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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Oktober, 2015

Holländische Impressionen (4)

2015, Oktober 21.

Den Haag

Von Juliane Adameit

Der Kenner und Kunstliebhaber fährt von Delft dann gleich weiter nach Den Haag.

Der Weg geht auch hier an Vermeer nicht vorbei. Im Kunstmuseum „Mauritshuis“, in einem Stadtpalais mitten in Den Haag aus dem 17. Jahrhundert, hängen – wie die „Ansicht von Delft“ sowie das „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ (um 1665) – viele weitere Gemälde von Malern mit Weltrang. Das Museum wurde erst kürzlich komplett renoviert und erstrahlt nun im neuen Glanz: für die Besucher ein wahres Highlight. Zu den wertvollsten Gemälden des Museums gehören 841 Werke unter anderen von Rembrandt, Rubens und Hals aus der königlichen Sammlung. Für den Besuch sollte man sich deshalb Zeit nehmen.

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Jan Vermeer (1632 – 1675), Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, ca. 1665, Öl auf Leinwand, 46,5 x 40 cm, Königliche Gemäldegalerie Mauritshuis; Bildnachweis wikimedia commons

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Voller Impressionen geht man im Anschluss am besten erst einmal in der Altstadt in eines der vielen Cafés. Weiterlesen

Marilena Faraci. Malerin

2015, Oktober 16.

Von Erhard Metz

„Was kann, soll Malerei heute?“ fragte Niklas Maak unlängst in seinem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zur Ausstellung „Daniel Richter“ in der Schirn Kunsthalle. Die Antwort kann nur lauten: Sie kann alles, sie darf alles und sie soll alles! Das immer mal wieder von Künstlern wie Kunsttheoretikern proklamierte „Ende der Malerei“: was ist aus ihm geworden? Nichts! Und was interessiert selbst ein ernsthaft interessiertes, „kunstaffines“, durchaus diskursbereites wie -fähiges, Qualität von Murks unterscheiden könnendes, Gemäldegalerien wie allfällig aktuelle Ausstellungen in Tempeln der „Hochkultur“ wie im sogenannten Off-space besuchendes, das eigene Haus und Heim mit Kunstwerken ausstattendes Publikum an dieser Theorie-Debatte? Seien wir ehrlich: nichts! Anderes gilt natürlich für jenes im Kunstbetrieb professionell forschende, lehrende und agierende vielleicht eine Prozent der Bevölkerung (vermutlich ist es aber nur ein Zehntelprozent).

Malerei lebt und existiert also, sich selbst in einem ständigen, mal kritisch-quälerischen, mal Glück verheissenden euphorischen Prozess organisierend und fortentwickelnd, wir begegnen ihr ständig hier im Rhein-Main-Gebiet und insbesondere den beiden von renommierten Kunsthochschulen geprägten Städten Frankfurt und Offenbach, in einer quicklebendigen Szene von Galerien und Ateliers, man muss sich nur umschauen bei den regelmässigen „Ateliertagen“ und „Kunstansichten“, in den örtlichen Kunstvereinen und den zahlreich in kleinerem Kreis der Atelierhäuser und -gemeinschaften von Studierenden wie auch Absolventen veranstalteten Ausstellungen. Wer dies tut, entdeckt oft Erstaunliches, entdeckt grossartige Malerei (heute bleiben wir bei dieser Gattung), ja grossartige Kunst – auch wenn diese derzeit oder später oder für alle Zeiten aus Gründen, die durchaus ernsthaft zu diskutieren und zu hinterfragen wären, kaum jemals den Weg in die kunstbetrieblichen Gralsritterburgen eines Städel oder MMK finden werden. Grund zu Verärgerung, Neid? Ja und nein: Ja, weil ein Museumsankauf ein Werk und dessen Schöpfer grundsätzlich adelt (und auch ein Stück Geld einbringt), nein, weil die meisten dieser Ankäufe ihr Dasein fortan in klimatisierten todtristen Depots fristen müssen.

Nun aber gilt es, von einer solchen Entdeckung zu berichten: von einer Malerei, einer Künstlerin, sie heisst Marilena Faraci, wohnhaft in Frankfurt mit Atelier in Offenbach. Es gibt einen wunderschönen, reich illustrierten Katalog über ihre Arbeiten, herausgegeben von HfG-Professor Georg-Christof Bertsch.

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↑ Ohne Titel, 2010, Öl auf Leinwand, 60 x 100 cm; Foto: Irina Balandina
↓ Ohne Titel, Öl auf Leinwand, 2013, 70 x 50 cm, Foto: Irina Balandina

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„Deserti e Derive“: Eine Gemeinschaftsausstellung in der Frankfurter Westend Galerie

2015, Oktober 16.

