home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für November, 2013

55. Biennale Arte Venedig 2013 (14)

2013, November 14.

Deutlich: Der Pavillon Spaniens
Drastisch: Der Auftritt Chiles

Den spanischen Pavillon in den Giardini Pubblici bespielt (wie es so schön heisst) Lara Almarcegui mit einer riesigen, das gesamte Gebäude füllenden Installation, besser vielleicht gesagt Intervention. In allen Räumen sehen wir LKW-weise – nein, in Venedig Lastkahn-weise – herangeschafften Bauschutt: Backstein- und Dachziegelbruch, Glastrümmer, Sägemehl, Eisenschlacke, Asche – zu Bergen aufgehäuft, die Menge soll etwa dem Volumen an Material entsprechen, das seinerzeit zur Errichtung des Pavillons Verwendung fand. Eine weitere Arbeit ist auf der Insel Sacca Mattia/Murano zu sehen.

Weiterlesen

„Ezio“ – Oper von Christoph Willibald Gluck. Frankfurter Erstaufführung

2013, November 13.

Überlebensangst – Machtspiel – Pracht – Intrige – Tugendhaftigkeit

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Barbara Aumüller /Oper Frankfurt und Renate Feyerbacher

Am 10. November 2013 hatte Christoph Willibald Glucks Dramma per musica „Ezio“ Premiere an der Oper Frankfurt. Ein vom Publikum begeistert gefeierter Abend.

Rezitative über Rezitative, aber sie lassen die komplizierte Handlung verstehen und sind musikalisch einprägsam schön. „Das Wort wird zum Treffpunkt und zur Waffe“, so beschreibt der Regisseur der Frankfurter Erstaufführung, Vincent Boussard, gebürtiger Franzose, das Libretto. Es schrieb 1728 Pietro Metastasio (1698 – 1782). Wortgefechte auf der Bühne, Gefechte mit dem Schwert nur hinter der Bühne. Rezitative seien der Schlüssel zu den Charakteren. Ein Theaterstück mit Musik, das zunächst manchmal sehr statisch daherkommt, aber später Fahrt aufnimmt.

Intrige und Mordabsicht treiben die dramaturgische Spannung voran. Zwei tugendhafte Menschen, das Liebespaar Feldherr Ezio und Fulvia, die Tochter Massimos, stehen dem machtgeilen, angstbesessenen, intriganten Kaiser Valentiniano und seinem intriganten, seine Tochter opfern wollenden Vertrauten Massimo gegenüber. Onoria, die Schwester des Kaisers, weise vermittelnd, wie Fulvia dem humanistischen Gedanken verpflichtet, und Vario, der nicht zum Mörder am Freund wird, sind wichtige Figuren in den verbalen Schlachten.

Sonia Prina (Ezio) und Paula Murrihy (Fulvia); Foto © Barbara Aumüller

Metastasio war der führende Literat für die damalige Bühne und auch vom Publikum geschätzt. Die längste Zeit, ab 1729, war der Italiener Hofdichter beim Kaiser in Wien.

Vermutlich 1731 vertonte Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) Metastasios Text für seine gleichnamige Oper (Uraufführung London Februar 1732). Allerdings hat Händel diesen Text sehr verändert.

Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787) schuf sein Werk knapp 20 Jahre später Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (13)

2013, November 12.

Der ägyptische Pavillon

Auch der Pavillon Ägyptens unter dem Motto „Treasuries of Knowledge“ – Schätze des Wissens – orientiert sich an dem Titel und Leitmotiv der diesjährigen Biennale „Der enzyklopädische Palast“, an dem Wissen der Menschheit also und dem heutigen Umgang damit. Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (12)

2013, November 12.

Der venezianische Pavillon

Marialuisa Tadei, Il Castello del Sole (Totale und Details), © Marialuisa Tadei; Fotos: FeuilletonFrankfurt

Weiterlesen

Raffael und Werkstatt: Bildnis des Papstes Julius II. im Städel Museum, Frankfurt

2013, November 10.

