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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Mai, 2017

Rik Wouters in den Königlichen Museen für die Schönen Künste

2017, Mai 15.

Eine Gesamtschau

Mit einer breit angelegten Retrospektive rücken die Königlichen Museen für die Schönen Künste Rik Wouters, Belgiens bekanntesten Fauvisten, in die Nähe Cézannes und der französischen Fauvisten. In seiner kurzen Schaffensphase hinterließ der nur 33 Jahre alt gewordene Künstler rund 170 Gemälde und Zeichnungen sowie mehr als 35 Skulpturen, von denen die meisten bis zum 2. Juli 2017 in den Königlichen Museen für die Schönen Künste in Brüssel zu sehen sind.

Von Petra Kammann

↑ Charakteristisch für Wouters: das Andeuten einer Bewegung, die Verve des Strichs und das Non finito wie hier in dem Bild „Dame in Blau vor dem Spiegel“ von 1914 , Leihgabe von Mme. Delporte-Livrauw und Franz Delport, Brüssel, ans Museum der Schönen Künste in Brüssel

Anders als in Belgien ist bei uns der Bildhauer, Maler und Zeichner Rik Wouters (1882-1916) kaum bekannt. Dabei hätte sein Ruhm schon von der Sonderbund-Ausstellung, die er 1912 in Köln besucht hatte und welche eine Gesamtschau der künstlerischen Moderne in Europa zusammengetragen hatte, in die Welt ausstrahlen können. Ebenbürtig hätten seine Bilder dort neben denen der Kollegen Van Gogh, Matisse und Cézanne hängen können, und seine kraftvollen, expressiven und in manchem an Rodin erinnernden Skulpturen hätten in der Künstlerschau raumgreifende Akzente gesetzt. Aber das Schicksal wollte es anders und Wouters Nachruhm im Ausland ließ erst einmal auf sich warten. Weiterlesen

„Goldene Löwen“ der Biennale Venedig 2017: Deutschland / Anne Imhof für den besten nationalen Beitrag; Franz Erhard Walther als bester Künstler

2017, Mai 14.

„Hessen Spitze“ in der internationalen Kunstszene
FeuilletonFrankfurt gratuliert auf das Herzlichste!

Von Erhard Metz

Nun, hernach kann ja jeder kommen und sagen, er hätte es vorausgesehen, aber es verhielt sich – Hand auf’s Herz – wirklich so: Pass auf, sagte ich am Freitag Abend in meiner Familie, die Anne Imhof bekommt morgen den Goldenen Löwen.

Genau genommen wurde der „Goldene Löwe“ an Deutschland für den besten nationalen Beitrag der diesjährigen Biennale verliehen, und die Kuratorin/Kommissarin eben jenes Beitrags, Susanne Pfeffer, und die von ihr berufene Künstlerin, Anne Imhof, müssten sich darüber verständigen, wer die Trophäe in sein Regal stellen kann, vielleicht könnten sich beide ja monatlich abwechseln. In Betracht dafür kämen vielleicht auch das Auswärtige Amt, am Ende gar das Dienstzimmer des Bundesaussenministers, oder das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), das seit jeher vom Auswärtigen Amt mit Organisation und Durchführung des nationalen Beitrags beauftragt ist. Wie auch immer – die Künstlerin ist die Hessin

Anne Imhof

Anne Imhof, 2012 im Museum für Moderne Kunst Frankfurt; Foto: Erhard Metz Weiterlesen

Beuys – eine Kunst-Montage. Kino-Premiere in Frankfurt

2017, Mai 12.

