verlegerinnen Elisabeth Raabe und Regina Vitali erschienen, ist inzwischen längst ein Klassiker unter den Literaturkalendern. Das Muster scheint sich durchzuziehen: Die Auswahl der dazu passenden Autorinnen und Autoren richtet sich vorwiegend nach deren runden Geburts- oder Todestagen. Und doch ist er immer wieder überraschend, nicht nur, weil er unter ein Thema aus dem literarischen Leben gestellt ist. Man denke nur an Affären & Amouren (1994), Erinnerungen, Abschiede, Rückblicke (1999), Draußensein (2005) oder Lesen & Schreiben (2010). 

Schlicht und schön ist die Aufmachung bis heute. Der Frankfurter Gestalter Max Bartholl bebildert ihn mit häufig unbekannten leicht eingefärbten Schwarz-Weiß-Fotos, mit dem Konterfei oder einer inszenierten Szene der Literaten, mit einer Kurzbiografie und einem knappen prägnanten Text, das häufig ein Zitat aus Tagebüchern oder Briefen ist, sowie mit einem Kalendarium. Damit erregt der Literaturkalender selbst bei eingefleischten Literaturliebhabern immer wieder eine neue Aufmerksamkeit.

Da heißt es zum Auftakt des Jahres 2018 bei der Lyrikerin Rose Ausländer, welche das neue Jahr „begrüßt“: „Mit großem Gepolter/ kommt es gerollt/ und rollt uns/ ins Glück oder Unglück/ hat die Dichter/ in Atem/ die sagen, was zu sagen ist“…, während sich Simone de Beauvoir über die Ruhe beim Lesen auf dem Diwan oder unter blauem Himmel auslässt.

Denn 2018 lautet das verbindliche Motto: Ruhe und Bewegung. Das kann natürlich innerlich oder äußerlich verstanden werden.

War es bei der poetischen Diva Ingeborg Bachmann vor allem die innere Unruhe, die sie umtrieb, (besonders nach dem „Rosenkrieg“ mit dem Dichter Paul Celan, über deren Hintergründe wir übrigens Erhellendes in Ina Hartwigs neuer bei Fischer erschienenen bruchstückhaften Biografie „Wer war Ingeborg Bachmann?“ erfahren), da klingt bei dem amerikanischen Dichter Henry Miller das Körperliche sehr viel stärker durch.

Dynamisch schwingt der sich auf sein Rad. Fahrradfahren erquickt ihn so sehr wie andere das Reiten. „Vive le Vélo! C’est un ami de l’homme, comme le cheval“ ruft der in die Außengebiete von Paris radelnde Schriftsteller daher auch schwungvoll aus.

Von insgesamt 53 Autoren und Autorinnen erfahren wir in dem Arche Literatur Kalender, was ihnen Ruhe und Bewegung bedeutet und welche Sehnsüchte oder auch Frustrationen für sie damit verbunden sind.


Für Musik-Liebhaber!

Der Start in ein Musikerleben ist häufig nicht gerade leicht, selbst wenn man als „Wunderkind“ geboren wird und eine musikalische Karriere vor sich hat. Natürlich können die Familien  stolz sein auf die Begabungen ihrer unmittelbaren Verwandten. Manchmal müssen sie sich aber auch einfach damit hadern und wollen sich von ihnen absetzen. Prägend ist der Einfluss ihrer Herkunftsfamilien allemal, ob in Zuneigung oder Verachtung.

Da sehen wir in dem Arche Musik Kalender 2018 den so ernst wie selbstbewusst dreinblickenden Claudio Aarau, der schon so früh mit den Meistern der Musik vertraut ist und mit sechs Jahren sein erstes Klavierkonzert in Santiago da Chile gab. Auch wenn er von Mutter und Tante gefördert wurde, so empfand er doch die großen Komponisten als seine eigentliche Familie…

Den austroamerikanischen Filmmusiker, Pianisten und Dirigenten Erich Wolfgang Korngold etwa erblicken wir auf dem Cover des Arche Musik Kalenders bei seiner Ankunft mit Frau und zwei Söhnen in New York im Jahre 1935. Sie sind nach Amerika emigriert.