Raffael (Raffaello Sanzio) und Werkstatt, Bildnis des Papstes Julius II. 1511/12, Pappelholz, 105,6 x 78,5 cm, Städel Museum, Frankfurt; Foto: FeuilletonFrankfurt

„Wir sind Papst“ titelte am 20. April 2005 die Bild-Zeitung aus bekanntem Anlass. Ähnlich könnte heuer auch das Städel Museum titeln: gemeint wäre allerdings Papst Julius II., Giuliano della Rovere, er lebte von 1443 bis 1513.

Sein Pontifikat begann Ende 1503. Julius II. war gewiss kein „Waisenknabe“ – er war als Territorialfürst zugleich kriegführender Feldherr, und ihm wird eine uneheliche Tochter (Felice della Rovere, 1483 bis 1536) zugeschrieben. Aber er bewies Kunstverstand und hinterliess uns grosse, ja grösste Kunstschätze: Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (11)

2013, November 8.

Der grosse Auftritt Chinas (2)

Von Erhard Metz

War der erste Teil unserer Kurzreportage über den chinesischen Pavillon zur diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig bereits von einiger Zurückhaltung gekennzeichnet, so gilt dies auch für den zweiten Abschnitt, der den Künstlern Tong Hongsheng und Wang Qingsong gewidmet ist. Beide treten übrigens, über ihren Beitrag für den offiziellen Pavillon hinaus, auch in einer Gemeinschaftsausstellung „Together“ im Palazzo Bollani im Stadtviertel Dorsoduro auf. Leider hatten wir zeitlich keine Gelegenheit mehr gefunden, sie zu besichtigen.

Tong Hongsheng, 1967 in der Provinz Anhui geboren, studierte Ölmalerei an einer der China Academies of Fine Arts. Der Künstler, ein strenggläubiger Buddhist, lebt und arbeitet in Peking.

Bekannt sind seine sozusagen staatstragenden Historienbilder, seine zum Teil grossformatigen Stillleben sowie kleineren Arbeiten in Öl auf Leinwand in einer adaptierten Tradition westlicher altmeisterlicher Malerei – genannt werden dabei Namen wie etwa Jan Vermeer van Delft. Kennzeichnend sind eine vor allem religiös inspirierte Bilderwelt, sorgfältig-schulmässige bildliche Kompositionen, leuchtende Farben und eine dramatische Lichtführung. Zu den typischen Motiven zählen unter anderem buddhistische Mönche, gekleidet in traditionelle Gewänder. Weiterlesen

ZONTA says NO – mit dem Film „Wüstenblume“

2013, November 6.

Renate von Köller, Präsidentin des ZONTA Clubs Frankfurt II Rhein-Main, beim Benefiz-Abend im Deutschen Filmmuseum; Foto: Erhard Metz

Von Erhard Metz

Im Rahmen der aktuellen Kampagne von ZONTA International „ZONTA says NO“ – Nein zu Gewalt gegen Frauen, zu weiblicher Genitalverstümmelung – veranstaltete der ZONTA Club Frankfurt II Rhein-Main Anfang November 2013 im Deutschen Filmmuseum einen Benefiz-Abend zugunsten des gemeinnützigen Vereins „FORWARD Germany – Aktion gegen ritualisierte Gewalt“ mit Sitz in Frankfurt am Main. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Aufführung des Films „Wüstenblume“. Das Deutsche Filmmuseum und der Majestic Film Verleih Berlin verzichteten grosszügig auf Raum- und Aufführungskosten. Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (10)

2013, November 3.

