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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Peter-Cornell Richter: „Fotografie“ in der Frankfurter Galerie Friedrich Müller

Tausend und mehr Graustufungen – von der Farbe zu Schwarz-Weiss

Von Erhard Metz

Peter-Cornell Richter fotografiert – auch oder heute zumeist – digital. Er räumt dies auch ein, allen Unkenrufen entgegen, die die wahre künstlerische Fotografie immer noch – oder, zeitgeistig angehaucht, heute erst recht – im Analogen verorten. So wie wir zwar manch schönen Oldtimer adorieren, aber denn doch lieber einen High-Tech-PKW heutiger Bauart navigationsgeführt durch das Verkehrsgeschehen steuern. Aber zurück zur Fotografie.

„Ich gestalte meine Bilder, ich lichte nicht ab.“ Dies ist das Credo von Peter-Cornell Richter. Dazu bedient er sich nicht nur der digitalen Kamera, sondern auch der entsprechenden Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung. Das Ergebnis dieses Gestaltungswillens spiegelt derzeit eine Ausstellung in der stets qualitätsbewussten Frankfurter Galerie Friedrich Müller – bekannt auch unter dem Stichwort „Japan Art“ – wider.

Richter-Beneath the Rain Tree-450

↑ Beneath the Rain Tree (For Toru Takemitsu), 2013, Fotografie, Pigmentprint auf Hahnemühle, Auflage: 5/11, 30 x 20 cm
↓ The little White in my Garden, 2015, Fotografie, Pigmentprint auf Hahnemühle, Auflage: 5/11, 30 x 20 cm

Richter-The little White in my Garden-450

Von „Farbe zu Schwarz-Weiss“ titelten wir: und zwar nicht im Sinne eines retrospektiven „Zurück“, sondern umgekehrt eines prospektiv-zielgerichteten „Hin“. Es ist das Geheimnis dieser – pardon, Protagonisten eines gewissen Modernismus bitte mal weghören – eben auch „wunderschönen“ Arbeiten Peter-Cornell Richters, ausgehend vom fotografischen Farbmaterial seine Motive durch einen künstlerischen Prozess der Reduktion hin zu einem schier unendlichen Universum an Graustufungen, zu einem sogenannten Schwarz-Weiss-Bild zu verdichten. Eine Reduktion, die einerseits in manchen seiner Werke zur Abstraktion, in anderen hingegen auch zu einer atemberaubenden figürlichen Bildsprache führt, die uns an die Werke altmeisterlicher, so verblüffend lebensnah gestalteter Stillleben-Malerei erinnert.

Richter-Clouds (for A

Clouds (for A. St.), 2011, Fotografie, Pigmentprint auf Hahnemühle, Auflage: 5/11, 30 x 20 cm

Voll Dynamik und Expressivität – und doch zugleich fast zärtlich hingetupft – erscheinen die Wolkenformationen, in der Hoffnung, dass uns kein gestrenger Meteorologe eines besseren belehrt, möchten wir beim obigen Beispiel von Altocumuli ausgehen. Eindrucksvoll das Spannungsverhältnis zwischen dem Blätterwerk eines Baumwipfels links unten im Bild und der sich nach rechts oben erweiternden Formation – man mag es einen Glücksfall nennen, die Kamera im richtigen Moment am richtigen Platz zur Hand zu haben, aber ein Blick auf das Œuvre Peter-Cornell Richters zeigt, dass es sich um ein trefflich komponiertes und gestaltetes Werk des fotografischen Meisters handelt.

Ein kleines Ästchen im herbstlichen Garten, überwuchert vielleicht von einem dünnen Belag ausfransender Flechten und Pilze, die ihm – dies unser fester Glaube – nichts Böses antun werden, verwandelt das fotografische Auge gepaart mit bildgestalterischem Geschick zu einem fast kalligrafischen Ausrufezeichen: „Tree writing“ nennt denn auch der Künstler diese Arbeit. Das Kleinste wird zum Grossen, zum bildregierenden Motiv.

Eine beglückende Stille offenbart sich in den Arbeiten des Fotografen, sie vermittelt sich ganz unaufdringlich dem Betrachter, dem das Anschauen zu einem kontemplativen Innehalten gerät.

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Tree Writing in an Autumn Garden (for Toru Takemitsu), 2016, Fotografie, Dye-Print auf Papier, 16 x 16 cm

Peter-Cornell Richter, 1936 in Erlangen geboren, studierte an der Universität München japanische Kulturgeschichte, Philosophie und Literatur. Nach Tätigkeit in einem Verlagshaus kürte er Anfang der 1970er Jahre die Fotografie zu seinem Beruf. Lehraufträge für Geschichte der Fotografie und Künstlerische Fotografie führten ihn nach Freiburg und Basel.

Abschliessend ein Werk aus der Reihe „Sunpainting“ des Fotografen – ein grandios verfremdendes Spiel mit Lichtreflexen von malerischer Anmutung. Kaum zu glauben, dass es sich tatsächlich um eine Fotografie handelt.

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Sunpainting 3, 2015, Fotografie, Pigmentprint auf Tecco-Papier, Auflage: 5/7, 30 x 20 cm

Peter-Cornell Richter, Fotografie, Galerie Friedrich Müller, bis 4. März 2017

Abgebildete Werke © Peter-Cornell Richter

 

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