„Deserti e Derive – Wüsten und Wirren in unserer Zeit“, kuratiert von Giovanni Cerri

Von Erhard Metz

Zum diesjährigen Saisonstart präsentiert die Frankfurter Westend Galerie fünf hochaktuelle künstlerische Positionen aus Italien: Giovanni Cerri, Kurator und selbst Künstler aus Mailand, hatte fünf italienische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich mit den Krisen der westlichen Zivilisation auseinanderzusetzen. Zu sehen sind insgesamt 36 Werke von Andrea Brera, Alessandra Chiappini, Isabella Dovera, Alessandro Savelli und Alessandro Spadari.

Barbara Thurau, Frankfurter Westend Galerie, schreibt in ihrem Vorwort zum Katalog:

„‚All the World’s Futures‘, alle Zukünfte dieser Welt, ist der Titel der gegenwärtig laufenden 56. Biennale in Venedig. Mit der diesjährigen internationalen Kunstschau sucht Kurator Okwui Enwezor nach Antworten auf die Krisen der Gegenwart. Diesem Wunsch entspringt auch die Ausstellung ‚Deserti e Derive. Wüsten und Wirren in unserer Zeit‘, die der Künstler Giovanni Cerri für die Frankfurter Westend Galerie kuratiert hat.

Die fünf eingeladenen Künstler setzen sich mit dem Verfall der Städte und der Umwelt auseinander, mit moralischer Verwüstung, mit Korruption und Misswirtschaft, Dekadenz und Entfremdung. Andrea Brera, Alessandra Chiappini, Isabella Dovera, Alessandro Savelli und Alessandro Spadari erreichen das mit unterschiedlichen Mitteln, dokumentarisch oder malerisch mit expressionistischen, symbolistischen, surrealistischen oder informellen Anklängen. Die Künstler liefern uns jedoch keine Auskünfte, wie Journalisten es tun, sondern sensibilisieren, verunsichern uns und verändern unsere Blickrichtung.

Die Frankfurter Westend Galerie, deren Fokus überwiegend auf den abstrakten Tendenzen der italienischen Kunst liegt, öffnet sich mit ihren Themenausstellungen zum Saisonstart der Frankfurter Galerien auch gegenständlichen Entwicklungen, die eine direktere Wirkung und soziale Orientierung verfolgen. Wir freuen uns daher sehr, dass wir auf diesen neuen Wegen Unterstützung finden. Wir danken Giovanni Cerri für die Ausstellungsidee und die Koordination in Italien.“

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Barbara Thurau, Salvatore A. Sanna und Giovanni Cerri in der Vernissage
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Holländische Impressionen (3)

2015, Oktober 15.

Delft

Von Juliane Adameit

Weiter geht die Reise per Bahn, Bus oder Fahrrad entlang der grünen Wiesen, Weiden und vielen Grachten von Haarlem nach Delft im südlichen Holland.

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Domplatz, Altstadt

Altstadt

Hugo Grotius

Ein grosser Sohn der Stadt: Hugo Grotius, geboren 1583 in Delft, 1645 in Rostock verstorben, Philosoph, Theologe, Rechtsgelehrter, Aufklärer

Delft ist ein Abbild von „Holland wie aus dem Bilderbuch“. Die Stadtgeschichte geht zurück bis ins 11. Jahrhundert. Einst war hier aufgrund der zentralen Lage ein Handelsplatz, dann entwickelten sich Marktplatz und Klöster. Zahlreiche Prachtbauten aus der Vergangenheit zieren die Innenstadt. Einst war Delft die Hochburg der Widerständler gegen die Spanier, die im 16. Jahrhundert die Besatzer von Holland waren. Weiterlesen

Die Pfalz

2015, Oktober 14.

Wo Weingirlanden die Straßen überspannen

Von Elke Backert

Weinberge, so weit das Auge reicht. Ein sonnenverwöhntes Klima, das Feigen, Mandeln, Esskastanien und Kiwis wachsen lässt. Zum Greifen nah Deutschlands größte geschlossene Waldfläche, der Naturpark Pfälzer Wald. Sogar von der Autobahn erblickt man zu beiden Seiten unzählige Rebstöcke, sanfte Weinhänge, Obstplantagen und dahinter die hügeligen Ausläufer des Naturparks Pfälzer Wald. Die Rede ist von der Deutschen Weinstraße, der ältesten und bekanntesten Wein-Touristik-Route, die sich 85 Kilometer durch die Pfalz schlängelt. Von Bockenheim im Norden bis zur elsässischen Grenze in Schweigen-Rechtenbach im Süden.

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Wein, so weit das Auge reicht. Dafür ist die Pfalz berühmt

Doch hier sei allen Autofahrern geraten, die Autobahn zu verlassen und genüsslich durch die Weindörfer zu fahren. Weingirlanden überspannen die engen Straßen mit den schönsten vielfach mit Weinlaub berankten Fachwerkhäusern, mit herrschaftlichen Winzerhöfen und deren begrünten und blumengeschmückten Toreinfahrten inklusive eines Blicks in dekorative Innenhöfe. Weiterlesen

Das Buch – Ikone und Archetyp der Kultur

2015, Oktober 13.