BEUYS. Ab sofort kommt ein Film in die Kinos, der die Facetten eines Ausnahmekünstlers des 20. Jahrhunderts, der immer noch eine hohe Brisanz hat, versucht hat zu konstruieren. Dem Regisseur von „Black Box“, Andres Veiel, ist das schier Unmögliche gelungen, anhand von dokumentarischem Material einen Teil eines dramatischen Künstlerlebens auf der Leinwand wieder aufleben zu lassen…

Eindrücke von Petra Kammann

BEUYS –  immer in Bewegung. Hier wäŠhrend der ersten USA Reise 1974, Joseph Beuys, 14.1.1974 bei seiner Aktion: Dillinger vor dem Kino Biograph, Chicago, USA, 1974. © zeroonefilm / Klaus Staeck

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ ist nur einer der provokanten Aussagen, mit denen der „Mann mit dem Filzhut“ und den „Fettecken“, dieser Ausnahmekünstler Joseph Beuys (1921-1986), der über dreißig Jahre nach seinem Tod immer noch die Gemüter bewegt, häufig assoziiert wird. Was aber steckt hinter dem Künstler, hinter dem Menschen, den viele als Bürgerschreck oder Scharlatan wahrnahmen? Der Filmemacher Andres Veiel schildert wichtige Lebens- und Werkstationen dieser charismatischen Persönlichkeit in einer aufwändigen Porträt-Collage… Dabei kommt Beuys oft und ausführlich selbst zu Wort. Und viele seiner Äußerungen klingen erstaunlich modern. Weiterlesen

Drei Opern: „Der Diktator“, „Schwergewicht oder die Ehre der Nation“, Das Geheime Königreich“ von Ernst Křenek in der Oper Frankfurt

2017, Mai 11.

Tragisch, burlesk, märchenhaft

von Renate Feyerbacher
Fotos: © Barbara Aumüller/Oper Frankfurt

Es war die dritte Aufführung, die ich erlebte. Premiere war am 30. April. Die zum Teil nicht vollbesetzten Reihen fielen auf – für Frankfurter Opernverhältnisse ungewöhnlich. Angst vor moderner Musik? Dabei ist dieser Opernabend wieder eine Entdeckung. Křeneks Musik spricht verschiedene tonale Sprachen des 20. Jahrhunderts. Er spielt mit der Operngeschichte. „[..]. Křenek steht mit beiden Beinen in der deutschen und österreichischen Operntradition. Ganz evident sind die Rückbezüge auf Die Zauberflöte, dann viele stilistische Anleihen – etwa von Richard Strauss, ein wenig Puccini…“, erklärt Dirigent Lothar Zagrosek (Zitat aus dem Gespräch im Prorgammheft). Das Publikum applaudierte begeistert.

Das Produktionsteam hatte die Reihenfolge der drei Kurzopern verändert und so ein rotes Handlungs-Band geschaffen. Der deutsch-französische Regisseur David Hermann hatte viele, ernste, witzige, spritzige Ideen. Ausgebildet an der Hochschule für Musik „Hanns-Eisler“ in Berlin, anfangs Assistent bei Hans Neuenfels, inszenierte er bereits 2004/05 regelmäßig an der Oper Frankfurt. Der heute international agierende Künstler wird demnächst auch wieder in Frankfurt aktiv sein.

Das Spiel um Macht und Erotik, nicht nur in „Der Diktator“; Sara Jakubiak (Maria) und Davide Daminani (Der Diktator) Weiterlesen

Angela Richarda Härets Poetisierung des Genius loci

2017, Mai 10.

von Brigitta Amalia Gonser

Angela-Richarda Häret poetisiert in ihren malerischen Abstraktionen den genius loci, die Spiritualität, das eigene Ambiente öffentlicher urbaner Räume und Landschaftsgärten. Dabei legt sie sich keineswegs auf eine Stilrichtung fest, weil sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen möchte. So entstehen formal unterschiedliche Zyklen wie „Central Park“, „Poems to the Landscape“ oder „Ode to the Colour“ vorerst als Serien authentischer skizzenhafter Miniaturen in Farbe, die dann in großflächige Bildformate umgesetzt werden. Doch sie entwickelt kein einheitliches Formenrepertoire, sondern eine große zyklische formale Diversität. Ihre Zyklen sind jeweils in sich geschlossene Universen. Ihr Kunstwollen ist kunsttheoretisch konzeptuell: sie spricht von ihrem „urban spirit“, während ihre realisierte formale Umsetzung empirisch intuitiv erfolgt.

