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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Durch die Wüste in den Westen“: Gedächtnisausstellung Karl May und Klaus Dill im Haus der Stadtgeschichte Offenbach

Von Winfred Kaminski

Die Jubiläumsausstellung zum 175. Geburtstag von Karl May (1842-1912) ist überschrieben „Durch die Wüste in den Westen“ und kann bis zum 19. März 2017 im Haus der Stadtgeschichte Offenbach besichtigt werden. Zugleich, und das macht das besondere dieses Vorhabens aus, ist es eine Ausstellung, die dem Western-Künstler Klaus Dill (1922-2000) gewidmet ist. Dieser hat in den zurückliegenden 80er und 90er Jahren zahlreiche Werke des „Maysters“ illustriert und ihr Gesicht bestimmt.

Zur Eröffnung sprachen Jürgen Eichenauer, Leiter des Hauses der Stadtgeschichte im Bernardbau, und Eberhard Urban, Verwalter des Nachlasses von Klaus Dill. Den künstlerischen Hintergrund der Ausstellung bildet die Sammlung von Skizzen, Entwürfen und Gemälden Klaus Dills, die als Teil seines Nachlasses an das Haus der Stadtgeschichte gekommen sind. Es ist zwar kein „Schatz im Silbersee“, aber doch ein formidabler Fundus. Denn Klaus Dill war einer der hervorragenden Vertreter der „Western-Art“. Er illustrierte z.B. farbenreich und dynamisch diverse Reihen von Wildwestgeschichten des Bastei-Verlages, schuf seit den 50er Jahren mehrere hundert Filmplakate und wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts Karl May-Illustrator.

Jürgen Eichenauer, Leiter des Hauses der Stadtgeschichte (li.), und Eberhard Urban während der Ausstellungseröffnung; Fotos: Winfred Kaminski

Klaus Dill war mit Offenbach auch insofern verbunden, als er an der dortigen Werkkunstschule studiert hatte. Seine Skizzen, seine Zeichnungen sowie seine wildfarbigen Gemälde ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Es sind typische Karl May-Szenen, die Klaus Dill uns anbietet, Kampf, Begegnung, Flucht, Jagd, schnelle Ritte, Gefahr sowie Porträts prägender Gestalten aus dem Mayschen Kosmos wie Winnetou, Nscho-Tschi, Old Shatterhand oder Sam Hawkins. Überraschung, Bewegung und Plötzlichkeit springen uns aus den Bildern entgegen. Der Illustrator entführt uns in längst entschwundene Phantasie- und Traumwelten.

Die Lust auf Abenteuer prägen sowohl die Erzählungen Karl Mays als auch die Szenarien Klaus Dills. Beide erzählen, sei es durchs Wort, sei es durchs Bild. Sie bestätigen damit Ernst Blochs Votum, dass Karl May einer der grossen Erzähler deutscher Sprache gewesen sei. Kein Geringerer als Arno Schmidt nannte Karl May den „letzten Großmystiker“.

Klaus Dill
↑ Old Shatterhand und Winnetou
↓ Old Shatterhand, Winnetou und die sterbende Nscho-tschi
Gemälde, Ausstellungsansichten im Haus der Stadtgeschichte Offenbach; © Eberhard Urban, Fotos: Winfred Kaminski

Um das Erbe Karl Mays bemühen sich viele, das sind, neben dem Karl May Verlag, das Karl May-Haus sowie die Karl May-Stiftung, und es entsteht eine historisch-kritische Werkausgabe der Schriften Karl Mays. Diese ist nicht zuletzt den Bemühungen des Übersetzers und Schriftstellers Hans Wollschläger zu verdanken. So wie die Genannten auf der publizistischen Ebene für Karl May gestritten haben, hat Klaus Dill auf der Bildebene gewirkt. In Ergänzung und Fortführung des Geschriebenen hat er unser Augenmerk gefördert und veranschaulicht, was die Mayschen Texte anbieten. Damit hat er einen außergewöhnlichen Beitrag geleistet und sich zugleich als einer der wichtigsten „Western-Zeichner“ etabliert.

Das alles hat sich auch in Zahlen niedergeschlagen. Allein in Deutschland sollen Karl Mays Bücher mehr als 100 Millionen mal verkauft worden sein und international wird sein Werk auf 200 Millionen Exemplare in mehr als 50 Sprachen geschätzt; darauf verwies Eberhard Urban anlässlich der Ausstellungseröffnung. In der Ausstellung erwarten die Besucher neben Klaus Dills Werken eine Poster-Galerie, die Leben und Werke, Wege und Umwege Karl Mays offenlegen, sowie weitere Stücke wie das Originalkostüm Winnetous aus den Karl May-Filmen der 60er Jahre.

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. März im „Haus der Stadtgeschichte“ in Offenbach zu besichtigen.

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