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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Bruno und Peer

Der Problembär und der Problempeer

Bruno – wer erinnert sich noch an ihn? Den aus dem norditalienischen alpinen Adamello-Brenta-Naturpark ausgewanderten Braunbären, der im zarten Alter von zwei Jahren im Juni 2006 auf Geheiss der Bayerischen Staatsregierung hingemeuchelt wurde, ihn, den Bär, der doch nur sein friedliches Bärenleben fristen wollte, mal ein paar Bienenstöcke plündern, mal ein paar Schafe oder Ziegen verspeisen, was die Menschen ja eben auch tun. Die halbe Bevölkerung nahm damals Anteil an Brunos Schicksal.

Aber die Bayerische Staatsregierung hatte ihn zum Problembären erklärt, und so musste er sterben. Kein anderer übrigens als der den Gebirgsschützen (die allerdings eine solche Tat niemals vollbracht hätten, das wäre ihnen gegen die Schützenehre gegangen), also der den Gebirgsschützen so nahe stehende Edmund Stoiber – seinerzeit Ministerpräsident des schönen Bayernfreistaats, Schöpfer unzähliger rhetorischer Spitzenprodukte, von denen wenigstens die legendäre Zehn-Minuten-Rede (hier unbedingt anklicken!) eigentlich zum Welterbe erhoben werden müsste – jener Edmund Stoiber also hatte, so lesen wir, den armen Bruno zum Problembären erkoren. In einer Pressekonferenz unterschied er damals vor den staunenden Journalisten, wie wir weiter lesen, zwischen einem Normalbär mit erwartungsgemässem Verhalten, einem Problembär und einem Schadbär. Zahlreiche Kabarettisten griffen diese wunderbar sinnstiftende Klassifizierung dankbar auf und identifizierten alsbald entsprechend Normalpolitiker, Problempolitiker und Schadpolitiker.

Zu allem Elend wurde Bruno nun ausgerechnet an der Rotfront – pardon – Rotwand gemeuchelt. Sie lesen richtig: Rotwand! Unerhört! War Bruno ein Linker? Könnte Peer Steinbrück zum Beispiel nie passieren, eher schon im Schwarz-Wald.

Aber da gibt es nun Leute, die schon vom „Problempeer“ sprechen: wegen der vielen Fettnäpfchen, in die er freudig tritt. Weil er die Herzen der Genossen nicht erwärmen kann und schon gar nicht die der jüngst im Deutschlandtrend Befragten. Weil er, im Gegensatz zur Kanzlerin Merkel, das geschwätzige Mundwerk nicht halten kann. Weil er aus lauter Ungeschick dem Malocher an der Werkbank den Eindruck vermittelt, er – als künftiger Kanzler – werde zu wenig Geld verdienen!

Also ein Normalpeer mit – wir greifen auf Stoibers Definitionen zurück – erwartungsgemässem Genossen-Verhalten ist er nicht.

Wird er am Ende gar zum Schadpeer?

Gewiss kein Schadbär und – im Gegensatz zur Kaste geldhungriger Politiker – vom Aussterben bedroht: Grosser Panda im Ocean Park, Hongkong

(Foto: J. Patrick Fischer/wikimedia commons cc)

 

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