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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Mai, 2012

documenta 13 in Kassel (3)

2012, Mai 13.

Es tut sich was im Staatspark Karlsaue …

Er ist fast schon so etwas wie ein Symbol oder Wahrzeichen für die bevorstehende documenta 13 in Kassel: der kahle Baum aus Bronze mit dem wuchtigen Stein in seinem Geäst und dem kleinen lebendigen Trieb zwischen seinen Wurzeln. Am 21. Juni 2010 bereits wurde Giuseppe Penones rund neun Meter hohes Kunstwerk an seinem Platz in der Kasseler Karlsaue, seit jeher Freilicht-Ausstellungsstätte der weltweit bekannten temporären Schau zeitgenössischer Kunst, „eingeweiht“. Wir haben bei unseren Besuchen in der alten Residenzstadt den Eindruck gewonnen, die Kasseläner, Kasselaner und Kasseler (jeweils auch in ihrer weiblichen Form, und bewahren Sie den Autor um Himmels willen vor einer Spezifikation dieser drei Kategorien von Einwohnerinnen und Einwohnern), sie mögen ihn, diesen Baum samt seiner steinernen Last, und identifizieren ihn mit dem herannahenden Kunstereignis. Das Bild des Baumes ist inzwischen um die halbe, wenn nicht die ganze Welt gegangen und ziert Drucksachen des Kasseler Marketings.

Was aber tut sich da auf dem viele Hektar grossen Bowlinggreen (Karlswiese, Kassel-mundartlich auch „Bollengrün“) vor dem Orangerieschloss?

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Zeitgenossen / 9

2012, Mai 12.

Träger des bunten Palmwedels, © habust

Susanne Gaensheimer Kommissarin des Deutschen Pavillons für die 55. Biennale Arte di Venezia 2013

2012, Mai 10.

Susanne Gaensheimer (Foto: Maruricio Guillén)

Im Grunde turnus- und somit erwartungsgemäss berief das Auswärtige Amt MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer, Gewinnerin des Goldenen Löwen der letztjährigen Biennale, zur Kuratorin (Kommissiarin) des Deutschen Pavillons auch für die 55. Biennale Arte di Venezia im Jahr 2013.

Die Berufung zunächst für eine erste und später für die zweite „Amtszeit“ entspricht in Deutschland einer – ungeschriebenen – Tradition Weiterlesen

Gerhard Richter – ein Ausnahmekünstler

2012, Mai 9.

Marianne (Ema), Betty, Sabine …

Eine persönliche Betrachtung
von Renate Feyerbacher

Nur noch wenige Tage, bis zum 13. Mai 2012, verbleibt die Ausstellung „Panorama“ (Rundblick) in der Neuen Nationalgalerie Berlin. Der „RAF-Zyklus“ ist in der Berliner Alten Nationalgalerie in zu sehen.

„Ein Bild kann uns helfen, etwas zu denken, was über dieses sinnlose Dasein hinausgeht. Das ist etwas, das die Kunst kann.“ Gerhard Richter in einem Interview 2002.

Die Neue Nationalgalerie, dieser klare, lichtdurchflutete Bau des deutsch-amerikanischen Architekts Mies van der Rohe (1886 bis 1969), erscheint als idealer Ort für Richters Werke, so der erste Eindruck.

Aufsteller vor der Neuen Nationalgalerie

Anlass für diese Schau ist Gerhard Richters 80. Geburtstag.

Nationalgaleriedirektor Udo Kittelmann und Gerhard Richter, einen Tag nach dessem Geburtstag Weiterlesen

Holger Herrmann: Tempo, Tempo …

2012, Mai 6.

Kaltnadelradierungen aus der Reihe „Jan.-April 1998“ und farbige Holzdrucke

Von Brigitta Amalia Gonser
Kunstwissenschaftlerin

Holger Herrmann verknüpft in seinem Œuvre Kunst und Leben, verschränkt Texte und Textfragmente mit Bildern und findet stets neue gestalterische Möglichkeiten in der Graphik und in der Malerei, in der Abstraktion ebenso wie in der Figuration.

Prägend war für den Frankfurter Künstler in den 1970er Jahren an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg der viel diskutierte „erweiterte Werkbegriff“ von Franz Erhard Walther, der den Menschen in das Werk einbezieht und damit den menschlichen Körper zum existentiellen Bestandteil eines Werkes macht..

So findet Holger Herrmann immer wieder zur Figur, dem menschlichen, männlichen Körper zurück. Wie eine Ikone ist er für ihn Abbild und Sinnbild zugleich. Seine Gestalten bilden gleichsam die Basis seiner graphischen und malerischen Feldforschungen.

o. T., 2006, Holzdruck, 3-farbig, 130 x 97 cm Weiterlesen

documenta 13 in Kassel (2)

2012, Mai 4.

Die Ausstellungsstätten der documenta 13

Vor der Kasseler Neuen Galerie: Helmut Brinckmann, Termitenstrauch, 1969

Beginnen wir bei der Vorstellung der documenta-Ausstellungsstätten in Kassel mit der Neuen Galerie und zugleich – dieser kleine Exkurs sei erlaubt – mit einer Hommage an den Bildhauer Helmut Brinckmann zu dessem 100. Geburtstag. 1912 in Berlin geboren, erlernte er den Beruf des Stahlgraveurs und besuchte die dortige vormalige Kunstgewerbeschule und nachfolgende Akademie. Brinckmanns Arbeiten wurden von den Nationalsozialisten verfemt; der Künstler wurde in den Kriegsdienst verpflichtet und gelangte, nach Verlust eines Auges, zunächst nach Oberbayern und anschliessend nach Darmstadt. 1950 wurde er mit seiner Frau, der Malerin Ute Brinckmann-Schmolling, Mitglied der Neuen Darmstädter Sezession. Brinckmann war nicht allein ein bekannter Künstler, sondern auch langjähriger Geschäftsführer eines hessischen Fonds zur Finanzierung von Kunstwerken an öffentlichen Neubauten. Künstlerische Qualität statt Dekoration lautete dabei sein oberster Grundsatz. Brinckmann verstarb 1994 und hinterliess zahlreiche Arbeiten in Parkanlagen und im Umfeld öffentlicher Gebäude. Weiterlesen

Die Kunst, die Bürgerbeteiligung und der Frankfurter Rossmarkt

2012, Mai 3.

