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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

ZONTA-Club Frankfurt II Rhein-Main: Benefiz-Tanzsoiree zugunsten des „Tagestreffs 17 Ost“ der Diakonie Frankfurt

Von Erhard Metz

Es war ein besonderer Abend: die Benefiz-Tanzsoiree des ZONTA-Clubs Frankfurt II Rhein-Main zugunsten des „Tagestreffs 17 Ost“ der Diakonie Frankfurt. An einem besonderen Ort: dem Titania in Frankfurt-Bockenheim, vormals bekannt als „Liederhalle“. Der „Hausherr“ und Chef des Freien Schauspiel Ensembles Frankfurt, Reinhard Hinzpeter, zitierte in seiner Begrüssung den auf der bronzenen Gedenktafel am Gebäude eingravierten Satz:  „Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffen gegen unsere französischen und anderen Brüder zu erheben, dann rufen wir: Das tun wir nicht!“, ausgesprochen dort im September 1913 von Rosa Luxemburg, die daraufhin von der Frankfurter Gerichtsbarkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde.

Im bis auf den letzten Platz besetzten Titania hatte der ZONTA-Club einen hinreissenden Ballett-Abend mit einem Ensemble des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken organisiert. Aus der aus 21 Mitgliedern bestehenden, von Ballettdirektor Stijn Celis geleiteten Compagnie bestritten neun Tänzerinnen und Tänzer – Marina Miguélez-Lucena und Saúl Vega-Mendoza (Spanien), Stacey Aung und Katherine Lake (USA), Masayoshi Katori (Japan), Edoardo Cino (Italien), Louiza Avraam (Zypern) sowie Ramon John und Sarah Philomena Schmidt aus Deutschland – unter der Inspizienz von Guido Krämer acht aus ihrem Kreis selbst choreographierte Darbietungen.

Julia Bommer, Vize-Präsidentin des ZONTA-Clubs Frankfurt II Rhein-Main, führte in ihrer souveränen Conférence in die Benefiz-Veranstaltung ein. Kirsten Langmaack, Leiterin des Zentrums für Frauen der Diakonie Frankfurt, und Clarissa Lauer vom Tagestreff 17 Ost stellten die spezifischen Aufgaben dieser Einrichtung vor.

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↑ Julia Bommer, Vize-Präsidentin des ZONTA-Clubs Frankfurt II Rhein-Main
↓ Kirsten Langmaack (li.) und Clarissa Lauer vom Tagestreff 17 Ost
Fotos: Kathrin Dassel

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Nicht nur der Reinerlös der Abendveranstaltung, sondern auch anlassbezogene und entsprechend zweckgebundene Zuwendungen von Spendern und Sponsoren werden dem Tagesfreff 17 Ost alsbald zugute kommen, nach der Abschlussaufstellung ein ansehnlicher vierstelliger Betrag. Wir sprachen mit Kirsten Langmaack:

FeuilletonFrankfurt: Frau Langmaack, innerhalb der Diakonischen Dienste der Diakonie Frankfurt gibt es das Zentrum für Frauen mit einem breiten Spektrum an Leistungen, zu denen auch der “Tagestreff 17 Ost” gehört, dem jetzt die Benefizveranstaltung des ZONTA-Clubs Frankfurt II Rhein-Main gewidmet war. Was ist das Besondere an diesem Tagestreff und welche Angebote unterbreitet er über die allgemeine Beratung oder die Wohnhilfe für Frauen hinaus?

Kirsten Langmaack: Das wichtigste Merkmal in unserer Arbeit mit Frauen in Notlagen ist die Wertschätzung und Akzeptanz, die wir den Frauen entgegenbringen. Unserer Besucherinnen wünschen sich, die eigene Würde trotz Notlage zu erhalten und möglichst normal zu leben. Das bedeutet für Frauen zum Beispiel die Möglichkeit, sich selbständig zu versorgen, das eigene Essen selbst zu kochen und die Wäsche zu waschen. Ganz wichtig sind auch die zusätzlichen Angebote im Bereich Gesundheitsförderung und Kreativität, satt und sauber ist eine gute Basis, reicht aber nicht aus.

FeuilletonFrankfurt: Wie viele Frauen betreuen Sie im Rahmen dieses besonderen Angebots, etwa über ein Jahr gesehen, und über welchen Zeitraum, schwerpunktmässig betrachtet, nehmen diese Frauen diese Hilfe wahr?

