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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Weltkulturen Museum: „A Labor Of Love – Kunst aus Südafrika – Die 80er jetzt“

Meister des Linolschnitts

Von Renate Feyerbacher

Das Weltkulturen Museum Frankfurt besitzt eine Sammlung von etwa 600 afrikanischen Kunstwerken, ausschliesslich von schwarzen Künstlern geschaffen. Sie wurden 1986 angekauft. Noch bis zum 24. Juli 2016 ist eine Auswahl von 150 Werken zu sehen, darunter solche von heute namhaften Künstlern wie Peter Clarke, Lionel Davis, David Koloane oder Sam Nhlengethwa. Bis 2001 hiess das Haus „Museum für Völkerkunde“, dessen Direktor einst der Ethnologe Leo Frobenius war. Ein Jahr nach dem genannten Ankauf, 1987, fand die Ausstellung „Botschaften aus Südafrika“ statt. Ein Werk daraus, „The 10 th Anniversary of June, the 16 th“ von Sam Nhlengethwa (*1957), wurde bereits damals ausgestellt und ist heute wieder zu sehen.

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Sam Nhlengethwa, „The 10th Anniversary of June, the 16th“ 1986, 1986, Öl auf Leinwand, 113,5 x 171,5 cm; Weltkulturen Museum, Foto: Wolfgang Günzel

Der 16. Juni 1976 war der Tag, an dem in Soweto Schüler auf die Strasse gingen und gegen den vermehrten Einsatz des verhassten Afrikaans, der Sprache der Weissen, in Schulen protestierten. Vor allem schwarze Sicherheitskräfte knüppelten den Aufstand nieder – über 500 Tote. Seitdem war in den Townships keine Ruhe mehr eingekehrt.

Und so arbeitet der Künstler heute, der im Juli 2015 eine Residency im Weltkulturen Labor hatte:

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Sam Nhlengethwa, „Net Blankes“, 2015, Mixed Media, 70 x 9o cm; Weltkulturen Museum, Foto: Wolfgang Günzel

Käufer der 600 Werke in Afrika war damals der Frankfurter Pfarrer, ehemalige Dekan, Kunstsammler und Kenner von Schwarzafrika Hans Blum (*1935). Für den Kauf beauftragt hatte ihn der damalige Direktor Josef Franz Thiel, der dreizehn Jahre lang das Museum leitete.

Hans Blum verliess 1965 sofort nach der Weihe seine Heimatgemeinde Schlitz und brach nach Johannesburg in Südafrika auf. Es war die Zeit der Apartheid, der Rassentrennung, die erst 1994 durch Nelson Mandela, dem ersten schwarzen Präsidenten, beendet wurde.

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Hans Blum und Sam Nhlengethwa im Weltkulturen Museum, Foto: Renate Feyerbacher

Vierzehn Jahre war Hans Blum als Seelsorger in Afrika tätig. Er hatte die Sprache Zulu gelernt, damit er mit den Menschen reden konnte. Zurück kam er 1979 mit seiner Familie und wurde Pfarrer in Frankfurt-Sossenheim und Dekan in Frankfurt-Höchst. Unermüdlich ist Hans Blum auch heute noch unterwegs. Er hat nicht aufgehört, afrikanische Kunst zu sammeln und sie bekannt zu machen. Daher organisiert er überall in Deutschland Ausstellungen mit Grafiken, Gemälden und Skulpturen afrikanischer Künstler aus seinen privaten Beständen. Afrika hat er immer wieder besucht.

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Nathaniel Sheppard, „KE DEZEMBA Boss“, 2015, Linolschnitt auf Papier, 103 x 88 cm, Sammlung des Künstlers im Weltkulturenmuseum, Foto: Wolfgang Günzel

Die meisten der ausgestellten Exponate im Weltkulturen Museum sind Druckgrafiken, vor allem Linolschnitte. Picasso, Matisse und Immendorf waren Meister dieser grafischen Technik. Der Vorteil der Druckgrafik ist: es können mehrere Exemplare hergestellt werden, die zumindest bei Handdrucken niemals identisch sind. Sie sind einfach zu vervielfältigen und ermöglichen einen bescheidenen Nebenverdienst.

Linolschnitte waren in den 1980er Jahren, ohne grösseren Aufwand in den Townships zu realisieren. Es war der Arbeitsplatz, das Atelier, das den Künstlern fehlte. Sie hatten in den kleinen Township-Wohnhäusern, in denen oft zehn Personen lebten, meist nur eine Ecke für die Arbeit zur Verfügung. Es ist die Technik der schwarz-weissen Linolschnitte, die fasziniert, aber auch ihre Ideenvielfalt. Es sind oft kleine Formate. Sie zeigen Szenen aus dem Alltag, die Armut, die Hoffnungslosigkeit, die Spannungen – Zeitzeugnisse der Apartheid, gesellschaftspolitisch stark. Auch die jungen Künstler fühlen sich diesem Engagement verpflichtet.

Ergänzt werden die Exponate aus den 1980er Jahren durch neue Drucke, Videoarbeiten und Installationen junger Künstler.

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Hans Blum und Gabi Ngcobo im Weltkulturen Museum, Foto: Renate Feyerbacher

Nur noch bis zum 24. Juli 2016 gibt es Gelegenheit, die von Gabi Ngcobo, Künstlerin und Kuratorin, Dozentin an der Wits School of Arts Johannesburg und Ko-Kuratorin der 32. Bienal de São Paulo, und Yvette Mutumba, Kustodin Afrika im Weltkulturen Museum, zusammengestellte Ausstellung zu besuchen.

 

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