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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Wanda Pratschke: Jubiläumsausstellung im Frankfurter Karmeliterkloster

„Wanda Pratschke ist eine Formverliebte“ (Professor Felix Semmelroth)

Von Erhard Metz

Zum 75. Geburtstag widmet die Stadt Frankfurt am Main der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke im Kreuzgang des Karmeliterklosters (Institut für Stadtgeschichte) eine grosse Jubiläumsausstellung.

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Schöne, 2000, Bronze, 120 x 70 x 100 cm

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Grosse Liegende, 2009/2011, Bronze, 105 x 210 x 105 cm

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Grosse Montserrat, 2013, Bronze, 175 x 56 x 45 cm

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Wanda Pratschke – mit der Metallbildhauerin E. R. Nele heute die „Grande Dame“ der sich mit dem Namen der Stadt Frankfurt am Main verbindenden Bildhauerkunst. Im gleichen Atemzug zu nennen wäre der grosse, 2008 verstorbene Hans Steinbrenner oder der 2011 verstorbene Willi Schmidt. Nicht vergessen werden dürfen in diesem Zusammenhang Edwin Hüller, 2009 verstorben, oder der 1951 in Frankfurt geborene Michael Siebel. Dem Œuvre der Genannten, deren Arbeiten wir auch sämtlich unter freiem Himmel im öffentlichen Stadtraum begegnen, kommt Alleinstellung zu. Es nimmt sich nicht wunder, dass Steinbrenner im Jahr 2009 eine Retrospektive und Nele im Jahr 2012 zu ihrem 80. Geburtstag eine grosse Einzelausstellung im Karmeliterkoster gewidmet waren; Willi Schmidts Werke wurden zu seinen Lebzeiten mit einer Ausstellung im Dominikanerkloster gewürdigt.

21 Arbeiten zeigt Wanda Pratschke derzeit im Karmeliterkloster: die grossvolumigen im begrünten, vom Kreuzgang umschlossenen Hof, die kleineren im Kreuzgang selbst. Ihre Skulpturen – zumeist sind es weibliche Figuren – vermitteln einen Eindruck von Geschlossenheit, Versunkenheit, von Einkehr in das Innere, von Selbstreflektion und Selbstfindung.

„Die Künstlerin verschreibt sich nicht dem schalen Traum von Paradiesen ästhetischer Illusion“, so Friedhelm Häring, Laudator, Kunsthistoriker, vormals Direktor des Oberhessischen Museums in Gießen. „Im Frauenwesen sucht sie und findet sie die immerwährende Neudeutung von Welt, Schöpfung, Menschlichkeit. Jede ihrer Figuren beleuchtet einen neuen Aspekt. Ihre sitzenden, stehenden, hockenden Leiber sind ragend wie Felsen, dehnen sich wie Flüsse, dauernd wie Meer oder Gebirge – die Natur.“

„Herzdamen“ eben – wie denn auch der Titel bereits ihrer Ausstellung vom Mai 2012 im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath lautete. Vergleichbares gilt auch für ihre im Kreuzgang in Vitrinen gezeigten Reliefs.

Die Geburt der Monserrat

Was für ein Vorname – Montserrat! Die grosse Sopranistin Montserrat Caballé trug ihn – ebenso deren Tochter Montserrat Martí Caballé, Sopranistin wie ihre Mutter. Standen sie vielleicht Patin bei der Idee, der Vision der Bildhauerin Wanda Pratschke für ihre „Montserrat“?

Am Anfang waren: eine Vorstellung, eine Skizze an der Wand …

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… ein kleines Modell.

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Das Werk – zunächst in Gestalt einer Gipsskulptur, denn es wird ja später in Bronze gegossen werden – nimmt konkrete Gestalt an.

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Hoch hinauf geht es zu dem noch unausgearbeiteten Kopf …
… jeden Tag aufs neue korrigieren, Gips ansetzen und abschlagen mit der Axt. Der Gips ist geduldig.

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Ein Tisch voll Arbeitsmittel: neben dem Gips und der Axt liegt dort noch so manches andere …
… und eine Ruhepause bei Tee und innerer Einkehr: Wie wird es weitergehen?

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Ein liebevolles Umarmen ihrer Gips-Monserrat …
… und mit einem Mal ist sie fertig, wirklich. Sie zeigt sich formvollendet und in strahlend schönem Weiss. Ob Montserrat spürt, welche Prozeduren ihr noch bevorstehen – auf dem Weg hin zur Bronzeskulptur?

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Abformung im Atelier, denn „Montserrat“ passt mit ihren Ausmassen und ihrem Gewicht nicht durch dessen Tür … und dann der Weg hin zum Bronzeguss in der Kunstgiesserei in Mainz.

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Es folgen der Transport nach Frankfurt zum Ausstellungsort im Karmeliterkloster … und dann die Aufstellung: Ist sie nicht wirklich erhaben, souverän und schön, die Montserrat?

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FeuilletonFrankfurt hat seinerzeit den künstlerischen und technischen Werdegang der „Grossen Liegenden“ von Wanda Pratschke in neun Folgen mitverfolgt und dokumentiert. Wir dürfen hier auf den Beginn dieser Serie verweisen.

„Wanda Pratschke: Herzdamen – Skulpturen 2009 bis 2014“, Institut für Stadtgeschichte / Karmeliterkloster, Kreuzgang; bis 25. Mai 2014

Abgebildete Werke © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotos: Erhard Metz (17); Wanda Pratschke (2)

→ WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 1 bis 9
→ Wanda Pratschke: Herzdamen

 

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