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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Ausstellungswechsel im Frankfurter MMK 2

Auf „Boom She Boom“ im MMK 2 folgt im Juli 2015 „Tuchfühlung. Kostas Murkudis und die Sammlung des MMK“

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Von Erhard Metz

Sie ist zu einer festen Grösse in der Frankfurter Museumslandschaft geworden – die am 19. Oktober 2014 eröffnete Dependance des Museums für Moderne Kunst mit dem Namen „MMK 2“ im Frankfurter TaunusTurm. „Boom She Boom“ lautet der Titel dieser jetzt am 14. Juni 2015 endenden ersten Sammlungspräsentation am neuen Zweit-Standort. Sie stand unter einem ganz besonderen Vorzeichen: Gemäss der Sentenz von Jean-Christophe Ammann „Das 21. Jahrhundert gehört den Künstlerinnen“ und dem kaum abzustreitendem Befund „die Kunst ist weiblich – es heisst ja schliesslich nicht der Kunst“ – wurden ausschliesslich Werke von 28 Küstlerinnen aus dem Bestand des Museums gezeigt. Ein Ausstellungsformat, das so schnell nicht wiederkehren wird – für diejenigen, die die Schau noch nicht gesehen haben sollten, wird es jetzt also allerhöchste Zeit. Zu sehen sind in dieser einmaligen Zusammenstellung Arbeiten von Jo Baer, Vanessa Beecroft, Shannon Bool,  Andrea Büttner, Vija Celmins, Hanne Darboven, Rineke Dijkstra, Marlene Dumas, Parastou Forouhar, Katharina Fritsch, Isa Genzken, Tamara Grcic, Bethan Huws,  Anne Imhof, Barbara Klemm, Eva Kotátková, Franziska Kneidl, Teresa Margolles, Sarah Morris, Cady Noland, Anja Niedringhaus, Christa Näher, Charlotte Posenenske, Jewyo Rhii, Taryn Simon, Sturtevant, Rosemarie Trockel und Adrian Williams.

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Sarah Morris, Parrot (Origami), 2009, Hochglanzlack auf Leinwand, basierend auf dem Faltenmuster „Macaw“ von Sirgo
Franziska Kneidl, B.S., 2014, eine Leihgabe der Künstlerin zu den entsprechenden Arbeiten „L.B.“ und „S.L.“ im Bestand des MMK

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Vija Celmins, Night Sky#15, 2000-2001, Öl auf Leinwand montiert auf Holz

„Wie kaum ein anderes Museum der Gegenwartskunst in Deutschland hat das MMK von der ersten Stunde an im Jahr 1991 bis heute einen besonderen Fokus auf die starken Positionen der Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte gerichtet“, verlautet es aus dem MMK. „Die Ausstellung umfasst unterschiedliche künstlerische Verfahren und konzeptuelle Ansätze, sie präsentiert eine Vielzahl von Perspektiven und Fragestellungen. In Skulpturen und Installationen, Gemälden und Zeichnungen, Filmen und Performances hinterfragen die Künstlerinnen die Repräsentation und gesellschaftliche Konnotation des weiblichen Körpers, sie beschäftigen sich mit sozialen und globalen Zusammenhängen, untersuchen Formen von Narration und Abstraktion und analysieren Strategien der Raumaneignung. Ihre Werke sind geprägt von individuellen Wahrnehmungen und persönlichen Erfahrungen, sie demonstrieren Subversivität und Mut zur Offenheit.“

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Christa Näher, Narrenturm, 1986, Dispersionsfarbe auf Leinwand

Unsere besondere Empfehlung: die MMK 2 – Sandwich Tour: Jeden Dienstag und Donnerstag findet zwischen 12.30 und 13 Uhr eine 25-minütige Kurzführung statt. Die MMK-Kunstvermittlung stellt dabei die wichtigsten Aspekte einzelner Werke vor und gibt Hintergrundinformationen zu den präsentierten Künstlern und ihren Positionen. Vor oder nach dem Ausstellungsbesuch können die Besucherinnen und Besucher aus dem reichhaltigen Angebot des attraktiven Museumscafés „Élaine“ ein leckeres Sandwich sowie ein Heissgetränk wählen. Eilige können ihren Snack in einem Lunchpaket mitnehmen. Das alles (Eintritt, Führung und Snack) kostet nur 9,50 Euro!

Eine besonders schöne Arbeit zeigt Eva Kot’átková:

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Eva Kot’átková, Anatomical Orchestra (Composition For 13 Ears), 2014, Mix Media, Sound, Work in Progress; Leihgabe der Künstlerin (Wandtext, Ausstellungs- und Detailansichten)

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„Es ist doch in der Welt immer Abschied nehmen“ schrieb Goethe an Charlotte von Stein. Abschied nehmen – wenn auch nur vorübergehend – muss das Frankfurter Publikum von der MMK-Ikone „Tischgesellschaft“ – wir sahen sie früh im Hans-Hollein-Bau, später im alten MMK-Zollamt und erneut im On Kawara-Saal im MMK-Haupthaus – nirgends freilich war sie wohl derart ästhetisch platziert wie jetzt im MMK 2, als lange Horizontale entlang der Reihe vertikaler Fenster mit Ausblick auf das Bankenviertel, unter den wiederum quer kreuzenden Röhren der Deckenbeleuchtung. Gewiss aber werden wir sie im MMK 1 wiedersehen!

Zum Schluss ein Ausblick: Ab 17. Juli 2015 wird im MMK 2 die Ausstellung „Tuchfühlung. Kostas Murkudis und die Sammlung des MMK“ zu sehen sein. Für die Schau im MMK 2 setzt sich der Designer Kostas Murkudis, der an der Schnittstelle zwischen Mode und Kunst arbeitet, mit den Verbindungen zwischen seinen Entwürfen und bedeutenden Arbeiten aus der Sammlung des MMK auseinander und kuratiert daraus eine Sammlungspräsentation, die Konzepte und Formen der Malerei, der Performance, des Ready-Mades, der Skulptur sowie weiterer Phänomene beinhaltet. Es dürfte sehr spannend werden!

Und das MMK 1 an der Domstrasse präsentiert ab 17. Oktober 2015 „William Forsythe“: Der international gefeierte Choreograf und Tänzer William Forsythe wird dort eine Auswahl seiner performativen Objekte, Video-Installationen, Tanz-Performances und interaktiven Environments vorstellen.

“Boom She Boom. Werke aus der Sammlung des MMK”, MMK 2, nur noch bis Sonntag, 14. Juni 2015

Fotos: Erhard Metz

→  MMK 2 eröffnet unter dem Motto “Boom She Boom”
→  Aufbruch in die Zukunft: Erweiterung für das Museum für Moderne Kunst MMK

 

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