Darmstadt und der Jugendstil
2014, Januar 6.Von Elke Backert
„Für uns, als wir jung waren, begann das 20. Jahrhundert, als Versprechen wie als Aufgabe, recht eigentlich in Darmstadt.“ Der 1963 verstorbene erste Bundespräsident Deutschlands Theodor Heuss war sich der Besonderheit der südhessischen kleinen Großstadt am Rande des Odenwalds bewusst. Die Stadt der Wissenschaft und Künste mit Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Altes Rathaus, Stadtkirche, Pädagog, Ludwigskirche, Porzellanschlösschen, Hessisches Landesmuseum, im Krieg stark zerstört und derzeit in Sanierung, machte nicht den Fehler, im Neubau-Wahn der Nachkriegsjahre alles Alte abzureißen. Behutsam widmete sie sich auch dem Kleinod, das die Stadt schon zwischen den Jahren 1901 und 1914 mit vier Ausstellungen international berühmt gemacht hatte: die Mathildenhöhe.
„Mein Hessenland blühe, und in ihm die Kunst.“ Getreu diesem Motto hatte der letzte Großherzog aus dem Hause Hessen und bei Rhein, Ernst Ludwig (1868-1937), 1899 auf der Mathildenhöhe eine Künstlerkolonie gegründet, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestand. Junge avantgardistische Maler, Bildhauer, Architekten, Gold- und Silberschmiede, Buch- und Glaskünstler lebten und arbeiteten dort. Unter dem Wahlspruch „Seine Welt zeige der Künstler, die niemals war, noch jemals sein wird“ hatten sie einen für Deutschland neuen Stil kreiert. Es blieben ihnen nur wenige Jahre, doch genug, um Darmstadts Ruf als Stadt des Jugendstils zu festigen.
Eine Hand mit fünf schmalgliedrigen Fingern zum Schwur erhoben, ein Vermählungsgeschenk für Großherzog Ernst Ludwig – der Hochzeitsturm
Ein Spaziergang über die Mathildenhöhe – ihre Namensgeberin war Prinzessin Mathilde von Bayern – könnte am Hochzeitsturm beginnen. Längst erkoren ihn die Bewohner zum Wahrzeichen Weiterlesen