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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der Tanz der Apsaras

Reisebericht Kambodscha (2)

Von Marlies Odehnal

Fotografien und Bearbeitungen © Marlies Odehnal

In der Landesmythologie von Kambodscha sind Apsaras Tänzerinnen, halb irdische, halb göttliche Himmelsbotinnen, die als Mittlerinnen zwischen Himmel und Erde gelten.

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Apsara-Tänzerinnen, Cultural Center Siem Reap

Ohne Tanz kann man sich die Kultur von Kambodscha nicht vorstellen. Doch für die Roten Khmer war jede Art von Kultur geistige Verschwendung, und sie metzelten fast jeden nieder, der nicht Bauer war. Fast wäre das jahrhundertalte Wissen um die sagenumwobenen Tänze in den Massengräbern verloren gegangen. Auch für Vong Metry, eine ehemalige Primaballerina am königlichen Hof, wäre ihr Beruf zum Todesurteil geworden, hätte sie nicht in jener dunklen Geschichte des Landes als Bäuerin gearbeitet. Fast alle ihre Kolleginnen kamen bei dem Einmarsch des Steinzeitkommunisten Pol Pot (1928-1998) in Phnom Penh ums Leben. In blindem Hass auf den Klassenfeind wurden Aufzeichnungen über Choreografien der Tänze verbrannt und Tänzerinnen in Lager gesteckt, dort gefoltert und anschließend ermordet. Vong Metry gehört zu den wenigen Überlebenden.

Nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer gründete sie in Phnom Penh die „Apsara Arts Association“; sie gibt nun ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weiter. Sie vermittelt ihren Schülern jenen traditionsreichen Tanz, der gestenreich von der Entstehung der Welt, von der Liebe, vom Krieg und vom Leid erzählt. Während dieser Tanz in früheren Zeiten ausschließlich der Unterhaltung der königlichen Familie vorbehalten war, erfreut Apsara nun das ganze kambodschanische Volk und natürlich auch die Besucher Kambodschas.

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Apsaras, Angkor Wat

Wer als Tourist Kambodscha besucht, für den wird der Besuch von Angkor, der Hauptattraktion Kambodschas, ein Muss sein: Angkor mit dem Haupttempel Angkor Wat, aber auch den anderen allesamt sehenswerten Tempelanlagen, seit 1992 Weltkulturerbe der UNESCO, lockt nach wie vor die Besucher aus aller Welt an. Jährlich kommen über 2 Millionen Besucher, die über die Architektur und Steinmetzkunst jener Zeit nur staunen können.

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Apsara, Angkor Wat

In vielen Tempeln von Angkor, wie beispielsweise in Angkor Wat, Bayon, Ta Prohm oder Banteay Srei, sind Apsaras auf unzähligen Basreliefs abgebildet. Noch heute verzaubern sie mit ihrem geheimnisvollen Lächeln und ihren fließenden Bewegungen den Betrachter. Die Steinmetze jener Zeit haben die Feinheiten der Gesichtszüge, der Gesten, der Kleidung und des Kopfputzes meisterlich herausgearbeitet.

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Apsaras, Türsturz Bayon

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Das Lächeln der Apsaras; Apsara, Bayon-Tempel

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Apsaras, Angkor Wat

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Fenster eines Angkor Wat-Tempels mit Apsaras (alt und modern)

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Moderner Apsara-Tanz im Tempel Angkor Wat

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Die Reliefs, die aus dem 9. bis 12. Jahrhundert stammen, sind jedoch bedroht von einer Steinkrankheit, die den Sandstein von innen verwittern lässt und unweigerlich zu ihrer Zerstörung führt. Die mehr als 1000 Jahre alten Kunstwerke können dem Verwitterungsprozeß durch das extreme Klima und dem Kot von Millionen von Fledermäusen nicht widerstehen. Auch die Unachtsamkeit der Touristen, die die Meisterwerke der Steinmetzkunst berühren, trägt zur Zerstörung bei. Professor Hans Leisen von der Fachhochschule für Kulturwissenschaften in Köln hat deshalb 1995 das „German Apsara Conservation Projekt“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Reliefs zu erhalten. Er hat lokale Restauratoren ausgebildet, die dieses Projektziel verwirklichen helfen. Dem Projekt ist zu wünschen, dass die Restaurierung möglichst vieler Reliefs gelingt, damit auch künftige Generationen die Meisterwerke einer glanzvollen Epoche bestaunen können.

(Fotoreportage, Teil 2, von einer Pressereise des Frankfurter Presseclubs nach Kambodscha vom 9. bis 22. November 2013)

→ Angkor, das Nationalheiligtum Kambodschas

→ Marlies Odehnal im Nebbienschen Gartenhaus
→ Virtuelle Bilder in virtuellen Galerien: Digitalkunst von Marlies Odehnal

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