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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

55. Biennale Arte Venedig 2013 (15)

„Schöne Tableaus“
Argentinien, Bolivien, Indonesien

Sonia Falcone, „Campo de Color“, 2012, Installation, verschiedene Pigmente und Gewürze

Ja, es riecht, es duftet nach allerlei Fremden in den Arsenale, und zu sehen gibt es dazu auch etwas: zu dem Geruch von Gewürzen aus aller Welt gesellt sich ein farbenprächtiges Spektakel. Die bolivianische Künstlerin Sonia Falcone hat es in der Ausstellungshalle Italo-Lateinamerikas installiert. 300 Schalen aus Ton sind mit kunterbunten Spezereien und Pigmenten gefüllt, zu kleinen spitzen Hügeln aufgeschüttet.

Sonia Falcone wurde 1965 in Santa Cruz, Bolivien geboren. Die vielseitig interessierte Malerin, Installations- und Videokünstlerin verbindet ihre künstlerische Arbeit mit dem Engagement auf zahlreichen kulturellen wie gesellschaftspolitischen Gebieten. Auf der Biennale vertritt sie Bolivien im Gemeinschaftsauftritt des Istituto Italo-Latino Americano (des Lateinamerikanischen Pavillons), an dem sich eine Vielzahl von Ländern, Künstlerinnen und Künstlern beteiligen.

Nicola Costantino, „Eva – Argentina“, Mixed-Media-Video-Installation in vier Teilen, Installationsansicht

Nicola Costantino vertritt Argentinien auf der diesjährigen Biennale. Ihr Thema ist die 1952 verstorbene frühere First Lady Argentiniens, María Eva Duarte de Perón, von Teilen der Bevölkerung seinerzeit als „Evita“ stürmisch gefeiert (und durch das gleichnamige Musical weltweit bekannt), von anderen als Unterstützerin ihres Mannes, des umstrittenen damaligen diktatorischen Präsidenten Juan Perón, vehement kritisiert und bekämpft.

Nicola Costantino, 1964 in Rosario geboren, studierte Kunst in Rosario, Buenos Aires und Houston/Texas. Sie lebt und arbeitet in Buenos Aires. In ihrer videobetonten Mixed-Media-Installation „Eva – Argentina. Una metáfora contemporánea“ setzt sie sich – mit opulent komponierten Videosequenzen – mit den Spuren auseinander, die „Evita“ in der Geschichte und im kollektiven Bewusstsein ihres Landes hinterlassen hat.

Unter dem Titel „Sakti“, einem Symbol für den Zusammenhalt der über 300 Völker in der indonesischen Nation, tritt Indonesien zum ersten Mal mit einem eigenen Saal zu einer Biennale in Venedig an. Dominiert wird der Auftritt durch zwei Installationen von Albert Yonathan Setiawan und Sri Astari.

Albert Yonathan Setiawan stellt einige Hundert handgeformte Tonobjekte zu einer geometrischer Ausrichtung folgenden Szenerie zusammen, die an einen Irrgarten erinnern, aber – vor der bühnenhaft wirkenden Installation von Sri Astari – auch als ein grosses Auditorium erscheinen könnte. Eine schöne, zu spiritueller, meditativer Kontemplation führende Arbeit.

Albert Yonathan Setiawan, 1983 geboren, studierte Kunst am Keramik-Institut der Fakultät für Kunst und Design des Bandung Institute of Technology (ITB) mit den Abschlüssen Bachelor und Master in the Visual Arts. Im vergangenen Jahr zog der Künstler nach Japan, um seine Studien keramischer Kunst an der Seika University in Kyoto fortzusetzen.

Sri Astari, 1953 geboren, studierte an der University of Minnesota und am Royal College of Art in London Malerei, wandte sich jedoch auch der skulpturalen und installativen Kunst zu. Sie bezieht sich auf alte javanesische Traditionen, Werte und Symbole. In Venedig baute sie eine Szenerie mit lebensgrossen, puppenhaften, maskierten, in prächtige Gewänder gekleideten Figuren. Eine grossstädtische Schaufensterdekoration? Ein Schauspielerinnen-Ensemble?

Installationen von Albert Yonathan Setiawan (Vordergrund), Sri Astari (Hintergrund mitte) und Eko Nugroho (Puppentheater im Hintergrund links)

Weitere teilnehmende Künstler im indonesischen Pavillon sind Entang Wiharso, Titarubi und Rahayu Supanggah.

Abgebildete Werke © jeweilige Künstlerinnen/Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt

(Die Biennale Arte di Venezia
endet am 24. November 2013)

→ 55. Biennale Arte Venedig 2013 (16)

→ 55. Biennale Arte Venedig 2013 (1)

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