Ein Essay

Von Gunnar Schanno

Ein halbes Jahrtausend war das Buch ein Königsmedium der Kultur, hatte es seine unangefochtene monomediale Stellung als Premiumprodukt der Kultur, war es verbunden mit dem Namen Johannes Gutenberg und seiner Erfindung des Buchdrucks. Das Buch, es wurde Medium für einen Massenmarkt. Das gedruckte Buch – es war alleinige Quelle für Wissen, Weisheit und Weltkultur, war fast alleiniger Kulturträger, war Bildungsgut, war Materialisierung und Schatzkammer des Geistes. Das Buch, es war Maßstab für Bildungsstand. Wo kein Buch, da keine Bildung! In seiner europäischen Form als Druckwerk seit dem 15. Jahrhundert hat es als unverwechselbares Medium seine Erscheinung bewahrt. Das ist das Geniale an ihm, darin ist das Buch ein Archetyp.

L1280662-500 Weiterlesen

Der Angriff der Killer-Köter: „Die Show“ am Schauspiel Dortmund

2015, Oktober 12.

Von Dietmar Zimmermann

Im Dezember 2014 stellte sich der Dortmunder Schauspiel-Intendant Kay Voges zum ersten Mal am Schauspiel Frankfurt vor. Renate Feyerbacher hat an dieser Stelle seine Inszenierung von Tennessee Williams‘ „Endstation Sehnsucht“ rezensiert und beschrieben, wie die riesigen Leinwände, auf denen das Geschehen live übertragen wurde, die kleinen Schauspieler auf der Bühne zu erdrücken drohten. Dieser Effekt war durchaus gewollt. Seit Jahren experimentiert Kay Voges am Schauspiel Dortmund mit der Verschmelzung von Film und Theater. In einer langen Reihe von unterschiedlichen Versuchen zu diesem ästhetischen Ansatz ist der jüngste Coup des Regisseurs am Schauspiel Dortmund einer der konventionelleren. Aber er gerät auch zu einem der unterhaltsamsten Abende seit langem, der auch eher weniger theateraffine Zuschauer ansprechen wird.

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Julia Schubert und Frank Genser in: „Die Show“ am Theater Dortmund; Foto © Birgit Hupfeld

Erinnern Sie sich noch an Wolfgang Menges „Millionenspiel“? Im Jahre 1970 war es, als die so zynische wie visionäre Parodie einer Fernseh-Show über die damals noch sehr biedere Kost gewöhnten bundesdeutschen Mattscheiben flimmerte. In der (fiktiven) Show gab es für den Kandidaten den damals ungeheuerlichen Betrag von einer Million D-Mark zu gewinnen. Voraussetzung: Er musste eine einwöchige Jagd durch ein Killer-Kommando überleben, das im Falle eines erfolgreichen Blattschusses selbst die Million unter sich aufteilen durfte. Wenige Tage nach der Ausstrahlung der Satire hatten sich mehrere Bewerber beim WDR gemeldet, die für eine Million ihr Leben aufs Spiel setzen wollten … Weiterlesen

„Zwischenräume“: Stabplastiken von Astrid Lincke-Zukunft in der Galerie Das Bilderhaus

2015, Oktober 11.

Verwandlung, Verwirrung und schwebende Zustände –
die „durchsichtigen“ Raumobjekte von Astrid Lincke-Zukunft

Von Heike Roller

Wer die Räume der Galerie betritt erkennt recht schnell: hier geht es um die Themen Linie, Raum, Licht und deren Beziehung zueinander. Was ist eine Linie? Eine Linie ist eine Bewegung. Eine zweite Linie, die die erste kreuzt, schneidet in diese Bewegung und definiert einen Ort. Liniennetze und Gittergebilde bilden häufig komplexe Systeme, die unseren Alltag prägen und hoch entwickelte kulturelle Perspektiven auf die Welt darstellen. Astrid Lincke-Zukunft hat diesen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst mit ihren Stabplastiken einen ganz eigenständigen Beitrag hinzufügt.

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Rot im Schwarz, Foto © Astrid Lincke-Zukunft/Dieter Lincke

Dabei sind vor allem zwei Dinge von grundlegender Bedeutung:

Zum einen fügt die Künstlerin beim Aufbau der Stabplastiken die von ihr verwendeten Stäbe nie über Kreuz, sondern nur an deren jeweiligen Enden aneinander. Einige später geklebte Kreuzungspunkte der Linien dienen als feste Verbindung nur der Fixierung und der statischen Absicherung der plastischen Konstruktion. Die meisten Kreuzungen sind jedoch rein optischer Natur und entstehen, abhängig vom jeweiligen Standpunkt, allein im Auge des Betrachters. Zum anderen baut die Künstlerin in der Linienführung ihrer Stäbe keine rechten Winkel (bestenfalls zufällig), die übrigens auch die Natur nicht kennt. Weiterlesen

„Ohne Sprache kein Gespräch“ – „Par la langue à l’entente“

2015, Oktober 9.