Der grosse Auftritt Chinas (1)

Von Erhard Metz

Etwa 400 chinesische Künstlerinnen und Künstler traten zur diesjährigen Biennale in Venedig an und zeigen an den verschiedensten Schauplätzen, teils eher im Verborgenen und nur mit einigem Enthusiasmus zu entdecken, ihre Arbeiten. Pompös, bombastisch dabei der „offizielle“ Auftritt Chinas, vertreten durch das Kultusministerium der Volksrepublik, in einer grossen Halle am Rande der historischen Arsenale sowie im angrenzenden Garten mit dem zauberhaften Namen Giardino delle Vergini. Als Biennale-Kommissar treten die China Arts & Entertainment Group CAEG auf, als Kurator Wang Chunchen, im Hauptberuf Chef des kuratorischen Forschungsteams am Museum der Central Academy of Fine Arts in Peking und Co-Kurator am Eli and Edythe Broad Art Museum der Michigan State University.

Doch dominiert über diesem ganzen chinesischen Geschehen in Venedig, gerade im Blick auf die Publikumsresonanz, letztlich nur ein Name, der Name des Chinesen, der nicht persönlich anreisen konnte: Ai Weiwei. Grossartig seine raumgreifende Installation „Bang“ aus 886 antiken chinesischen Hockern, als ein Teil des Beitrags Deutschlands zur Weltkunstschau.

Sieben in China zumeist bekannte Künstler aus den Bereichen Malerei, Installation, Fotografie und Video wählte nun Kurator Wang Chunchen aus. Der Titel des chinesischen Auftritts lautet „Transfiguration – The Presence of Chinese Artistic Methods in Venice“.

Transfiguration – Verwandlung, Offenbarung; in der christlichen Tradition versteht man darunter vor allem die Verklärung Christi. Wang Chunchen wählte den Titel im Blick auf das Motto dieser Biennale „Il Palazzo Enciclopedico“ – der „enzyklopädische Palast“ (in dem, im Sinne der Encyclopédie von Denis Diderot, das gesamte Wissen der [Kunst-]Welt zusammengeführt und aufbereitet wird), als eine Art Brückenschlag zwischen den kulturellen Werten der Vergangenheit und der Gegenwart, denen des Ostens und des Westens, zwischen dem Leben und der Kunst wie auch umgekehrt zwischen der Kunst und dem Leben und vor allem zwischen der analogen und der digitalen (Kunst-)Welt.

Von den sieben Künstlern, die China als offizielle nationale Vertretung ins Rennen nach Venedig schickte, haben wir bereits den vielleicht interessantesten und künstlerisch selbständigsten (dem Vernehmen nach auch mutigsten und systemkritischsten) Aktionisten und Querdenker vorgestellt: He Yunchang.

He Yunchang, The Seawater of Venice, 2013, Performance, Ausstellungsansicht

Weiterlesen

Städel Museum zeigt “Dürer. Kunst – Künstler – Kontext” (2)

2013, November 1.

Virtuose Feinmalerei

Von Hans-Bernd Heier

Das Städel Museum präsentiert bis zum 2. Februar 2014 in einer umfassenden Sonderausstellung den wohl bedeutendsten deutschen Renaissancekünstler Albrecht Dürer (1471–1528). Unter dem Titel „Dürer. Kunst  Künstler – Kontext“ sind im Ausstellungshaus insgesamt über 280 Werke versammelt, darunter etwa 200 Arbeiten des genialen Malers selbst (vgl. Folge 1).

„Bildnis der Mutter des Künstlers, Barbara Dürer“, um 1490, Tannenholz, 47 x 35,8 cm; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Foto: Germanisches Nationalmuseum

Die umfassende Schau beginnt im Erdgeschoss mit dem Frühwerk des Nürnberger Künstlers und seinem beruflichen und familiären Bezug zur Goldschmiedekunst. Hier sind unter anderem das Bildnis der Mutter des Künstlers (um 1490), das früheste gesicherte Gemälde Dürers, sowie das Gemälde „Büssender heiliger Hieronymus“ (um 1497) zu sehen. Weiterlesen