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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der Deutsche Buchpreis 2017

Wer gewinnt? 

Heute, am 9. Oktober wird es spannend: Da wird der Deutsche Buchpreis verliehen. Mit dem Deutschen Buchpreis 2017 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung den deutschsprachigen „Roman des Jahres“ aus. Wenn der „Roman des Jahres“  gekürt wird, können auch Sie dabei sein und die Verleihung im Internet und Radio live verfolgen. Die Veranstaltung wird ab 18 Uhr als Video-Livestream unter www.deutscher-buchpreis.de aus dem Frankfurter Römer übertragen. Gleichzeitig senden Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur die Preisverleihung im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream. 

 

Die nominierten Titel der Shortlist, Foto: Petra Gass

Marion Poschmann: Die Kieferninseln Suhrkamp Verlag

Kommentar der Jury:

Mit der Intensität eines Haikus setzt Marion Poschmann ein unvergessliches Figurenpaar in die literarische Landschaft. Wie die beiden mit Matsuo Bash. und Selbstmordanleitung den Großstadttrubel und mythische Gefilde durchstreifen, ist pure Lesefreude! Der Roman ist eine Lebenswanderung, in der zwei konträre Charaktere mit gegensätzlichen Zielen ihrSelbst ent falten und ihrer Berufung entgegenlaufen.Jedes augenschein lich noch so unbedeutende Detail wird Poesie. Poschmanns Perspektivwechsel zwischen Weitwinkel und Zoom, der inneren und der äußeren Welt erzeugen Tempo und subtile Spannung. Mit derWanderung auf Bash.s Spuren schlägt sie eine Brücke über die Zeiten. Gekonnt, erfrischend locker, tiefenscharf.

 

Gerhard Falkner: Romeo oder Julia Berlin Verlag

Kommentar der Jury:

„Romeo oder Julia“ besteht aus drei Teilen, und tatsächlich erinnert der Roman an ein Triptychon. Hier ist jedes Wort mit feinem Pinsel gemalt, jederSatz aufs schärfste angespitzt. Vordergründig handelt der Roman ja von den Abenteuern eines Schriftstellers, im Grunde aber geht es um das Abenteuer der Sprache, um das Abenteuer des Schreibens, und darum, wie mitSprache Welt erschaffen wird, wie mit jedem Wort Ent scheidungen getroffen werden: „Romeo ODER Julia“ eben.

 

Thomas Lehr: Schlafende Sonne Carl Hanser Verlag

Kommentar der Jury:

Thomas Lehrverhandelt, ausgehend von einem einzigen Tag, ein ganzes Jahrhundert und entwirft ein Geschichtslabyrinth, in dem er die komplexen Ereignisse und Verwerfungen souverän platziert und – im Wortsinn – neu zur Sprache bringt. Mit einer Mischung aus spannender Erzählung, Reflexion und ästhetischem Wagemut bricht er mit unseren Wahrnehmungsmustern und macht die Literatur selbst zum Instrument der Erkenntnis. Seite um Seite neue Blicke auf scheinbar Vertrautes, ein Archiv der Sinne, des Bewusstseins und all der sich überlagernden Bereiche, aus denen sich das speist, was wir unser Wissen nennen.

 

Franzobel: Das Floß der Medusa Paul Zsolnay Verlag

Kommentar der Jury:

„Wo es kein Brot gibt, gibt es kein Gesetz mehr.“ Wie einfach ist dieserSatz. Und wie bedrückend wahr ist er. Franzobel hat uns mit seinem Roman eine alte Geschichte aufgetischt, die sich vor 200 Jahren zugetragen hat. Warum sollen wir diese Geschichte heute noch lesen? Franzobel schreibt uns dies ins Gedächtnis: Wir alle fahren gemeinsam auf dieser Fregatte und kämpfen gemeinsam auf dem Floß der Medusa ums Überleben. Denn – wie gesagt – da, wo es kein Brot gibt, wird es auch kein Gesetz mehr geben. Das ist bis heute gültig. Der Roman ist also auch eine kleine, ungeheuerliche Menschheitsgeschichte auf gerade einmal knapp 600 spannenden Seiten.

 

Robert Menasse: Die Hauptstadt Suhrkamp Verlag

Kommentar der Jury:

Robert Menasse verwebt Zeiten, Nationen und Institutionen zu einer einzigartigen Panoramaaufnahme von Europa – kriminalistisch angetrieben, philosopisch durchdrungen und dabei immer grundironisch. Ganz in derTradition von Balzacs Vorstellung kritischerZeitgenossenschaft ist „Die Hauptstadt“ ein Roman, der alles über unsere Zeit enthält, ohne je zeitgeistig zu werden.

 

Sasha Marianna Salzmann: Außer sich Suhrkamp Verlag

Kommentar der Jury:

Ein Debütroman mit großer sprachlicher und dramaturgischer Kraft: Vom postsowjetischen Moskau über ein Asylheim in der westdeutschen Provinz bis in ins heutige Istanbul, erzählt Sasha Marianna Salzmann von den Umbrüchen und der Verbundenheit der Flüchtlingsfamilie Tschepanow. Vor allem erzählt sie aber sicher, perspektivenreich, humorvoll und mit großer Unbedingtheit von der jungen Generation dieser Heimat Wanderer, die um die eigene Identität kämpft: sprachlich, politisch und sexuell. Für die persönlichen Träume dieserweltum- spannenden Generation dekliniert sie das Scheitern an der Realität mit einem faszinierend eigenen Ton wieder neu. Europa wird in diesem Buch größer, es wird aber noch keine Heimat.

 

Wer den Preis gewinnt, erfahren Interessierte auch direkt über: www.twitter.com/buchpreis, Hashtag: #dbp17.

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