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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (1)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Wanda Pratschke, Städtische Ateliers Ostparkstrasse

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TRAUM, Kopf, 2015, Bronze, 78 x 78 x 60 cm; Foto: Martin Url; © VG Bild-Kunst, Bonn

Von Erhard Metz

Allein schon der Titel lässt aufmerken: nicht „Der Traum“, nicht „Ein Traum“, sondern: Traum.

Ein Wort, welches sich in einer allübergreifenden, schier hemmungslosen Konsum- und Konsumgütervermarktungsgesellschaft so viel hässliche Wortverbindungen gefallen lassen muss, wenn mit Traumangeboten, Traumhäusern, Traumautos, Traumurlauben oder Traumreisen Wünsche nach zumeist Teurem geweckt werden. Der Duden kennt noch manch andere Wortbedeutungen, von denen hier nicht die Rede zu sein braucht.

Was sehen wir? Den Kopf, den Torso also, einer auf der linken Wange Ruhenden, auf die rechte Hand gestützt, das Haar zu einem Knoten gebunden, das Haupt von einem Kranz von Blumen umwunden. Die Augen sind nicht geschlossen. Auf dem Antlitz weder ein Wachen noch ein Schlafen, sondern ein entspanntes Insichruhen. Ein ahnender, ja erkennender, vielleicht sogar wissender Blick in eine unbestimmte und doch wahrnehmbare Ferne. Endlichkeit und Unendlichkeit berühren und versammeln sich in diesem Ausdruck. Die Ruhende scheint etwas zu sehen und fast schon beglückend zu begreifen, ein Ziel vielleicht, auf das sich ein Leben richtet, das uns Betrachtendem noch nicht zu sehen gegeben ist. Aber das Kunstwerk, wenn wir uns darin vertiefen, vermittelt uns eine befriedende – vielleicht noch nicht Gewissheit – , aber verheissungsvolle Hoffnung. Und wir verstehen jetzt den Titel der Arbeit: einfach nur „Traum“.

Wanda Pratschke zu ihrem Werk: „Eine schöne rothaarige Frau hat mich zu dieser Arbeit inspiriert. Sie hatte etwas Melancholisches in ihrem Ausdruck, der Rosenkranz in ihrem Haar erhöht den Kopf ins Elegische. Nach einigen Zeichnungen entstand ein kleines Modell. Später entschloss ich mich zu einer monumentalen Skulptur. Mit zugeschnittenen Gipsplatten und flüssigem Gips aufgebaut und mit dem Beil und Spachtel in Form gebracht wurde sie abgeformt, in Bronze gegossen und mit Silbernitrat patiniert. Ihren Platz hat sie seit September 2015 im Garten vor dem KunstRaum Bernusstrasse in Frankfurt-Bockenheim.“

→ Wanda Pratschke: Jubiläumsausstellung im Frankfurter Karmeliterkloster
→ Wanda Pratschke: Herzdamen
→ WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS (Folgen 1 – 9)

→ Das Kunstwerk der Woche (2)

 

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