Als Malerin ist die Künstlerin erfahren im Umgang mit der Materie und setzt in ihren kreativen Gestaltungen Experimentierfreude und Talent ein. Sie konzentriert sich ganz auf die Kraft der Farbe, die sie verwendet und welche die sinnliche Wahrnehmung anstößt. Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit ist die sorgfältige Vermischung ihrer eigenen Pigmente in Acryl- Vinyl- und Ölfarben.

 o.T., Nr. 9, Ode to the Colour, 2014, Mischtechnik auf Papier, 14,5 x 10 cm Weiterlesen

Zeitgenössische Kunst in Antwerpen – Wiedereröffnung des Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen M HKA

2017, Mai 9.

Offen für die Kultur einer imaginären Welt:

Das Kunstland Flandern

Von Petra Kammann

↑ Das frisch renovierte Gebäude des M HKA in Antwerpen in einem umgebauten Getreidesilo

↓ Blick in einen der lichten Räume der ständigen Sammlung des M HKA, Fotos: M HKA

Über das Meer und die Schelde kam die Welt schon immer nach Antwerpen. In der zweitgrößten Hafenstadt auf dem europäischen Festland brummt es auch heute noch. Hier stellt man sich auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft ein. Das hippe Viertel „T’Eilandje“ („Inselchen“), das älteste Hafengebiet von Antwerpen, das einst die Lagerhäuser der Stadt beherbergte, war nach der Verlagerung des Hafengeschehens nach außen zunächst einmal heruntergekommen. Nach und nach entstand hier aber wieder eine neue spannende Architektur wie etwa das MAS (das Museum aan den Strom) oder das Auswanderer-Museum, das Red Star Line Museum.

Antwerpen war nicht zuletzt der Lage wegen auch immer wieder ein Zentrum der Ein- und Auswanderer. Heute leben in der belgischen Hafenmetropole 174 Nationen. Das inspiriert nicht nur die Avantgarde der Architektur, sondern auch die Künste. Hier leben profilierte international bekannte Künstler wie Jan Fabre, Luc Tuymans, David Claerbout oder Panamarenko. Künstlerisch gibt es u.a. eine lange Beziehung der Wide White Space Gallery von Betty und Gerd Lohaus zur rheinischen Kunstszene der 60er und 70er Jahre, u.a. durch Joseph Beuys, aber auch durch die Szene der ZERO-Künstler, die damals schon im Hessenhuis in Antwerpen ausstellten. Weiterlesen

Nacht der Museen – Nacht der Ideen in Frankfurt am Main

2017, Mai 8.

Bilder einer Großstadt

Impressionen von einer frischen Frankfurter Mainacht

Zu ihrem 18. Geburtstag am 6. Mai wurde die „Nacht der Museen“ flügge. Die Organisatoren dieser ungewöhnlichen Nacht hatten sich in Frankfurt und Offenbach spannende Performances, szenische Lesungen und Live-Musik ausgedacht. Bei dem außergewöhnlichen Programm und den angenehmen Frühlingstemperaturen strömten über 40.000 Menschen zum nächtlichen Kunsterlebnis in über 40 Museen und an die ungewöhnlichen Kunstorte. Die Atmosphäre war herrlich ungezwungen und die Stimmung bestens, und das nicht nur am Museumsufer. Eine Mischung aus Off-Szene und Stadtgeschichte bot das Programm im Frankfurter Gallus, während in Offenbach  aufregende Ausstellungskonzepte zeitgenössischer Kunst, die Inszenierung des „Blauen Krans“ und Hafenführungen die Besucher überzeugten. Dort wurde der Hafenplatz zu einer Mischung aus Hip Hop und Songwriter-Pop in Anwesenheit des Offenbacher und des Frankfurter Oberbürgermeisters und der Kulturdezernenten eingeweiht. Aber nicht alles bekommt man mit. Es ist schier unmöglich, das komplette Angebot an einem Abend wahrzunehmen. Aber auch das ist Großstadtfeeling. Man weiß, dass etwas los ist, was man schon wieder verpasst hat. 

