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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für April, 2014

“Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 6

2014, April 7.

Andrea Winkler weist uns den Weg – und versperrt ihn

Absperrpfosten, wohin wir schauen. Dazu die von Flughäfen bekannten ausziehbaren Gurte, hier in den Farben Schwarz, Rot und Blau. Das sind – wir staunen und erlauben uns diesen kleinen Exkurs – die Farben der Flagge Ostfrieslands (auf ostfriesisch „Oostfreesland“). Ob die Künstlerin, im hauptstädtischen Berlin sowie im hanseatischen Hamburg wohnend, einen Bezug zu dieser etwas entlegenen und mitunter belächelten Gegend herstellen wollte? Spekulieren wir nicht – und Flughäfen gibt es dort im Ostfriesischen ja auch eher weniger.

Gold- beziehungsweise messingfarbene Ketten wirken um einiges gediegener als die Bänder, erinnern an Absperrungen von Zonen in Museen oder Kirchen, die vom Publikum nicht betreten werden sollen. Zwei blaue „Beachflags“ lassen ein Gefühl von Leichtigkeit und Reisestimmung aufkommen. Dann aber wieder ein garstig anmutendes Scherengitter auf Rollen, schwarz und gelb lackiert, den Farben, die vor Gefahren warnen und in denen sperrige Maschinen oder Baustellenfahrzeuge lackiert sind. (Aber Schwarz-Gelb ist doch bereits seit einigen Monaten passee in unserer Republik …?) Ach, wir schweifen ab – ein wenig „Schuld“ daran geben wir auch der Künstlerin, die ihre früheren Ausstellungen schon mal mit Titeln wie „Du kannst die Polizei belügen, aber nicht mich“ oder  „Das gefährlichste Büro der Welt“ oder „Wir schaffen es von hier nicht mehr an die Erdoberfläche“ versah.

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Short Lets Considered, 2014, Mixed Media, Grösse variabel; diverse Installationsansichten; Courtesy the Artist and Gerhardsen Gerner

Andrea Winkler besetzt, strukturiert und öffnet zugleich mit ihren Installationen den Ausstellungsraum im Untergeschoss des Gebäudes Weiterlesen

Die Künstlergruppe RaumZeitPiraten zur „Luminale“ in der Weissfrauen Diakoniekirche

2014, April 3.

Ortsspezifische, performative Multimedia-Installation-Intervention
„Ein ephemeres Modell unperfekter Mensch-Maschine-Gegenwelten“

Wenn überhaupt eher nur pflichtgemäss und kostensparend angestrahlte Banken- und Bürohausfassaden – was soll’s. Die sogenannte „Luminale“, eine Begleitaktivität zur (auf Klar-Denglisch) „Light + Building – Weltgrösste Messe für Licht und Gebäudetechnik“ interessierte uns wenig, wenn da nicht eines wäre: Man verstand es, das Messegeschehen mit künstlerischen Events und damit kulturellem Glanz zu veredeln. Die Künstlerszene liess sich – zunächst zögernd und heuer mehr und mehr – darauf ein. Den Gang bei Dunkelheit durch vermeintlich luminal-erhellte Frankfurter Bürohochhaus-Schluchten kann man sich indes sparen – aber einzelne temporäre Kunstereignisse, die durchaus auch innerhalb geschlosser Räume anzutreffen sind, sollte man unbedingt besuchen – ja nun, besucht haben.

Zu den Höhepunkten dieser „Luminale“ zählen wir die Arbeiten der Künstlergruppe RaumZeitPiraten mit ihrem grandiosen Auftritt in der Weissfrauen Diakoniekirche.

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Projektionen der Künstlergruppe auf Campanile und Fassade

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Komplizierte kleine „Maschinen“ entfalten, konstruiert und gesteuert von den Mitgliedern der Gruppe, ein komplexes Leben und produzieren Projektionen auf den Innenraum der Kirche sowie Klangcollagen Weiterlesen

Gioacchino Rossinis „Die diebische Elster“ an der Oper Frankfurt

2014, April 2.

Ein Sozialdrama spannend wie ein Krimi – ein Justizirrtum?

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Wolfgang Runkel /Oper Frankfurt und Renate Feyerbacher

Am 30. März 2014 hatte das Melodramma „Die diebische Elster“, ein Meisterwerk des italienischen Komponisten, an der Frankfurter Oper Premiere. Begeisterung für die musikalische Umsetzung, einige unbegründete Buhrufe für die Regie.

Die diebische Elster / La gazza ladra (Oper Frankfurt, 2014)

Alexandra Kadurina (Pippo); Foto © Wolfgang Runkel

Mit Trommelwirbel, so wie sie bei Hinrichtungen üblich waren, fängt es an. Dann verfliegt der trübe Gedanke, die einmalige Ouvertüre lenkt in fröhlichere Gefühle, so wie es bei Rossini erwartet wird. Vor dem Vorhang liebkost Pippo, ein Bauernbursche, den Käfig, in dem seine Elster hockt, die schliesslich dem Vogelgefängnis entkommt. Sie flattert als Projektion auf dem Theatervorhang. Immer wieder werden später der Elster ähnliche Vögel bedrohlich herumflattern. Hitchcock lässt grüssen. Weiterlesen

“Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 5

2014, April 1.

Simon Rübesamen: Handschmeichler im XXL-Format

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o. T., 2010, GFK, Lack

Man möchte es gern und darf es nicht: mit den Händen, Lustgewinn suchend, über die wunderbar geschwungenen, sorgsam geglätteten Oberflächen fahren – der Himmel ist hoch und der Zar ist weit, wie es die altrussische Weisheit lehrt (wobei der scheidende Kunstvereinsdirektor Holger Kube Ventura in diesem Spielvergleich den Zaren geben müsste) Weiterlesen