Vive l’entente par la langue! Vive l’amitié franco-allemande!

Im Düsseldorfer Luisen-Gymnasium fand vom 17. bis 20. September 2015 unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft der Kongress „Ohne Sprache kein Gespräch“ – „Par la langue à l’entente“ der Vereinigung Deutsch-französischer Gesellschaften für Europa (VDFG) und der Fédération des Associations Franco-Allemandes pour L’Europe (FAFA) statt. Der Deutsch-französische Kreis Düsseldorf (DFK) richtete den 60. Jahreskongress mit ehrenamtlichen Helfern für ca. 230 Teilnehmer aus.

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↑ Empfang der Stadt Düsseldorf am Vorabend (v.l.): Béatrice Angrand, Secrétaire Générale de l’Office franco-allemand pour la Jeunesse (OFAJ) Gereon Fritz, Präsident des VDFG, Cornelis Canenbley (DFK)
↓ (v.l.): Gereon Fritz (VDFG), Ratsherr Klaus Mauersberger, Stadt Düsseldorf,  Hans Herth (FAFA), Annick Libéral, (FAFA und Direktorin der deutsch-französischen Schule, des Lycée Franco-Allemand, in Buc), Cornelis Canenbley (DFK)

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Eröffnung des Kongresses mit Diskussion über das Kommunizieren in Europa:  Gereon Fritz im Gespräch mit dem französischen Botschafter Philippe Etienne und der Politologin und Europaparlamentarierin Sylvie Goulard

Im Gespräch mit Petra Kammann, Publizistin und Präsidiumsmitglied des DFK, zogen die Repräsentanten des Deutsch-französischen Kreises Düsseldorf, Präsident Cornelis Canenbley und Geschäftsführerin Christiane von der Groeben, Bilanz.

Petra Kammann: Wechselweise kommen einmal jährlich in einer Stadt in Frankreich und Deutschland alle deutsch-französischen Vereinigungen unter dem Dach der VDFG (Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V.) und der französischen FAFA (Fédération des Associations Franco-Allemandes) zusammen – im vergangenen Jahr in Dijon, in diesem Jahr in Düsseldorf. Welche Bedeutung hat für Sie das Motto des diesjährigen Kongresses „Ohne Sprache kein Gespräch“? Warum stand 2015 die Sprache im Mittelpunkt? Ist das ein aktuelles oder eher ein zeitloses Thema? Welche Erwartungen löste es bei Ihnen aus und wie wurde es auf der Tagung variiert? Weiterlesen

„Karl Schmidt-Rottluff – Bild und Selbstbildnis“ im Museum Wiesbaden

2015, Oktober 8.

Farbkräftige, expressionistische Selbstspiegelungen

Von Hans-Bernd Heier

Karl Schmidt-Rottluff gehört als Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Brücke“ zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Keiner von der Dresdner Künstlervereinigung hat sich häufiger selbst porträtiert als Schmidt-Rottluff. Zwischen 1906 und 1971 entstand eine Vielzahl von Selbstbildnissen durch alle Schaffensphasen in allen Techniken: Gemälde, Aquarell, Zeichnung, Pastell und Druckgrafik. Umso erstaunlicher ist, dass seine Selbstbildnisse bislang nur einmal im Fokus einer Ausstellung standen: Hanna Bekker vom Rath widmete 1974 in einer Kabinettausstellung – anlässlich des 90. Geburtstags des Künstlers – seinen Selbstbildnissen eine eigene Schau. Die angesehene Hofheimerin, die auch selbst malte, war als Schmidt-Rottluffs langjährige Freundin, Förderin und Mäzenin eine der wenigen Personen, die einen allumfassenden Einblick in sein Schaffen hatte.

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Karl Schmidt-Rottluff, Selbstbildnis, 1920, Öl auf Leinwand, 91 x 75,5 cm; Museum Wiesbaden, Dauerleihgabe der Erben von Robert Graetz; © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Das Museum Wiesbaden und das Brücke-Museum Berlin, das die weltweit bedeutendste Sammlung von Werken des Künstlers beherbergt, greifen nach gut 40 Jahren dieses Thema wieder auf und präsentieren die monographisch angelegte Ausstellung „Karl Schmidt-Rottluff – Bild und Selbstbildnis“. Ausgangspunkt sind die etwa 70 Selbstporträts eines der Hauptvertreter des Expressionismus. Weiterlesen