Frankfurt by night: Spitzenblick aus dem Maintower 

Wer in Mainhattan dem Himmel ein Stück näher sein wollte, der konnte Teil der Künstlerperformance „The Treadmill Runner“ werden. Er konnte  in einem Fitnessstudio des Main Towers auf 200 Meter Höhe einen Künstler auf einem Laufband durch Tempokommando erleben und antreiben. Wer hoch hinaus will, muss schon ein bisschen leiden. Um in den 24. Stock Einlass zu bekommen, war Geduld angesagt. Da musste man schon einmal etwas längeres Warten in der Schlange vor dem Main Tower in Kauf nehmen. Dafür wurde man dann allerdings mit einer großartigen Aussicht belohnt. Frankfurt war in ein Lichtermeer getaucht. Da oben war man den anderen Hochhausspitzen ganz nah…

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Der Rosenkavalier an der New Yorker MET

2017, Mai 7.

Sebastian Weigle steht am Pult. Neben Renée Fleming ist die Besetzung deutsch und österreichisch. Günther Groissböck singt den Ochs, Markus Brück den Faninal.

Von Simone Hamm

Renée Fleming als Marschallin in Strauss’s Der Rosenkavalier. Photo by Ken Howard/Metropolitan Opera

Renée Fleming ist die Marschallin, die Frau eines österreichischen Prinzen und Offiziers, ihr junger Liebhaber Octavian. Sie sagt ihm voraus, dass er sie bald verlassen wird für eine Jüngere, Schönere. Ihr Cousin Baron Ochs (Günther Groissböck) stürmt herein, ein lüsterner, gieriger Rüpel. Er erzählt ihr, dass er die junge, neureiche Sophie heiraten will – Geld gegen Adel – und einen Rosenkavalier sucht, der Sophie in seinem Namen eine silberne Rose überbringen soll. Die Marschallin schlägt Octavian vor, eine fatale Entscheidung: ein Blick und Sophie und Octavian haben sich ineinander verliebt.

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Emil Nolde. Die Grotesken

2017, Mai 5.

Die Internationalen Tage Ingelheim zu Gast im Museum Wiesbaden

Das Phantastische und Skurrile im Werk des Farbenmagiers

Die Internationalen Tage Ingelheim sind ein Kulturengagement des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim seit 1959, die jährlich zwischen Mai und Juli in Ingelheim stattfinden. Da das alte Rathaus in Nieder-Ingelheim aber zurzeit saniert wird und Ausstellungen dort nicht gezeigt werden können, sind die Internationalen Tage in diesem Jahr zu Gast im Museum Wiesbaden. Die beeindruckende Schau „Emil Nolde. Die Grotesken“, welche eine weniger bekannte Facette in Noldes umfangreichen Werk beleuchtet, ist bis zum 9. Juli 2017 im Hessischen Landesmuseum in Wiesbaden zu sehen.

Von Hans-Bernd Heier

Emil Nolde „Frühmorgenflug“, 1940, Öl auf Leinwand, 70 x 56 cm; © Nolde Stiftung Seebüll

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Düsseldorfer Fotografie im Städel: Die Becher-Klasse – eine Klasse für sich

2017, Mai 4.

Von der neuen Sachlichkeit zur digitalen Romantik

Von Petra Kammann

In den späten 1980er und in den 1990er Jahren hatte die Fotografie sich so sehr etabliert, dass sie einen neuen Status bekam. Aus Fotografen wurden Künstler. 1976 nahm diese Entwicklung an der Düsseldorfer Kunstakademie in Deutschland ihren Anfang mit dem neu begründeten Lehrstuhl für künstlerische Fotografie, den Bernd Becher (1931 – 2007), in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau Hilla Becher, geb. Wobeser (1934 – 2015) 20 Jahre lang innehatte. Ihre Schüler gingen äußerst erfolgreiche eigene Wege, indem sie die neuen Möglichkeiten der Fotografie ausloteten. Im Frankfurter Städel ist die Vielfalt ihres Wirkens noch bis zum 13. August 2017 zu sehen. 

Martin Englert und Jana Baumann, die Kuratoren der Städel-Ausstellung informieren über die Fotografien der Becher-Klasse 

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