Idee gut – Zeitpunkt schlecht:

Es geht um eine Diskussionsveranstaltung des Frankfurter Kulturamts gemeinsam mit der Initiative „Rossmarkt hoch 3“ am Freitag abend, 4. Mai 2012.

Wir zitieren ausnahmsweise die entsprechende Pressemeldung der Stadt Frankfurt am Main nebst Einladung:

„Rossmarkt hoch 3“ und das Kulturamt der Stadt Frankfurt wollen dazu anregen, das Kunstprojekt im Kulturleben der Stadt hervorzuheben und eine Diskussion um das Fortbestehen von „Rossmarkt hoch drei“ anzuregen. Sie laden für Freitag, 4. Mai, 19 Uhr zur Diskussionsrunde in den Hermann Josef Abs-Saal der Deutschen Bank, Junghofstrasse 11. Der Titel: „Kunst im öffentlichen Raum, Bürgerpartizipation und der Rossmarkt“.

Das 2010 gegründete Skulpturprojekt zur künstlerischen Gestaltung des Rossmarktes ist als Gegenpol zu den kommerziellen Veranstaltungen gedacht, die den Platz die Hälfte des Jahres belegen. Der Rossmarkt, ein traditionsreicher Frankfurter Platz mitten in der Innenstadt, soll sich auch als Bühne für die Kunst und Kultur etablieren. Dabei sollen die Impulse aus der Stadtgesellschaft selbst kommen. Jedes Jahr wird eine Gruppe von Bürgern auserkoren, einen Künstler auszuwählen und mit einem Kunstwerk zu beauftragen. Das Projekt soll zunächst für drei Jahre fortlaufen.

Es diskutieren Felix Semmelroth (Kulturdezernent), Peter Iden (Kritiker), Holger Hagge (Architekt, Deutsche Bank AG), Antje Grell (Evangelischer Regionalverband Frankfurt), Karin Heyl (Crespo Foundation), Katja Assmann (Kultur Ruhr GmbH/Leiterin Künste im Urbanen Raum), Heike Hambrock (Leiterin des Kulturausschusses der Stadt Frankfurt), „Rossmarkt hoch 3“-Künstler 2012, Matthias Göritz (Schriftsteller) und Johanna Giers (Abiturientin der Wöhlerschule, „Rossmarkt hoch drei“-Jury 2011). Es moderieren Matthias Alexander (Frankfurt Allgemeine Zeitung) und Juliane von Herz (Initiatorin „Rossmarkt hoch drei“).

So gut, so schön – was den Termin anlangt jedoch besser: so schlecht.

Warum es ausgerechnet der Freitag abend sein muss, an welchem in der Stadt im Rahmen einer abgestimmten Aktion nicht weniger als 14 Galerien ihre neuen Ausstellungen eröffnen, ist schwer erschliessbar. Gleiches gilt – man könnte sagen erst recht – im Blick auf die Eröffnung des zweiten Ausstellungsblocks von ATELIERFRANKFURT, ebenfalls am Abend dieses 4. Mai, zumal wenn man bedenkt, dass eben jenes ATELIERFRANKFURT eines der wichtigsten Foren zur Ausstellung junger künstlerischer Positionen im Rhein-Main-Gebiet ist. Menschen, die diese Eröffnung wahrnehmen wollen (wie auch zumindest einige der anderen Vernissagen) werden nicht zur Diskussionsveranstaltung kommen können. Das ist sehr schade, handelt es sich bei den Ausstellungsbesuchern doch vielfach um die gleiche Zielgruppe kunstinteressierter Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, die sich gerade auch von der Einladung zur Diskussionsveranstaltung angesprochen fühlt.

FeuilletonFrankfurt hat in zwei Beiträgen – mit einigem Zorn wie auch mit ein klein wenig Optimismus – zum hausgemachten Problem Rossmarkt Stellung genommen, auf die hier als Diskussionsbeiträge verwiesen werden muss. Denn wir müssen den Vernissagen den Vorrang einräumen:

→  Basaltgraue Verschandelung in Frankfurt am Main

→  Tamara Grcic: „outside-here“ auf dem Frankfurter Rossmarkt

goEast – 12. Festival des mittel- und osteuropäischen Films

2012, Mai 2.

Suche nach Trost –
Alltagsgeschichten, Vergangenheitsbewältigung,
Utopien

von Renate Feyerbacher

Fotos: Renate Feyerbacher
Filmstills: goEast

Zum zwölften Mal versammelten sich vom 18. bis 24. April 2012 unter dem Titel „goEast“ erfolgreiche Filmemacherinnen und Filmemacher sowie Nachwuchstalente aus vielen Ländern Mittel- und Osteuropas in Wiesbaden. Einige kamen auch nach Frankfurt. Die Schirmherrschaft von goEast hatte der langjährige Frankfurter Kulturdezernent und Filmspezialist Professor Hilmar Hoffmann inne. Weiterlesen