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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

“Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (11)

Peter Randall-Page im Römerkastell „Altes Jagdhaus“

Versprochen ist bei uns versprochen (anders als die kölsche Weisheit „Versprechen un Halten – beides zusammen jeht nit“). Wie in Folge 10 unseres Reports über die „Blickachsen 9“ also versprochen geht es heute erneut in den Taunus zu den Römern: verbunden mit einer kurzen, wiederum gesundheitsfördenden Wanderung zum römischen Kleinkastell „Altes Jagdhaus“. Nun hatten die Römer dort einst natürlich kein Jagdhaus, sondern eine militärische Anlage errichtet, ein Kleinkastell aus Stein, rund 650 Quadratmeter an Fläche messend, knapp 680 Meter hoch gelegen am Passübergang, der heute „Sandplacken“ heisst, ebenfalls Teil des UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes. Aus dem 16. Jahrhundert hingegen stammt das Jagdhaus des „Waltboten der Hohen Mark“ (auf diese geografische Bezeichnung lautet heute noch die Endstation des in den Taunus führenden Zweigs der Frankfurter Stadtbahn), einer Marktgenossenschaft unter der Herrschaft der Landgrafen Hessen-Homburg. Es wurde in die Umwallung des römischen Kastells hineingebaut; seine Grundmauern sind erhalten und konserviert. Mit dem Römerkastell hat es jedoch nichts zu tun.

Auch dieses Kleinkastell ist eine der Spielstätten der „Blickachsen 9“. Wir begegnen dort äusserst sehenswerten Arbeiten keines anderen als des Bildhauers Peter Randall-Page, den wir bereits von den „Blickachsen 7“ her kennen und dem wir später noch einmal mit wundervollen Arbeiten auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität begegnen werden.

↑ Cupressus I, 2008, Granit, 103 x 149 x 115 cm
↓ Exhalation, 2008, Granit, 91 x 131 x 108 cm

Wie bereits bei der Skulpturenschau im Römerkastell Kleiner Feldberg korrespondieren die Arbeiten entsprechend der Programmatik der “Blickachsen” auch hier mit ihrer Umgebung, im Kontext zur Geschichtlichkeit des Ortes. Das Ausgangsmaterial sind Findlinge aus Granit. Das vor Jahrmillionen gebildete Gestein steht im Kontrast zum gerade einmal rund 1800 (Römerkastell) bzw. 500 (Jagdhaus Hohe Mark) Jahre alten, längst verfallenen Menschenwerk, dessen Gestalt und einstige Bedeutung heute nur noch mit geologischem und historischem Sachverstand erschlossen werden kann. Randall-Page schafft der Natur und insbesondere der Kreatürlichkeit nachspürende Werke, denen er ein ordnendes Raster aufprägt – Assoziationen an Urwelttiere, auch an Schneckengehäuse, Schildkrötenpanzer oder von Schuppen bedeckte Wesen stellen sich ein. „Er bezieht“ – wir zitieren aus einem Text der Blickachsen-Ausstellung – „seine Inspiration aus dem Studium organischer Formen und ihrer Wirkung auf den Betrachter. In manchen Arbeiten ändert er die Form eines natürlich vorkommenden Objektes kaum, in anderen überwindet er den biomorphen Wildwuchs zugunsten einer geometrischen Klarheit. Ausdrucks- und variantenreich ist auch, wie er sich die Geometrie innerhalb der natürlichen Ordnung und einige mathematische Prinzipien zunutze macht, die natürlichen Mustern und Erscheinungen zugrunde liegen“.

im Vordergrund: Sum of the Parts, 2001, Granit, 84 x 98 x 74 cm;
↑↓ im Hintergrund: Flayed Stone II, 1998, Granit, 117 x 118 x 104 cm

Peter Randall-Page, 1954 in Essex geboren, studierte Bildhauerei an der Bath Academy of Art. Seine Arbeiten sind auf fast allen Kontinenten in Ausstellungen und in öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten.

Abgebildete Werke © Peter Randall-Page, Fotos: FeuilletonFrankfurt

→ “Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (Folge 12)

→ “Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (Folge 1)

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