Kirsten Langmaack: Täglich kommen etwa 30 Frauen in den Tagestreff, im Jahr 2015 gab es insgesamt 6143 Besuchskontakte.
Viele Frauen kommen in akuten Krisensituationen und benötigen eine Stabilisierung. Dann ist es wichtig, sie erst einmal zu beruhigen und die verschiedenen Anteile der Krise zu sortieren, bevor wir an andere Fachstellen vermitteln. Frauen in Notlagen brauchen zunächst einmal einen sicheren Ort, wo sie sich aufhalten können und zur Ruhe kommen.
Wir haben aber auch sehr viele Besucherinnen, die über einen längeren Zeitraum zu uns kommen. Armut und Einsamkeit ist besonders für ältere Frauen eine dauerhafte Lebenslage.

FeuilletonFrankfurt: Wenn Sie einen “Wunschzettel” schreiben könnten: Wie sähe eine solche Liste aus, auf welchen Gebieten des Tagestreffs würden Sie gern Ihre Angebote noch etwas ausbauen können – die entsprechenden finanziellen Mittel vorausgesetzt?

Kirsten Langmaack: Wir würden gern mehr Angebote machen im Bereich Kreativität, zum Beispiel würden wir gern eine Schreibwerkstatt anbieten.
Auch die gesundheitsfördernden Angebote müssten ausgebaut werden. Die Frauen, die auf der Straße leben, sind meist mit dem täglichen Überleben beschäftigt und haben keine Kraft, sich um ihre Gesundheit zu kümmern. Hier ist Hilfe nötig, denn arme Frauen sind sehr viel häufiger krank und haben auch eine geringere Lebenserwartung.
Unsere Besucherinnen wünschen sich dringend, dass der Tagestreff länger geöffnet ist, möglichst auch am Wochenende.
Mit ausreichend finanziellen Mitteln könnten wir unser Angebot ausweiten.

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Eine freundliche und zugleich Ruhe gewährende Umgebung: Das Cafe im Tagestreff und die Ausschmückung des Hofs im Stil der Nanas der 2002 verstorbenen Künstlerin Niki de Saint Phalle, unter fachlicher Anleitung von den Besucherinnen des Tagestreffs selbst gemalt; Bildnachweis: Zentrum für Frauen/Diakonie Frankfurt

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Die Tanzgruppe aus der Saarbrücker Compagnie begeisterte mit ihren – wie bereits erwähnt eigenchoreografierten – Tanznummern das Publikum der Soiree: Die Darbietungen umfassten Elemente des “klassischen” Balletts, im Schwerpunkt aber modernen Ausdruckstanz mit Elementen von Jazztanz und auch Slapstick bis hin zu Anklängen an Figuren der Commedia dell’arte. Der Solo-Tanz von Edoardo Cino in „CelloSeek“, choreografiert von der Tänzerin Sarah Philomena Schmidt, wurde am Violoncello von Bogdan Michael Kisch, Mitglied der Paul-Hindemith-Orchesterakademie des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, begleitet.

„Unser Programm“, so Sarah Philomena Schmidt, „beinhaltet Stile des zeitgenössischen Tanzes sowie des neo-klassischen Tanzes. Beispielsweise war das erste Stück ‚My Beautiful Dark Twisted Fantasy‘ von Ramon John stark von den klassischen Elementen des Balletts beeinflusst, deswegen nennen wir diesen Stil oft ‚Neo-klassisch‘. Heutzutage ist es oft schwierig, die persönliche choreografische Handschrift eines Choreografen verschiedenen Tanzgenres zuzuordnen, da der zeitgenössische Tanz sehr vielfältig sein kann.“

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Tanzszenen, fotografiert von Kathrin Dassel

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Die Tanzgruppe bedankt sich für den rauschenden Applaus des Publikums, Foto: Kathrin Dassel

Zum Ausklang des gelungenen Benefiz-Abends musizierte das Julius Gawlik & Paul Janoschka-Duo (Saxophon und Piano).

→ Diskussions- und Benefiz-Abend der Frankfurter ZONTA-Clubs „Prostitution in Deutschland“
→ ZONTA says NO – mit dem Film „Wüstenblume“
→ Backen und Basteln für den guten Zweck: Weihnachtsbasar des ZONTA Clubs Frankfurt II Rhein-Main zugunsten des Mädchenbüros Bockenheim
→ Unterwegs im Kongo: Mobile Klinik Lisungi

 

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