Ganz anders wirkt dagegen der erste artige Brief der achtjährigen kleinen Clara Wieck (später Schumann) an ihre getrennt in Berlin lebende Mutter Marianne Bargiel, die ihr getreulich berichtet, dass der Vater einen Flügel für sie bestellt hat und sie sich darauf freue, mit ihrer Mutter künftig vierhändig zu spielen.

Der berühmte Dirigent Erich Kleiber hingegen äußerst sich völlig vernichtend über die musikalische Laufbahn seines Sohnes Carlos Kleiber. Er sagt über ihn: „Das ist mein Sohn, er ist so musikalisch wie ein Kleiderständer. Aus ihm wird nie etwas.“ Und wie er sich getäuscht hat!

Für Leonard Bernsteins Vater wiederum, der nur das beste für seinen Sohn wollte, und der seiner Meinung nach eher Kaufmann oder Rabbi hätte werden sollen – für den Vater war ein Musiker nämlich nur ein armer Klesmer, dem das Schicksal eines Bettlers beschieden sein wird –, während Leonards Mutter Verständnis für ihren Sohn aufbrachte…

Spannend lesen sich die Texte der 53 Musiker und Musikerinnen aus dem Arche Musik-Kalender 2018 zum Thema Musiker & ihre Familien allemal. Und vielleicht hört man ihre Musik anschließend sogar mit anderen Ohren.

Für Kinder mit Spaß an der Sprache!


Mehrsprachigkeit ist das Gebot der Stunde. Sie früh und spielerisch wahrzunehmen, kann zweifellos später einen Vorteil im Leben bedeuten. Im Arche Kinder Kalender 2018 können Kinder die verschiedenen Sprachen leicht und locker aus über 30 Ländern anhand von 52 Originalgedichten plus deutscher Übersetzung und vielfach landestypischer Illustration entdecken. Ein Blatt zum Selberdichten und -malen ist außerdem für die kreativen Kleinen noch angefügt.

Manche der Gedichte klingen zart-poetisch und verträumt wie das kanadisch-französische von Gilles Timo „Die Jongleuse“, welche auf den Spitzen der Sonnenstrahlen tänzelt und die Sonnenkugeln unter dem Himmelszelt kreisen lässt, oder oder auch „Der japanische Kranich“ von David Elliott, der die Musik der im Schneee tanzenden Kraniche evoziert. Eher lustig erscheint „Die Dackel-Polonaise“ des lettischen Dichters Leon Bridis, andere Gedichte wiederum sind lehrreich wie das japanische Gedicht von Taku Mike, bei dem sich auf dem Kundig-Eichenbaum Käfer zum Sumo-Kampfturnier treffen und dort ihre Kräfte messen.

Anderes ist einfach skurril wie das französische Gedicht „Die beiden Skarabäuskäfer“ des Belgiers Maurice Carême, das zudem ganz köstlich von Bruno Gilbert illustriert wurde. Die Skarabäen sind vor lauter Höflichkeit am nächsten Morgen immer noch nicht von der Stelle gekommen sind, und erfanden stattdessen „lächelnd neue Grüße“ und ziehen dabei ihren grauen Hut.

„Schließlich geht es lautmalerisch zu wie in dem katalanischen Gedicht „Das Schnarchhaus“ von  Salvador Kameles.  „Unterm Dach wird’s akrobatisch, der Schauspieler dort schnarcht hochdramatisch!“ Ihren Spaß werden die Kinder sowohl bei den Illustrationen als auch mit den Gedichten haben.

Wer also noch kein Weihnachtsgeschenk gefunden haben sollte, der kann in jeder Buchhandlung die Arche Kalender erhalten oder bestellen.

 

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