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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (4)

Geheimnisse
verraten von Horst Teichhofer

(mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion und Verlagsleitung von „Plözin – Die tapfere kleine Zeitschrift“, Text © -habust- )

In einer weltweit unbeachteten Nebennotiz im LOKUS 11/2003 hat Professer Dr. Niebeling bekannt gemacht, daß er das Trugschwein entdeckt hat. Nur, wie gesagt, niemand hat das gelesen, obwohl der LOKUS immerhin eine Druckauflage von fast einer Million hat.

Es war, lieber Leser, Dein Fehler, daß Du diese Nebennotiz übersehen hast. Den alten LOKUS hast Du ja längst weggeschmissen. Ganz so schlimm, daß Du Dich jetzt werweißwie grämen müßtest, ist es aber nun auch wieder nicht, denn hier sind die erstaunlichen Fakten. Plözin hat beinhart recherchiert und nach einigen Rückschlägen sogar mit Professer Niebeling persönlich sprechen können.

Bei der Recherche ist allerdings nicht viel rausgekommen. Das Gespräch war auch ziemlich doof. Aber urteile, lieber Leser, doch einfach selbst:

Plözin: Professer Niebeling, laut LOKUS wollen Sie das Trugschwein entdeckt haben. Was genau meinen Sie damit?

Prof. Niebeling: Ich machte die Tür auf, und da saß es und glotzte mich an.

Plözin: Ja und? Wieso rechtfertigt das eine – zugegeben unbeachtet gebliebene – Nebennotiz im LOKUS?

Prof. Niebeling: Na, weil ich es ebent entdeckt habe. Ich machte die Tür auf, und da saß es. Und glotzte mich an!

Plözin: Einfach so?

Prof. Niebeling: Natürlich nicht einfach so. Also, das heißt, nicht einfach so, wie ich jetzt hier sitze und Sie anglotze. Das hatte so ein tückisches Funkeln in seinen kleinen Schweineaugen. Saß da und glotzte mich an. Mit seinen kleinen, tückischen Trugschweinaugen.

Plözin: Haben Sie sich da nicht entsetzlich gefürchtet?

Prof. Niebeling: Ja, allerdings. Es war furchtbar.

Plözin: Was also taten Sie nach Ihrer Entdeckung?

Prof. Niebeling: Ich fürchtete mich entsetzlich, kalte Schauer jagten mir über den Rücken, das Herz schlug mir bis zum Halse, und ich zitterte wie Espenlaub.

Plözin: Vor Angst?

Prof. Niebeling: Ja, genau.

Plözin: Ach. Und was taten Sie dann?

Prof. Niebeling: Ich schlug die Tür sofort wieder zu.

Plözin: Da konnte das Trugschwein Sie nicht mehr so gemein anschauen, Ihre Angst wie auch die damit verbundenen körperlichen Symptome klangen ab, und Sie beruhigten sich allmählich. So war’s doch?

Prof. Niebeling: Ja, genau.

Plözin: Sahen Sie das Trugschwein dann noch einmal?

Prof. Niebeling: Nee, nie mehr. Aber das ist ja auch kein Wunder. Schließlich sieht eins aus wie das andere. Wie hätte es ich in dem Gewusel auf unseren Straßen da  wiedererkennen können?

Plözin: Auch wieder wahr. Also Tschü-hüss!

Prof. Niebeling: Tschü-hüss! Macht’s gut!

Plözin: Sie auch! Bis zum nächsten Mal!

Prof. Niebeling: In alter Frische!!

Na, hat sich das nun gelohnt? Nee, ne? Aber wir haben Dich, lieber Leser, ja gewarnt.

Nach dieser Pleite konzentrierte sich die Forschung ganz auf die teilnehmende Beobachtung, und mit Hilfe stattlicher staatlicher Mittel gelang es Dr. Heidelbeer Muff aus Potzdamm, jahrelang undercover in einer Trugschweinrotte zu überleben. Aber ach! Er wollte nicht mehr zurück.

→ Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (5)

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