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FeuilletonFrankfurt

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PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Medienpreis 2017 der Steuben-Schurz-Gesellschaft an Ingo Zamperoni

Zamperoni hat einen festen Platz in unseren Wohnzimmern.

Zum 19. Mal wurde am 21. September der Medienpreis der Steuben-Schurz-Gesellschaft (SSG), der ältesten deutsch-amerikanischen Freundschaftsorganisation, verliehen – diesmal an den Journalisten und „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni.

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

„Er ist nervenstark, gewinnend, hartnäckig, lässig, unbekümmert und trotzdem seriös“: So charakterisierte der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Lutz Marmor, den nun 19. Preisträger des Medienpreises der Steuben-Schurz-Gesellschaft, Ingo Zamperoni. In seiner Laudatio auf den Moderator des ARD-Nachrichtenmagazins „Tagesthemen“ betonte Marmor, dass die „Tagesthemen“ für die viele Menschen die Funktion eines medialen „Lagerfeuers“ hätten, als Sendung, die nun seit mehr als 30 Jahren die aktuelle Berichterstattung mit seriöser Hintergrundinformation verbinde, ergänze und vertiefe. Gerade in turbulenten Zeiten wie gegenwärtig brauche es Medien dieser Qualität.

Preisträger Ingo Zamperoni

Zamperoni – der nach einem im Alter von 26 Jahren begonnenen Volontariat beim NDR schnell als Autor für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ gearbeitet hat und vielfältige Moderationsaufgaben, so für das „Nachtmagazin“ und das Magazin „Weltbilder“, übernommen hatte – war schon bislang mit Amerika verbunden. So über ein Studium in Boston, dann als Korrespondent im ARD-Auslandsstudio Washington (2014 bis 2016). Dies war hinsichtlich der „Tagesthemen“ eine Zwischenstation, denn bereits vorher hatte er – zunächst Carmen Miosga vertretend – das Nachrichtenmagazin moderiert, bevor er dann, in der Nachfolge von Thomas Roth, diese Aufgabe erneut übernahm.

Kein Wunder, dass Zamperoni – der übrigens mit einer aus Wisconsin stammenden Amerikanerin verheiratet ist – in seiner Dankesrede speziell das aktuelle Themenfeld der amerikanischen Politik aufgriff. Er verband dies mit einem einordnenden Hinweis: Es bedürfe angesichts der scharfen deutschen Kritik am Präsidenten Trump „der Dissonanzen, nicht der Abwendung“. Dabei zitierte er unterstützend das Motto der Steuben-Schurz-Gesellschaft: „Providing stability and friendship in a challenging environment“.

Zamperoni kritisierte eine, wie er es sieht, leicht überhebliche deutsche Haltung gegenüber Amerika. Er erinnerte daran, dass 46 Millionen Amerikaner deutsche Vorfahren hätten, übrigens auch Trump. Deutsche stellten die größte Einwanderungsgruppe, die allgemein einen guten Ruf habe. Auch wenn viele in der jetzigen Konstellation einen politischen Tiefpunkt sähen, auch wenn das Präsidentenamt mit viel Macht verbunden sei, so müsse doch festgestellt werden, dass die Gewaltenteilung funktioniere und dass die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Administration gut funktioniere. Zu bedauern sei allerdings die feindselige Einstellung Trumps gegenüber den Medien, die zu massiven Behinderungen und Angriffen führen könne. Der Ton in der Gesellschaft sei rauher vgeworden, was er, nicht zuletzt mit Blick auf die Kinder – der Deutsch-Italiener ist selbst Vater dreier Kinder – und die jungen Menschen für fatal halte.

Allerdings zeigte sich Zamperoni, dass Trump das Amt nicht aufgeben werde: „Er wird nicht hinschmeißen. Er will schauen, was funktioniert, und könnte in dreieinhalb Jahren wieder antreten.“ Kein Zweifel bestehe darin, dass der jetzige Präsident für die USA ein „einzigartiges Ereignis“ darstelle. Er mische auch die Partei der Republikaner auf, stoße dort viele vor den Kopf, müsse jedoch auch bei seinen Vorhaben eine Menge an Pleiten einstecken.

Fulbright-Stipendiat Zamperoni (seine Fächer: Amerikanistik, Jura, Geschichte) lobte am Ende seiner Rede die Austauschprogramme der SSG. Die Kenntnisse des jeweiligen Anderen seien für das Verständnis und vernünftiges Handeln wichtig. Dies findet sich auch in seinem Buch „Fremdes Land Amerika – warum wir unser Verhältnis zu den USA neu bewerten müssen“, in dem er auch beschreibt, was Deutschland hinsichtlich der Einwanderungspolitik von Amerika lernen könne.

v.l.n.r: Claudia Poerings SSG-Vize, Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, Präsidentin SSG, Preisträger, Intendant Lutz Marmor

Zamperonis Rede kommentierte Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels mit den Worten: „Wenn wir uns bisher nicht sicher waren, nun wurden wir bestätigt, dass er der richtige Preisträger ist.“ Zu Beginn der Preisverleihung hatte sie das Publikum in ihrer Begrüßung warmherzig auf die Laudator und Preisträger eingestimmt. Außer ihr hatte auch Johannes Beermann, als Hausherr der mit ihren Räumen gastgebenden Deutschen Bank, das Publikum willkommen geheißen. Am Ende waren sich alle in ihrer Bewertung einig: An diesem Abend hatte es einen verdienten Preisträger, eine zielführende Laudatio und eine Dankesrede mit vielen bedenkenswerten Einsichten und Argumenten erlebt.

 

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