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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (7)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Zero Reiko Ishihara, Städtische Ateliers Ostparkstrasse

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„The Pushmi-pullyu“, 2015, Keramik mit Kintsugi, Holzsockel, ca. 40 x 80 x 120 cm; Foto: die Künstlerin; © VG Bild-Kunst, Bonn

Von Erhard Metz

Wo immer sich die bekannte Künstlerin Zero Reiko Ishihara aufgehalten hat, kribbelt und krabbelt es, so scheint es, hernach. Das war und ist schon in der Frankfurter Oberfinanzdirektion im Main Triangel nicht anders, wo sie im Herbst 2010 im Rahmen ihrer Ausstellung „Aquarium“ die lange Fensterfront des Foyers zum Sitzungssaal mit eben jenen krabbelig-knubbeligen Wesen in Über-„Lebensgrösse“ versah – die Finanzverwaltung erwarb die Arbeit, die Mitarbeiter wie Besucher der Behörde auch heute noch tagtäglich an diesem Ort erstaunt wie erfreut.

Und heute nun sehen wir ein „Pushmi-pullyu“ der Künstlerin – wer gern ins Deutsche übersetzt, wird sich zu einem „Stossmich-ziehdich“ überwinden müssen. Es handelt sich um eine längst ausgestorbene, sagenhafte Tierart mit einem Kopf an jedem der beiden Enden, bekannt aus dem Kinderbuch „Doktor Doolittle und seine Tiere“ des britischen Schriftstellers Hugh John Lofting. Da stets nur die eine Hälfte des Pushmi-pullyu schlief, während die andere Hälfte wachsam blieb, konnte es nie gefangen und in einen Zoo verbracht werden. Nach Doktor Doolittle, der das Tier noch leibhaftig gesehen haben will, war es nun Zero Reiko Ishihara gegeben, es in einem ihrer Krabbelwesen gleichsam künstlerisch zu reanimieren.

Doch mit der geheimnisvollen Skulptur hat es noch eine andere, nicht minder geheimnisvolle Bewandtnis – mit Kintsugi nämlich, ein letztlich wohl im Zen-Buddhismus begründetes japanisches ästhetisches Konzept der Wahrnehmung von Schönheit (Wabi-Sabi) und der Wertschätzung von Fehlerhaftigkeit. Wir lernten es bereits im „Ouroboros“ der Künstlerin kennen.

„Beim Brennen meiner Keramikskulpturen“, erklärt es uns Zero Reiko Ishihara, „kommt es manchmal dazu, dass sie kaputt gehen. Auf den Prozess des Brennens hat man nur bedingt Einfluss. Die einzelnen Bruchstücke werden mit Urushi-Lack und eingestreutem, pulverisiertem Metall wieder verbunden. Ganz nach dem alten traditionellen japanischen Keramikreparaturverfahren „Kintsugi“ werden so die zerbrochenen Stellen repariert und für jeden sichtbar gezeigt. Es handelt sich hierbei um eine Veredelung der Keramik.“

„The Pushmi-pullyu“ wie auch andere Werke der Künstlerin sind übrigens im Rahmen der Ausstellung „Deltabeben. Regionale 2016 – künstlerische Positionen der Metropolregion Rhein-Neckar“ bis zum 28. März 2016 im Mannheimer Kunstverein zu sehen.

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